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Pergamentum – Im Banne der Prophetin: Roman (German Edition)

Pergamentum – Im Banne der Prophetin: Roman (German Edition)

Titel: Pergamentum – Im Banne der Prophetin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Koschyk
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Zeit ganz nahe an ihm dran, aber er ist uns entkommen.«
    »In wessen Auftrag verfolgtet Ihr ihn?«
    »Im Auftrag des Kaisers, Friedrich Barbarossa, Herrscher über das Heilige Römische Reich Deutscher Nation«, antwortete Gerold mit stolzgeschwellter Brust. »Aber nun gibt es Wichtigeres, als ein lamentierendes Männchen mit einer Gefolgschaft aus Lumpensöhnen und Aussätzigen durchs Land zu treiben.«
    »Und das wäre?«, fragte Clemens.
    Gerold von Mettlach zögerte und musterte den Kanonikus eindringlich. »Von welchem Ort kommt Ihr? Wisst Ihr denn nicht um den größten heiligen Krieg, den es vorzubereiten gilt? Nicht von dem Verlust der Heiligen Stadt Jerusalem, kläglich der Vernichtung anheimgegeben? Nicht vom Raub des wahren Kreuzes Christi durch die Hände der Heiden? Das Volk im Perserreich,eine Brut von ziellosem Gemüt, hat mehr als fünfzig Kreuzfahrerstaaten besetzt, durch Mord und Brand entvölkert und die Kirchen Gottes zerstört, die Altäre befleckt mit Scheußlichkeiten. In schändlicher Misshandlung schlitzen sie ihren Opfern die Bäuche auf und schänden zahllose Frauen. Die Wahrheit selbst und der Prophet der Wahrheit beklagen die Verwüstung und die erbarmungswürdige Knechtung, die das Land des Herrn unter die abscheuliche Herrschaft von Barbaren zwang.« Er lachte bitter. »Wem obliegt nun, jene Schmach zu rächen, dieses Land zu befreien, wenn nicht uns, Ritter im Gefolge des lebendigen Kreuzes, Hüter des Gottesfriedens zum Schutz der Kirchen im Heiligen Land? Uns verlieh Gott mehr als den übrigen Völkern Mut, Gewandtheit und Kraft, den Scheitel unserer Widersacher zu beugen! Und Ihr wollt mir weismachen, Ihr wisset nicht von unserer Aufgabe?« Sein Gesicht war rot angelaufen, die Augen traten ihm hervor.
    »Doch, sicher, im ganzen Land spricht man von nichts anderem«, antwortete Clemens von Hagen beschwichtigend. Gewiss wusste er vom bevorstehenden Zug ins Gelobte Land. Der Schmerz war heftig, der die Herzen aller Christen ergriffen hatte, das Unrecht am Gekreuzigten, ihrem Christus, zu rächen.
    Auch er war erschrocken gewesen vom Ausmaß der barbarischen Rohheit, die nach Christenblut dürstete – und die ihre ganze Kraft darauf richtete, das Heilige zu entweihen und den Gottesdienst aus jenem Lande zu entfernen, um das sich einst die Propheten und Apostel mit ganzem Eifer bemüht hatten. Doch es war auch durchaus Folge der Zwietracht, die durch die Bosheit der Menschen im Lande des Herrn entstanden war. Und waren es nicht eben diese Männer, denen man dort unten nun die Bäuche aufschlitzte, die es vorher mit den Persern getan hatten? Sie selbst waren eingefallen wie nun die Barbaren, hatten ebenso gemordet, im Namen des Herrn gebrandschatzt und die Heiden zur Taufegezwungen, bevor sie den Glauben lehrten und wahrhaftig in die Herzen der Völker brachten.
    Die Zeit der Buße ist angebrochen, riefen Kirchenfürsten nun allerorts den Menschen zu und versprachen mit dem Zug ins Heilige Land die Reinigung der Seele von allen Sünden. Sollte es Gottes Wille sein, in seinem Namen Blut zu vergießen und im Kampf für ihn zu sterben? Sollten sie es den Makkabäern gleichtun, die, vom Eifer für Gottes Gesetz entflammt, sich außerordentlichen Gefahren aussetzten, um ihre Brüder zu befreien, und lehrten, dass für das Heil der Brüder nicht nur Mittel, sondern auch Menschen geopfert werden mussten?
    Clemens schüttelte die Gedanken ab und richtete seine Aufmerksamkeit auf das Pferd, das noch immer dampfend vor ihm stand.
    Es wird zu Tode kommen, wenn ich es nicht abreibe, dachte er und führte das Ross über den gepflasterten Hof zu dem kleinen Stall direkt neben der Hütte. Die anderen Männer trollten sich, Gerold von Mettlach aber folgte ihm dicht.
    Der Stall war klein und roch nach altem Stroh. Fünf Pferde standen angepfercht, sie waren gesattelt und scharrten nervös mit den Hufen, zum Aufbruch bereit.
    Clemens rümpfte die Nase und suchte nach etwas, mit dem er sein Pferd trocknen konnte.
    »Was habt Ihr mit den Vorbereitungen zu schaffen, von denen Ihr spracht?«, fragte er Gerold, der ihm nicht von der Seite wich.
    »Wir treiben Gelder ein. Ein Pfalzgraf, dessen Namen ich für mich behalte, hat 1150 Mark für den Erhalt seiner Privilegien an Kaiser Friedrich Barbarossa zu zahlen.«
    »1150 Mark? Das entspricht fast 600 Pfund Silber! Dieser Pfalzgraf muss sehr vermögend sein. Oder ein naher Verwandter des Kaisers.«
    Der Edelfreie überhörte die letzte Bemerkung

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