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Pergamentum – Im Banne der Prophetin: Roman (German Edition)

Pergamentum – Im Banne der Prophetin: Roman (German Edition)

Titel: Pergamentum – Im Banne der Prophetin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Koschyk
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man im überfluteten Flussbett nicht sieht, können das Boot der Länge nach aufzuschlitzen.«
    Der Händler kroch aus dem Verschlag und erhob sich gähnend. »Wie weit ist es noch?«
    »Zwei, drei Meilen.«
    Clemens horchte auf. »Römische Meilen?«
    »Selbstredend.«
    Also waren sie kurz vor dem Ziel.
    »Ihr fahrt voran, ich bezahle euch dafür«, rief Norbert von Koppenstein misslaunig den Schiffern zu.
    »Doch könnt Ihr auch Münzen für ein ganzes Boot entrichten?«, fragte der Schiffer. »Es wird leckschlagen und versinken und Eure Fracht dazu!«
    Der Händler sog die Luft ein. »Nun gut, legt an! Doch nehmt die Seite zur Linken, denn wie ich unseren neuen Freund einschätze«, er sah Clemens augenzwinkernd an, »wird er sich von unserem Schicksal nicht aufhalten lassen und die Reise fortsetzen wollen.«
    Der Abschied war voller aufrichtiger Zuneigung. Norbert von Koppenstein klopfte Clemens auf die Schulter, dankte für die Rettung und wünschte ihm eine gute Reise. »Seht zu, dass IhrEure Wunden rasch verbinden lasst.« Er seufzte. »Was werde ich nur ohne Euch tun, alleine im Nebel mit diesem Pack?«
    Clemens lachte beifällig und beteuerte, dass der Allmächtige ihn für seine Barmherzigkeit gewiss entlohnen würde, und sei es mit dem Schutz vor Gesindel. Dann führte er sein Pferd über modrigen Boden bis zur Römerstraße, die nun breiter war und nicht vom Wasser überflutet.
    Die ersten Schritte wurden zur Qual, sein Bein durchzuckten Schmerzen wie Blitze, doch dann saß er auf, die zerrissene, durchnässte Kleidung zusammengerollt vor sich, noch immer in flandrisches Tuch gehüllt, das zu behalten der Händler ihn gedrängt hatte. Ebenso wie das Lammfell, das er nicht hatte verkaufen können und das nun wärmend um Clemens Schultern lag.
    Er winkte Norbert noch ein letztes Mal zu und ritt mit ungutem Gefühl voran, doch er musste weiter, seinem Ziel entgegen: seinem Stift St. Stephan zu Mainz, wo er die Reise begonnen hatte.

15
    E lysa erwachte nur langsam. Sie wollte sich aufrichten, doch ihr Körper war zu schwach. Stattdessen spürte sie eine heftige Übelkeit, die unaufhaltsam hinaufstieg. Wie in weiter Ferne entrang sich ein Schrei ihrer Kehle. Dann endlich öffnete sie die Augen und sah in das lächelnde Antlitz von Jutta.
    »Das Gift ist raus, dem Himmel sei Dank!«, sagte die Medica und betrachtete geradezu lobend den erbrochenen Schaum auf Elysas Gewand.
    Auch Margarete saß da, aufrecht und mit frischem Verband, die Tränen liefen ihr über das Gesicht.
    »Der Braten!« stammelte Elysa. »Die Ente …« Mehr Worte brachte sie nicht hervor, doch im selben Moment starrten Jutta und Margarete sich in überschlagender Erkenntnis an. Jutta stürzte sofort hinaus und ließ die Tür weit offen.
    »Gütiger Gott!« Margarete schlug die Hände vor ihren Mund. »Jutta hatte soeben einen Schenkel genommen und ihn hastig und ohne jegliche Reue verschlungen.«
    Elysa seufzte und legte sich zurück. Die eisige Kälte drang durch die offene Tür in den Raum. Das Feuer im Ofen war fast erloschen. Ihr ganzer Körper schmerzte, doch sie war am Leben. Aber was war mit Jutta?
    Margarete wirkte unschlüssig, ob sie bleiben oder der Medica hinausfolgen sollte. Ihr Gesicht war kalkweiß, sie ging zur Tür,dann drehte sie sich wieder zu Elysa, während sie unablässig betete.
    Endlich kam Jutta zurück und schloss die Tür. Ihr Gesicht war genauso bleich wie das ihrer Glaubensschwester. Hastig wischte sie sich mit einem Tuch den Mund, nahm eine Tüllenkanne aus dem Arzneischrank, setzte sie an und trank sie in einem Zug leer.
    »Ich werde vielleicht Krämpfe bekommen, doch töten kann mich das Gift nicht mehr«, sagte sie kämpferisch und setzte bitter lächelnd hinzu: »Was sind das für Zeiten, in denen einer hungernden Nonne sogar das Fleisch eines Vogels vergällt wird!«
    »Auch das Unrecht ist gottgewollt«, flüsterte Margarete. Beflissen wischte sie Elysa den Schaum vom Mund und machte sich daran, das besudelte Gewand zu entfernen. »Du brauchst neue Kleidung. Ich will rasch zur Kämmerin gehen und dir ein sauberes Wollhabit besorgen. Du wirst ohnehin in zwei Tagen aufgenommen, die Priorin weiß sicher nichts dagegen einzuwenden.« Damit verließ sie den Raum.
    Elysa saß auf und schlang die Arme um den Körper. Nun, im dünnen Hemd, begann sie wieder zu frieren.
    Jutta bemerkte es und machte sich gleich daran, das Feuer im Ofen zu schüren, bis es wieder flackerte.
    Elysa stand mit schwachen Beinen auf,

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