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Perlentöchter

Perlentöchter

Titel: Perlentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Corry
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Rose wirklich interessierten. So verlor ihr Vater zum Beispiel kaum ein Wort über ihre Mutter, außer dass er beiläufig erwähnte, dass sie nun, da es wärmer wurde, hin und wieder imstande war, ihr Bett zu verlassen, um sich ans Fenster zu setzen.
    Phoebes Briefe klangen sehr steif, wie eine Auflistung ihrer eigenen Errungenschaften für ein Dokument. Sie war in Geografie bei Band zwei angekommen, und man hatte ihr gesagt, dass sie »außergewöhnlich begabt« sei. Phoebe informierte Rose auch darüber, dass Lydia, die sich schließlich ihren Kriegshelden geangelt hatte, nun ein Kind erwartete.
    Rose freute sich besonders über Ga Gas Briefe mit der charakteristischen blauen Schnörkelschrift auf dem Umschlag, die fast ein Gemälde für sich war. Darin steckten immer kleine Skizzen auf cremefarbenem Pergamentpapier, die die Worte dominierten, und trotzdem sagten sie weitaus mehr als die drei Seiten in der gleichmäßigen, aber langweiligen Handschrift ihres Vaters.
    »Ich bin mir sicher, die Nase der Amerikanerin ist größer geworden.«
    Darunter war eine Federzeichnung, die unverkennbar Lydias Mutter darstellte, abgesehen von der Nase, die so stark vergrößert war, dass Rose zum offensichtlichen Unbehagen des neuen Hausdieners lauthals lachen musste, der einen größeren Bogen als sonst um sie machte, als er ihr wie jeden Morgen den Rauchtee servierte.
    »Was amüsiert dich so?«, fragte Charles und stellte sich so dicht hinter sie, dass sie seinen Schweißgeruch wahrnahm. In letzter Zeit ertappte sie sich dabei, dass sie ihn fast anziehend fand.
    »Nur eine Zeichnung«, sagte sie und steckte den Brief zurück in den Umschlag mit dem monatealten Stempel.
    Sie spürte den bohrenden Blick ihres Ehemanns im Rücken. Zeig her, forderte er stumm, aber sie ignorierte ihn. Lass ihn für deine Liebe arbeiten, sagte Graces Stimme in ihrem Kopf. Sei unnahbar. Nur wenn er das Gefühl hat, dass er sich für dich anstrengen muss, wird er dich als Preis gewinnen wollen.
    Und die Perlen um ihren Hals erwärmten sich sogar noch mehr in der Hitze, als stimmten sie zu.
    Es war der Abend, an dem die Cuthbert Coopers eine Soiree veranstalteten, als Rose schließlich bewusst wurde, dass ihre Vermutung richtig war. Es handelte sich um einen Maskenball, und unter den Damen im Lager war die Aufregung seit Wochen groß. Regelmäßig fanden Streifzüge über den Wochenmarkt statt auf der Suche nach farbenfrohen Stoffen und glitzernden Bändern, aus denen Celia und Rose zusammen mit den anderen Ehefrauen stundenlang Kostüme bastelten, die fast standesgemäß waren für den Hof. Diese Einschätzung wurde jedenfalls von Celia geäußert, aber Rose hatte den Eindruck, Celias Erfahrungen vom Hofleben waren nicht das, was sie allen gegenüber vorgab. Doch es war wohl nicht der richtige Zeitpunkt, um zu erwähnen, dass Roses Vater einmal zum König gerufen worden war, als dieser beim Pferderennen stürzte. Es hätte als Prahlerei aufgefasst werden können.
    Nun, als Rose an ihrer Frisierkommode saß und ihre Maske vor das Gesicht hielt, entdeckte sie etwas anderes in ihrem Spiegelbild. Charles sah es auch, als er sich hinter sie stellte, herausgeputzt in weißem Hemd und schwarzem Blazer, so anders als in seiner Arbeitskleidung.
    »Rose?«, sagte er fragend und strich ihr mit dem Finger über die Wange. »Gibt es etwas, das du mir verschweigst?«
    Wortlos erwiderte sie seinen Blick im Spiegel.
    »Steh auf«, befahl er, aber nicht in dem Ton, den er für den Hausdiener benutzte. Schweigend gehorchte sie ihm. Mittlerweile war die sanfte Wölbung unter ihrem Kostüm unverkennbar, eine Wölbung, die sie bis jetzt versucht hatte, unter bunten weiten Seidenkleidern zu verstecken, die viele der Frauen bei der Hitze hier bevorzugten.
    Charles kniete sich vor sie und fuhr mit demselben Finger über ihren Bauch, den er für ihre Wange benutzt hatte. Rose hielt den Atem an.
    »Ist das Baby von mir?«, fragte er schließlich.
    Rose konnte nicht anders. Ihr schallendes Gelächter trieb den Hausdiener, der sich wie immer hinter der Tür versteckt hielt, fluchtartig zur Hintertür hinaus.
    »Natürlich ist es von dir«, erwiderte sie schließlich. »Von wem denn sonst?«
    Charles’ Augenbrauen verwoben sich ineinander. »Ich dachte nur …«
    Rose hatte noch nie erlebt, dass er nach den richtigen Worten suchte. Aus irgendeinem Grund verlieh ihr seine fehlende Selbstsicherheit eine neue Kraft, die sie nie zuvor gespürt hatte.
    »Natürlich ist es von

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