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Perlentöchter

Perlentöchter

Titel: Perlentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Corry
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»Der Schlag hat ihn getötet?«
    Charles nickte. »Natürlich ist die Idee mit dem Geist ein bloßes Hirngespinst der Einheimischen …«
    »Das kannst du so nicht sagen«, fiel Celia ihm ins Wort und hakte sich bei Rose ein. »Man hat ihn schon zuvor gesehen, allerdings ist das eine geraume Zeit her, wie ich zugeben muss. Rose, haben Sie früher schon solche Dinge wahrgenommen?«
    Rose zögerte und dachte an das eine Mal in der Nacht von Graces Tod, als der Wind heulend durch ihr Schlafzimmer gefegt war und die Tür zuschlug, obwohl das breite Fenster fest verschlossen war und die Nacht draußen fast windstill. »Vielleicht.«
    Charles’ Gesicht blieb leer, während er sie weiter anstarrte, als sähe er sie zum ersten Mal.
    »Sieht fast so aus, als hättest du deinen Meister gefunden, alter Junge«, bemerkte der Mann mit dem Schnurrbart und dem Monokel zu seiner Rechten. »Du solltest dich von nun an wohl besser benehmen, was? Sonst könnte deine Frau dir die Geister auf den Hals hetzen.«
    Rose hakte bereits den Verschluss des Colliers an ihrem Hals zu. Wenn sie es anlegte, fühlten die Perlen sich sonst immer kalt an auf ihrer Haut, aber jetzt waren sie warm, als wären sie froh, zu Hause zu sein. Außerdem verliehen sie ihr das Gefühl, stark zu sein, zu allem fähig.
    »Ich denke, es ist nun Zeit, dass wir uns verabschieden, Charles«, sagte sie, während sie sich erhob und sich dem Gastgeber zuwandte. »Vielen Dank für den reizenden Abend, aber wir müssen morgen sehr früh aufstehen. Es gibt reichlich zu tun.« Sie drehte den Kopf zurück zu ihrem Mann und zwang sich, seinem Blick standzuhalten, ohne mit der Wimper zu zucken. »Und unsere erste Aufgabe wird sein, ein neues Hausmädchen zu finden.«

16
    Sie war das Tagesgespräch auf allen Plantagen. Über Nacht sprach jeder, von Celias Hausdiener bis zu den Cuthbert Coopers, mit einer Mischung aus Respekt, Ehrfurcht und manchmal sogar Angst von Rose.
    Die neue Memsaab konnte Geister sehen! Mrs Charles hatte das Kind gesehen, das in all den Jahren nur ein paar Auserwählten erschienen war! Ein Kind, das offenbar von einem der ersten weißen Siedler erschlagen worden und entschlossen war, über das Grab hinaus Rache zu üben. Rose Macintyre war es gelungen, ihren Gatten schließlich von seinen jahrelangen Frauengeschichten zu kurieren, von denen mehr und mehr ans Tageslicht kamen, ohne dass es Rose immer gelang, sie abzublocken. Die weiße Frau, die vor kurzem erst mit dem Schiff aus einem fernen Land gekommen war, hatte ihr Hausmädchen (das natürlich das Bett mit dem Master teilte, was hier weit genug verbreitet war, dass man sich darüber nicht im Detail ausließ) überführt, nachdem es ein kostbares Erbstück im Wert von mehr Jade und Rubinen gestohlen hatte, als jemals jemand zu Gesicht bekommen hatte. Die Gerüchteküche brodelte über, sodass Rose eine Art ständiger Unterton begleitete, als sie am nächsten Morgen ihr »Hüttenhaus« verließ, wie sie es für sich nannte.
    Was Charles betraf, so schien er ihr plötzlich eine neue Achtung entgegenzubringen, die an Respekt grenzte. »Na, meine junge Braut«, hatte er an diesem Morgen gesagt, als Rose wach wurde und feststellte, dass sich nicht die übliche Lücke zwischen ihnen befand, sondern dass seine Haut auf eine besonders vertraute und nicht unangenehme Art ihre berührte. »Denen hast du es gestern Abend definitiv gezeigt.« Und dann hatte er leise gelacht, mit dem Zeigefinger sanft über ihre Wange gestreichelt und sich auf sie gerollt. Dieses Mal tat es nicht so weh, es war fast angenehm. Allerdings, wie Rose sich später verärgert bei Celia beschwerte, als sie im Haus ihrer Freundin Eistee trank, entschuldigte Charles sich nicht für seine »Beziehung« zu dem Hausmädchen, wie Rose es steif ausdrückte.
    »Natürlich nicht, Dummerchen.« Celia gab ihrem Hausdiener das Zeichen, den Raum zu verlassen, nachdem er den Tee serviert hatte, aber Rose begriff allmählich die Regeln. Der Diener würde sich hinter der Tür verstecken und lauschen, bereit, der restlichen Gemeinde jedes Wort zu berichten, das gesprochen wurde. Darum beschloss sie, ihre Worte mit Bedacht zu wählen.
    »Warum sagen Sie das?«
    Celia warf den Kopf zurück und lachte, als habe Rose eine äußerst geistreiche Bemerkung gemacht. »Weil es alle so handhaben.« Sie tätschelte leicht Roses Hand. »Das ist hier nichts Außergewöhnliches. Außerdem kleben sie uns so wenigstens nicht buchstäblich ständig am Hintern.«
    Vor

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