Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Perlentöchter

Perlentöchter

Titel: Perlentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Corry
Vom Netzwerk:
ein paar Wochen noch wäre Rose bei einem solch anzüglichen Kommentar zusammengezuckt, aber nun sagte sie deutlich mit dem Blick zur Tür: »Tja, sollte es jemals wieder jemand wagen, sich an meinem Mann zu vergreifen, werde ich meinen kleinen Geisterfreund bitten zurückzukehren.«
    Selbst Celia wurde sichtlich blass. Sie beugte sich vor und begann zu flüstern, was für Celia mit ihrem hohen, vornehmen Surrey-Tonfall schwierig war. »Haben Sie früher schon Geister gesehen?«
    Rose wollte bereits den Kopf schütteln, als ihr das starke, unerschütterliche Gefühl einfiel, das sie manchmal glauben ließ, ihre Schwester wäre im Raum. Sie hob die Hand, um die Perlen zu berühren, die so warm und dankbar um ihren Hals lagen, und zuckte mit den Schultern, während sie spürte, wie die Perlen sich auf ihrer Haut hoben und senkten. »Ga Ga sagte früher immer, dass meine Großmutter hellseherische Fähigkeiten besaß.«
    Celia musterte sie misstrauisch. »Ga Ga? Hellseherische Fähigkeiten?«
    »Ga Ga ist mein Großvater.« Rose meinte zwar, ihr das bereits erklärt zu haben, aber Celia war nicht bekannt für ihr aufmerksames Ohr, sondern eher für ihr loses Mundwerk. »Er ist ein Maler, sogar ein recht berühmter. Er behauptete früher immer, meine Großmutter hätte hellseherische Fähigkeiten besessen. Als ich ihn als Kind einmal fragte, was das bedeutete, antwortete er, dass sie Dinge sehen konnte, die sonst niemand sehen konnte.« Sie zuckte wieder mit den Schultern, aber dieses Mal, um eine Kunstpause einzulegen, statt Verwirrung zu stiften. Ein recht unartiger Teil von ihr fand ein gewisses Vergnügen daran, das Unbehagen in Celias Gesicht zu sehen und das entsetzte, aber unterdrückte Keuchen auf der anderen Seite der Tür zu hören.
    »Darum«, fügte sie mit erhobener Stimme hinzu, damit der Hausdiener es in seinem Versteck genau hören konnte, »wird jeder, der mir eine Kränkung zufügt, die Folgen tragen müssen.«
    Man vernahm das Geräusch von leichten Schritten, die über den Holzboden rannten, und gleich darauf eine Tür, die zugeknallt wurde. Entweder war Celias Hausdiener weggelaufen, um die Nachricht zu verbreiten, oder Rose hatte ihn für immer vertrieben. »Vielen Dank, Rose«, bemerkte Celia trocken und mit einem ratlosen Zucken um die Lippen. »Sieht so aus, als müssten wir uns nun beide neues Hauspersonal suchen.«
    Während die Wochen und Monate vergingen, fand Rose allmählich in den Rhythmus des Koloniallebens. Der Tagesablauf war im Prinzip immer derselbe. Am Morgen nach dem Aufstehen, wenn Charles sich bereits zu den Plantagen aufgemacht hatte, kümmerte sie sich zunächst um ihre äußere Erscheinung, die sich dank Celias Eingreifen mit den Papierlockenwicklern sehr verändert hatte. Tatsächlich erkannte Rose sich selbst kaum wieder. Anschließend schrieb sie Briefe an Papa, Ga Ga und Phoebe, während sie hoffte, dass der neue Hausdiener, der sich ihr gegenüber verhielt, als wäre sie eine Art weißer Teufel, ihr Post aus der alten Heimat brachte, wie sie sich mittlerweile angewöhnt hatte, so wie die anderen zu sagen. Danach ging sie vielleicht in der Bucht schwimmen und machte sich anschließend auf den langen Weg am Fluss entlang zum Club, gewöhnlich in Begleitung von Celia, wo sie zu Mittag speisten und eine Partie Bridge spielten. Am Nachmittag gab es dann eine Ruhepause, die Charles mit zunehmender Häufigkeit nutzte, wobei es für Rose angenehmer war, wenn er sich vorher mit Wasser abspritzte und den Schweiß abwusch, der nach der körperlichen Anstrengung am Vormittag zwischen seinen Schulterblättern herunterrann. Danach Tee und wieder Bridge, Drinks im Club, Dinner mit ihren sogenannten Freunden und vielleicht eine Party.
    Rose fand heraus, dass man hier fernab der Heimat sehr gut darin war, für seine eigene Unterhaltung zu sorgen, obwohl sie nicht alles davon guthieß. »Sei nicht so prüde«, hatte Celia kichernd gesagt, als sie eine verheiratete Frau beobachteten, die sich früh mit einem Ehemann, der nicht ihrer war, von einem Bridge-Abend im Club verabschiedete. »Was ist schon dabei, solange es jeder weiß?«
    Rose dachte flüchtig an die Amerikanerin und ihren Vater und versuchte, das Bild aus ihrem Kopf zu verdrängen. Die Briefe ihres Vaters waren sorgfältig formuliert und berichteten ausführlich von Phoebes Fortschritten im Unterricht bei der neuen steifen Gouvernante, die inzwischen nicht mehr so neu war. Aber sie gaben sehr wenig von den Neuigkeiten preis, die

Weitere Kostenlose Bücher