Pern 02 - Die Suche der Drachen
nicht bekämpfen. Wir brauchen sie ebenso, wie sie uns.«
F’lar lächelte.
Sie hatten den Felsensims erreicht. Über dem Fort-Weyr lag nun tiefe Dunkelheit. F’lar spürte, wie ihn die Müdigkeit überkam.
»Wenn sich die Alten abkapseln, so dürfen wir es nicht tun.
Wir verstehen unsere Zeit, unser Volk. Und irgendwie müssen wir den Alten helfen, es auch zu verstehen.«
»Dennoch, T’ron befand sich im Unrecht.«
»Hätten wir etwas dadurch gewonnen, daß wir es ihm sagten?«
T’bor verschluckte die Antwort, die ihm auf der Zunge lag.
F’lar hoffte, daß die Auflehnung des Mannes allmählich nachlassen würde. Der Weyrführer vom Südkontinent war einer der besten Drachenreiter und ein überragender Kämpfer.
Seine Geschwader folgten ihm ohne Zögern.
Er hatte, unauffällig geführt von F’lar, den Südkontinent zu einer blühenden, eigenständigen Provinz gemacht. Und das, 38
obwohl die launenhafte, streitsüchtige Kylara ihm seine Aufgabe alles andere als erleichterte.
Manchmal bedauerte F’lar, daß T’bor an diese Frau gefes-selt war. Denn der Bronzereiter mochte jähzornig und ein schlechter Diplomat sein, aber er hielt F’lar eisern die Treue, und dafür war ihm der Weyrführer von Benden dankbar.
Mnementh landete auf dem Felsensims.
»Bestellen Sie F’nor Grüße und meine besten Wünsche. Ich weiß, daß er bei euch in guten Händen ist«, sagte F’lar, als er sich auf Mnemenths Rücken schwang.
»Wir werden ihn so rasch wie möglich gesund machen«, entgegnete T’bor. »Sie brauchen ihn.«
Ja, dachte F’lar, als Mnementh aus dem Kessel des Fort-Weyrs aufstieg, ich brauche ihn.
Der Bronzedrache tauchte ins Dazwischen, und die Eises-kälte dieses furchtbaren Nichts verbiß sich in F’lars Haut. Dann schwebten sie über den Sternstein des Benden-Weyr und gaben dem Wachreiter die Parole.
Ramoth, Bendens goldene Königin, befand sich bei ihrem Gelege, als der angsterfüllte Ruf des Grünen von Lemos sie erreichte.
Fäden gehen über Lemos nieder!
Fäden!
Ramoth gab die Botschaft an alle Drachen und Reiter durch; ihr lautes Trompeten hallte von den Wänden des Weyrkessels wider.
Männer sprangen hastig von ihren Ruhebetten auf, stürzten aus den Badeteichen, warfen zur Seite, was sie gerade in der Hand hielten, noch bevor das erste Echo verklungen war.
F’lar, der gerade die Jungreiter bei ihren Übungen beobachtete, hatte bereits seinen Wherlederanzug übergestreift, da nach dem Zeitplan am Spätnachmittag dieses Tages Fäden in Lemos erwartet wurden. Mnementh landete neben ihm, noch bevor 39
Ramoth aus ihrer Brutstätte auftauchte, und sie umkreisten das Felsenöhr über dem Weyr.
Fäden im Nordosten von Lemos, berichtete Mnementh.
Ramoth glitt jetzt auf ihren Felsensims, um auf Lessa zu warten. Aus sämtlichen Höhlen strömten nun Drachen. Ihre Reiter zwängten sich im Laufen in ihre Kampfanzüge und schleppten keuchend Säcke mit Feuerstein an.
F’lar hatte jetzt keine Zeit, darüber nachzudenken, weshalb die Fäden um Stunden zu früh fielen. Er sammelte sein Geschwader. Zugleich verbreitete Mnementh die Botschaft, daß sich sämtliche Jungreiter nach Lemos begeben sollten, um die Bodensuchtruppe zu unterstützen.
Dann ging das Geschwader ins Dazwischen.
Fäden fielen, daran bestand kein Zweifel. Eine silbergraue Wand hing über den Jungholzpflanzungen der Hartfaserbäume, von denen sich Baron Asgenar soviel versprach. Feuerspeiend tauchten die Drachen aus dem Dazwischen und flogen dicht über dem Wald dahin.
Sie hatten es tatsächlich geschafft, das gefährdete Gebiet noch vor den Fäden zu erreichen
F’lar beschloß, sich später persönlich bei dem grünen Reiter zu bedanken, der so rasch gehandelt hatte. Der Gedanke, daß Fäden diesen Baumbestand vernichteten, jagte F’lar einen Schauer über den Rücken.
Dicht über Mnementh stieß ein Drache einen schmerzerfüllten Schrei aus. Noch bevor F’lar erkannte, wer es war, hatten sich Reiter und Tier ins Dazwischen zurückgezogen, wo die Kälte die ätzenden Fäden zerstörte, bevor sie tiefer in die Haut eindringen konnten.
Minuten nach dem Angriff bereits ein Verwundeter?
F’lar sah sich besorgt um.
Virianth, R’nors Brauner, informierte Mnementh seinen Reiter, während er auf einen Klumpen Silberfäden zustieß.
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Er hat sich nur die Flügelspitze verletzt und wird wieder-kommen. Wir brauchen ihn.
Diese Fäden fallen falsch.
»Falsch und zu früh«, entgegnete F’lar.
Eisiger Wind
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