Pern 02 - Die Suche der Drachen
hin-
über. »Wenn R’mart hier wäre …«, begann T’bor.
D’ram brachte ihn durch eine Handbewegung zum Schweigen.
»Es geht hier nicht um die Besitzverhältnisse des Messers, sondern um einen, wie es scheint, schwerwiegenden Verstoß gegen die Weyrdisziplin«, sagte er mit einer Stimme, die T’bors Protest untergehen ließ.
»F’lar, Sie geben jedoch zu, daß ein geschwächter Grüner ganz plötzlich in Hitze geraten kann?«
F’lar spürte, daß ihn T’bor gern dazu veranlaßt hätte, diese Möglichkeit zu leugnen. Er hatte einen Fehler begangen, als er für einen Baron Partei ergriff, der nicht zu seinem Weyr gehörte.
Wenn nur R’mart gekommen wäre, um Baron Larad zu verteidigen! So hatte F’lar seiner Sache nur geschadet. Der Vorfall hatte D’ram so aus dem Gleichgewicht gebracht, daß der Mann seine Augen absichtlich vor den Tatsachen verschloß und sich an mildernde Umstände zu klammern versuchte.
Würde es etwas nützen, wenn F’lar ihn zwang, die Ereignisse so zu sehen, wie sie waren, oder hielt der Weyrführer daran fest, daß Drachenreiter unfehlbar waren?
F’lar holte tief Atem. »Ich gebe zu, daß unter diesen Um-ständen ein Grüner auch ohne Vorzeichen in Hitze geraten kann.«
T’bor neben ihm stieß einen leisen Fluch aus.
»Aber aus genau diesem Grund hätte T’reb seinen Drachen im Weyr halten müssen.«
»Aber T’reb ist ein Fort-Reiter«, rief T’bor und sprang auf.
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»Und ich habe oft genug gehört …«
»Ruhe, T’bor vom Südkontinent!« donnerte T’ron. Er wandte sich wutentbrannt an F’lar: »Können Sie Ihre Reiter nicht im Zaum halten, Benden?«
»Nun reicht es aber, T’ron«, rief D’ram und erhob sich.
Während die beiden Alten einander mit Blicken maßen, flüsterte F’lar seinem Nachbarn zu: »Begreifen Sie denn nicht, daß er uns aus der Ruhe zu bringen versucht? Sie dürfen die Beherrschung nicht verlieren!«
»Wir versuchen die Angelegenheit zu regeln, T’ron«, fuhr D’ram eindringlich fort.
»Es hat keinen Sinn, sie durch lächerliche Streitereien zu komplizieren. Mit Ihrer Erlaubnis übernehme ich den Vorsitz, da Sie befangen sind, Fort.«
In F’lars Augen war das ein stillschweigendes Eingeständnis, daß D’ram den Ernst der Lage erkannt hatte. Der Weyrfü hrer wandte sich F’lar zu, und seine braunen Augen waren dunkel vor Besorgnis. F’lar begann schon zu hoffen, daß D’ram T’rons Ausweichmanöver durchschaut hatte, aber die nächsten Worte des Alten belehrten ihn eines Besseren.
»Ich kann Ihre Meinung nicht teilen, F’lar, daß der Gildeangehörige klug gehandelt hat.
Nein, lassen Sie mich fortfahren.
Wir kamen euch in der Bedrängnis zu Hilfe, erhofften aber auch, daß man uns dafür entsprechend belohnen und unterstützen würde. Die Abgaben jedoch, die uns die Burgen und Gilden liefern, lassen viel zu wünschen übrig. Pern hat eine blühendere Wirtschaft als vor vierhundert Planetendrehungen, und doch spiegelt sich sein Reichtum nicht im Tribut wieder.
Die Bevölkerung ist um das Vierfache angestiegen, und es gibt weit mehr bebautes Land als früher.
Eine große Verantwortung für die Weyr …«
Er unterbrach sich mit einem wehmütigen Lachen.
»Ich schweife ab. Aber soviel sei gesagt: Sobald Terry 33
merkte, daß ein Drachenreiter Gefallen an dem Messer gefunden hatte, wäre es seine Pflicht gewesen, es ihm anzubieten. So wie es die Gildeangehörigen früher taten, ohne zu zögern oder Fragen zu stellen.«
Er sah die Männer der Reihe nach an. T’bor erwiderte seinen Blick nicht, sondern scharrte mit der Stiefelspitze ge-räuschvoll über den Steinboden.
D’ram holte erneut tief Atem. »Es darf sich natürlich nicht wiederholen, daß ein Drache in Paarungshitze seinen Weyr verläßt. Ebensowenig, daß sich Drachenreiter zu einem bewaffneten Duell gegenübertreten…«
»Es war kein Duell!« fuhr T’bor auf.
»T’reb griff F’nor ohne Warnung an und stieß ihm das Messer in die Schulter! F’nor kam gar nicht dazu, die eigene Waffe zu ziehen.«
»Ein Mann, dessen Drache in Hitze ist, kann für sein Tun nicht verantwortlich gemacht werden«, rief T’ron.
»Ein Drache, der niemals den Weyr hätte verlassen dürfen –so sehr Sie von dieser Tatsache abzulenken versuchen, T’ron«, entgegnete T’bor aufgebracht.
»Das eigentliche Versagen liegt bei T’reb, nicht bei Terry.«
»Ruhe!« donnerte D’ram, und Loranth wälzte sich erschreckt in ihrer Schlafhöhle.
»Jetzt reicht es«, erklärte
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