Pern 02 - Die Suche der Drachen
F’nor, bedrängen Sie ihn nicht!«
Er warf einen Blick in ihr besorgtes Gesicht. So war das also? Brekke und T’bor! Eine Schande, daß sie ihre Zuneigung an einen Kerl verschwendete, der dieser Hexe von Kylara vollkommen verfallen war!
»Gut, aber nun erzählen Sie mir endlich, was vorgefallen ist! Mein Arm ist verletzt, nicht mein Kopf.«
Sie berichtete in kurzen Zügen. Er nickte. Es schien, als hätte F’lar die Alten wieder einmal an die Kandare genommen.
Dazu bedurfte es offenbar erst der Fäden.
»Ich verstehe nicht, was T’bor meinte, als er sich über unsere Gleichgültigkeit beschwerte.«
Brekke legte ihm bittend die Hand auf den Arm. »Es ist nicht leicht für ihn, mit Kylara zu leben, besonders, wenn es einer Art Exil gleichkommt.«
F’nor verstand das. Wie die meisten anderen Drachenreiter von Benden hatte er erleichtert aufgeatmet, als Kylara in den Südkontinent-Weyr zog. Und er konnte von Glück reden, das sie im Moment zu sehr mit Meron von Nabol beschäftigt war, um sich ihm zu widmen.
»Sie sehen, was T’bor in den wenigen Planetendrehungen aus dem Süden gemacht hat«, fuhr Brekke fort.
F’nor nickte, ehrlich beeindruckt.
»Hat er eigentlich je den ganzen Kontinent erforscht?«
»Ich glaube nicht. Die Wüsten im Westen sind entsetzlich.
Ein paar Reiter trieb die Neugier hin, aber die Sandstürme hinderten sie am Vorwärtskommen. Und im Osten gibt es nur 73
Wasser.«
Der braune Reiter bewegte vorsichtig seinen bandagierten Arm.
Brekke legte die Geste richtig aus.
»Nun hören Sie mir gut zu, F’nor von Benden«, sagte sie scharf. »Sie können weder zu Ihrem Geschwader zurückkehren noch auf Entdeckungsreisen gehen. Das Schlimmste für eine halb verheilte Wunde ist der Aufenthalt im Dazwischen.
Weshalb hat man Sie wohl hierhergebracht?«
»Aber, Brekke, ich hatte keine Ahnung, daß Sie sich um mich sorgen!«
Einen Moment lang glaubte er etwas ganz Besonderes in ihren Augen zu lesen. Doch dann schob sie ihn hastig zur Tür.
»Hinaus mit Ihnen! Hören Sie nicht, daß Canth nach Ihnen ruft? Nehmen Sie ihn mit und legen Sie sich am Strand in die Sonne!«
Sie schlüpfte an ihm vorbei ins Freie, bevor ihm zu Bewußtsein kam, daß er Canth nicht gehört hatte.
»Brekke!«
Sie blieb zögernd auf der Lichtung stehen.
»Können Sie andere Drachen hören?«
»Ja.«
Sie wirbelte herum und lief davon.
»Also, das ist doch …«, murmelte F’nor verwirrt. Er suchte die Sandkuhle auf, in der es sich Canth bequem gemacht hatte.
»Warum sagst du mir so etwas nicht?«
Du hast nie danach gefragt, erwiderte Canth. Ich mag Brekke.
»Du bist unmöglich«, erklärte F’nor und starrte in die Ric htung, in die das Mädchen verschwunden war.
Ich brauche ein Bad.
Das klang so sehnsüchtig, daß F’nor unwillkürlich lachen mußte.
»Dann komm! Ich schaue dir zu.«
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Sanft stupste der Drache F’nors gesunde Schulter an.
Du hast es bald geschafft. Dann können wir in unseren Weyr zurückkehren.
»Sag ja nicht, daß du über den veränderten Fädeneinfall Bescheid wußtest!«
Natürlich.
»Also, du whergesichtiger, hinterhältiger…«
Manchmal muß ein Drache entscheiden, was das Beste für seinen Reiter ist. Du kannst die Fäden erst wieder bekämpfen, wenn du ganz gesund bist. Und jetzt will ich schwimmen.
F’nor wußte, daß es keinen Sinn hatte, weiter mit Canth zu streiten. Aber wenn er sich wieder bei Kräften befand …
Sie flogen ein gutes Stück der Küste entlang, bis der braune Reiter eine abgeschiedene Bucht mit tiefem Wasser entdeckte.
Eine hohe Sanddüne, vermutlich aufgetürmt von den Win-terstürmen, schützte den Strand vom Süden her. Weit, weit weg, eine purpurne Linie am Horizont lag das Festland des Südkontinents.
F’nor machte es sich auf dem hellen, feinen Sand bequem und sah zu, wie Canth in das glitzernde blaue Wasser tauchte.
Der Drache tollte in der Bucht umher, prustete und schüttelte sich, daß die Tropfen bis zu F’nor flogen. Anschließend wälzte er sich im warmen Sand. F’nor lehnte sich an seine Flanke und döste in der Sonne. Nach einiger Zeit durchdrangen die Gedanken Canths seinen Halbschlaf. F’nor – rühr dich nicht!
Das klang eher belustigt als besorgt.
Der braune Reiter öffnete vorsichtig die Augen. Er brauchte seine ganze Beherrschung, um nicht aufzuspringen. Im gegenüber kauerte ein goldener Drache, klein genug, um auf seinem Arm Platz zu finden. Die Äuglein, winzige grüne Edelsteine, betrachteten ihn
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