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Pern 03 - Drachengesang

Pern 03 - Drachengesang

Titel: Pern 03 - Drachengesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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um. Füße, Beine, Hüften bis hin zu den Schultern verschwand sie in dem Tunnel. Ihr Kopf wurde, wenn auch nur notdürftig, von den überhängenden Felsen geschützt.
    Konnten Sporen erkennen, wohin sie fielen? Stürzten sie sich gezielt auf Menschen? In diesem Moment erspähte Menolly die Schlaufe ihres Lederbeutels, den sie auf dem Sims vergessen hatte.
    Sie zog sich weit aus dem Loch und spähte zum Himmel.
    Von den Silberfäden war nichts zu sehen. Nur das Summen in der Tiefe der Felsenhöhle verstärkte sich. Das hatte doch nichts mit dem Sporeneinfall zu tun, oder?
    Der Beutel hatte sich in dem Gestein verheddert, und sie ruckte heftig an der Schlaufe, um ihn freizubekommen. Im nächsten Moment brach der Felsensims unter ihren Hüften, sie schlug mit dem Hinterkopf gegen die obere Höhlenkante – und rutschte ins Berginnere.
    Sie landete in einer weiten, tiefen Höhle, umklammerte den Beutel mit den Spinnenklauen und schaute sich erschrocken um.
    Das Summen klang ganz nah. Menolly wirbelte herum.
    Feuerechsen kauerten auf Felsvorsprüngen und starrten angespannt zu dem Gelege auf dem sandigen Boden der Höhle.
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    Das Summen drang aus den Kehlen der kleinen Geschöpfe, und sie waren so mit den Eiern beschäftigt, daß sie ihren ungebetenen Gast gar nicht zu bemerken schienen.
    Eben als Menolly zu Bewußtsein kam, daß sie der Schlüpfze-remonie beiwohnte, begann das erste Ei zu schaukeln, und Risse zeigten sich in der Schale.
    Es rollte von dem kleinen Eierhügel herunter, zerbrach – und ins Freie schlüpfte ein winziges Geschöpf, kaum größer als Menollys Faust. Seine Haut schimmerte bräunlich, der Kopf pendelte hin und her, und dann stieß das Kleine ein klägliches Hungergeschrei aus. Mit ein paar unsicheren Schritten stolperte es zum Eingang. Die transparenten Hügel spreizten sich, flappten unbeholfen.
    Die anderen Echsen summten, ermutigten das Junge zum Flug. Mit einem zornigen Schrei lief es ins Freie. Menolly keuchte, als die winzige braune Echse wie ein Stein in die Tiefe plumpste. Doch kurz ehe sie den Boden erreichte, spannte sie die Schwingen aus und flatterte über das Wasser.
    Neues Hungergeschrei lenkte ihre Aufmerksamkeit zurück in die Höhle. Einige Grüne und Blaue waren geschlüpft, dazu zwei weitere Braune und eine Bronze-Echse. Sie drängten an ihr vorbei zum Höhleneingang. Und dann, als sie zusah, wie der kleine Blaue startete, stieß Menolly einen Schrei aus. Kaum hatte das winzige Tierchen die Sicherheit der Klippe verlassen, da zuckte einer der dünnen, schlangenförmigen Silberfäden nieder. Im nächsten Moment war der Blaue umhüllt von den tödlichen Schlingen. Er wimmerte einmal kläglich und war dann verschwunden. Tot? Oder im Dazwischen? Ganz sicherlich schwer verwundet.
    Wieder taumelten zwei kleine Echsen an Menolly vorbei, und jetzt erst handelte sie.
    »Nein! Nein! Ihr dürft nicht ins Freie! Das wäre euer Tod!«
    Sie warf sich den kleinen Geschöpfen in den Weg.
    Wütend stießen die Echsen nach ihrem ungeschützten Ge-91
    sicht, und als sie instinktiv einen Arm vor die Augen hielt, entwichen sie. Die Schmerzensschreie, die sie gleich darauf vernahm, gingen ihr durch und durch.
    »Laßt sie doch nicht fortfliegen!« flehte sie die großen Ec hsen an, die auf den Felsvorsprüngen saßen und summten.
    »Ihr seid älter! Ihr wißt, was Fäden bedeuten. Sagt ihnen, daß sie hier bleiben müssen.« Sie lief geduckt bis zur kleinen Königin.
    »Bring du ihnen bei, daß sie nicht ins Freie dürfen! Draußen fallen Fäden. Das ist ihr Tod!«
    Die Königin schaute sie an, und ihre Facettenaugen schienen zu kreisen. Sie zeterte kurz, dann begann sie wieder zu summen: das nächste Junge spreizte die Schwingen und taumelte dem sicheren Tod entgege n.
    »Bitte, kleine Königin! Tu etwas! Halte sie auf!«
    Ihre anfängliche Freude, daß sie dem Ritual des Schlüpfens beiwohnen durfte, verwandelte sich in blankes Entsetzen.
    Drachen mußten geschützt werden, weil sie Pern schützten. In ihrer Angst und Verwirrung machte Menolly keinen Unterschied zwischen Feuerechsen und den gigantischen Drachen.
    Verzweifelt lief sie zurück zum Höhleneingang und versuchte die jungen Echsen zurückzuscheuchen, wehrte sie mit ihrem ganzen Körper ab. Hungergefühle übermannten sie, ein Hunger, der ihr den Magen zusammenpreßte und Krämpfe hervorrief. Es dauerte einen Moment, bis ihr dämmerte, daß die Triebkraft dieser kleinen Geschöpfe Hunger war – daß der Hunger sie hinausjagte in

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