Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pern 03 - Drachengesang

Pern 03 - Drachengesang

Titel: Pern 03 - Drachengesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
die Burg schon so früh zu verlassen! Aber sie hatte seit jener Tracht Prügel gebockt. Und Mavi hatte sie offenbar doch nicht genug beschäftigt, um sie von ihrer Musik abzulenken.
    »Soviel ich hörte, sind die Küstenklippen von Höhlen durchzogen«, sagte Elgion.
    »Vielleicht hat das Mädchen in einer davon Schutz gefunden.«
    »Ja, das ist möglich«, erwiderte Mavi rasch, dankbar für den Hoffnungsschimmer.
    »Menolly kennt die Küste ganz genau. Sie hat jeden Winkel durchstreift.«
    »Dann kommt sie sicher zurück, sobald sie den ersten Schock wegen des Fädeneinfalls überwunden hat«, erklärte Yanus.
    »Doch, sie kommt zurück.«
98
    Yanus klammerte sich an diese Theorie und wandte sich dann wichtigeren Geschäften zu.
    »Es ist ja Frühling«, murmelte Mavi, mehr zu sich selbst als zu den anderen. Nur dem Harfner fiel ihr besorgter Tonfall auf.
    Zwei Tage später war Menolly immer noch nicht daheim, und man unterrichtete alle Bewohner der Halbkreis-Bucht von ihrem Verschwinden. Keiner erinnerte sich, sie am Tag des Fädeneinfalls gesehen zu haben. Die Kinder, die zum Sammeln von Beeren und Spinnenklauen ausgeschickt wurden, entdeckten keine Spur von ihr. Auch die Höhlen, die sie kannten, waren leer.
    »Es hat wenig Sinn, eine Suche zu organisieren«, meinte einer der Schiffsmeister. Er fand, daß der Fang vorging. Was sollte man Zeit wegen eines Mädchens vertrödeln – besonders wegen eines Mädchens mit einer verkrüppelten Hand?
    »Entweder sie befindet sich in Sicherheit und will nicht heimkommen, oder …«
    »Sie könnte verletzt sein«, warf Alemi ein.
    »Von Fäden verwundet – ein Bein gebrochen …«
    »Wer hat ihr denn erlaubt, die Burg zu verlassen, ohne jemand Nachricht zu geben?«
    Der Schiffsmeister schielte zu Mavi hinüber, in der Hoffnung, sie habe den leisen Vorwurf nicht auf sich bezogen.
    »Sie war es gewohnt, in aller Frühe aufzustehen und Kräuter zu sammeln«, entgegnete Alemi.
    Wenn keiner sonst Menolly verteidigte, mußte er es tun.
    »Trug sie ein Gürtelmesser? Oder irgendeine Schnalle aus Metall?« fragte Elgion.
    »Fäden lassen Metall nämlich unberührt.«
    »Ja … diese Spuren müßten bleiben«, meinte Yanus.
    »Wenn die Sporen sie überhaupt erwischt haben«, sagte der Schiffsmeister finster. Er neigte eher zu der Ansicht, daß sie in ihrer Panik über die Klippen oder in einen Felsriß gestürzt war.
    »Ihr Leichnam müßte wohl irgendwo bei den Drachen-99
    Steinen angespült werden. Die Strömung trägt eine Menge Strandgut in diese Gegend.«
    Mavi stieß einen Laut aus, der wie Schluchzen klang.
    »Ich kenne das Mädchen nicht«, sagte Elgion rasch, als er den Kummer der Burgherrin sah.
    »Aber wenn sie viel im Freien umherstreifte, dann kannte sie das Land sicher zu gut, um an den Klippen zu verunglücken.«
    »Der Fädeneinfall bringt selbst vernünftige Leute um den Verstand …«, widersprach der Schiffsmeister.
    »Menolly war vernünftig«, fauchte Alemi mit solcher Heftig-keit, daß alle erstaunt aufschauten.
    »Und sie kannte die Lehrballaden besser als die Erwachsenen.
    Sie wußte sicher genau, wie sie sich bei einem Sporenregen zu verhalten hatte.«
    »Du hast recht, Alemi«, erklärte Yanus ruhig und stand auf.
    »Wenn sie gekonnt und gewollt hätte, wäre sie zurückgekom-men. Ich werde den Befehl erteilen, daß alle, die sich ins Freie begeben, nach ihr Ausschau halten – an Land und auf See.
    Mehr kann ich als Burgherr unter den gegebenen Umständen nicht tun.
    Wir laufen mit der Flut aus.«
    Elgion hatte zwar nicht erwartet, daß der Fischer-Baron eine umfangreiche Suche nach einem vermißten Mädchen einleiten würde, aber der harte Beschluß überraschte ihn doch. Mavi nahm ihn ruhig hin, fast als sei sie froh, daß ihr jemand diese Entscheidung abgenommen hatte. Und der Schiffsmeister zeigte sich erfreut über die Gerechtigkeit des Burgherrn. Nur Alemi verriet Ärger. Der Harfner hielt den jungen Mann unauffällig zurück, als die anderen den Raum verließen.
    »Ich habe genug Freizeit. Wo soll ich mit der Suche begin-nen?«
    Hoffnung flammte in Alemis Blick auf, doch im nächsten Moment wirkte er verschlossen.
    »Ich würde sagen, es ist besser, wenn Menolly da bleibt, wo 100
    sie sich gerade befindet …«
    »Auch wenn sie tot ist … oder verletzt?«
    »Auch dann.« Alemi seufzte tief. »Und ich wünsche ihr Glück und ein langes Leben.«
    »Dann glaubst du, daß sie noch lebt und absichtlich nicht zurückkehrt?«
    Alemi warf dem Harfner

Weitere Kostenlose Bücher