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Pern 03 - Drachengesang

Pern 03 - Drachengesang

Titel: Pern 03 - Drachengesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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die Gefahr. Sie mußten etwas fressen. Ihr fiel ein, daß auch Drachen gleich nach dem Schlüpfen Nahrung suchten, daß sie von den Teilnehmern der Gegenüberstellung gefüttert wurden.
    Menolly riß ihren Lederbeutel auf. Mit einer Hand zerrte sie eine Feuerechse vom Eingang zurück, mit der anderen holte sie eine Spinnenklaue aus dem Sack. Die kleine Bronze-Echse kreischte einmal, dann tötete sie ihre Beute mit einem gezielten 92
    Biß hinter dem Auge, zerrte sie in einen Winkel und verschlang sie.
    Menolly griff sich aufs Geratewohl das nächste Tier aus dem Getümmel und hielt zu ihrem Erstaunen eine winzige Königin in der Hand. Sie holte zwei Spinnenklauen hervor, legte sie in eine Ecke der Höhle und setzte die neugeborene Gold-Echse davor. Dann aber merkte sie, daß sie nicht alle ausgeschlüpften Jungen auf diese Weise abfertigen konnte; kurzentschlossen stülpte sie den Lederbeutel um und schüttete die Spinnenklauen auf den Boden.
    Winzige Feuerechsen stürzten sich auf die Leckerbissen.
    Menolly fing zwei weitere Tierchen ein, ehe sie zum Ausgang gelangten, und setzte sie zu ihren Gefährten.
    Sie war so beschäftigt, alle Kleinen zu versorgen, daß sie erst nach einiger Zeit das leise Zupfen an ihrer Schulter bemerkte.
    Überrascht schaute sie auf und sah, daß sich die kleine Bronze-Echse an ihrem Kittel festklammerte. Ihre runden Augen kreisten, und sie hatte immer noch Hunger. Menolly hob eine Spinnenklaue auf, die noch keinen Besitzer gefunden hatte, und setzte das Tierchen wieder in seine Ecke. Dann versorgte sie auch die kleine Königin ein zweites Mal mit Futter.
    Kaum eine der jungen Echsen verließ die Höhle, und es dauerte nicht lange, bis die hungrigen Tiere den Riesenvorrat an Spinnenklauen verspeist hatten. Die armen Dinger hüpften kreischend umher und pickten selbst die kleinsten Fleischfa-sern von den Schalen. Aber sie blieben in der Höhle, und nun fingen die älteren Echsen an, sie zu beruhigen und zu streicheln.
    Völlig erschöpft lehnte sich Menolly gegen die Höhlenwand und betrachtete das hektische Geflatter. Wenigstens waren die Tiere nicht umgekommen. Sie warf einen vorsichtigen Blick ins Freie. Nirgends fielen Fäden. Auch der graue Nebel am Horizont hatte sich aufgelöst. Der Sporenregen war vorbei.
    Und keinen Augenblick zu früh, denn wieder erreichten sie 93
    die Hungergefühle der kleinen Echsen-Schar. Und sie brachten ihr zu Bewußtsein, daß sie selbst einen völlig leeren Magen hatte.
    Die kleine Königin – die Königinmutter, um es genau zu sagen – begann durch die Höhle zu schwirren und erteilte keifende Befehle an ihr Gefolge. Dann schoß sie ins Freie, umringt von den erwachsene n Tieren. Die Jungen flatterten mit ungeübten Schwingenschlägen hinterher. Sekunden später war Menolly allein in der Höhle. Nur die Schalen der Spinnenkla u-en zeugten vom Heißhunger der Feuerechsen.
    Erst nach geraumer Zeit fiel Menolly das Stück Brot ein, das sie am Morgen in ihre Tasche gesteckt hatte. Mit einem Seufzer holte sie es hervor und aß es bis zum letzten Krümel.
    Dann suchte sie sich eine Mulde im Sand, wickelte sich in den leeren Ledersack und schlief ein.
94
    Herr der Burg, versenge alles Grün,
    Soll das Leben ringsum blüh’n.
     
    Der Fädeneinfall war längst vorüber, und die Flammenwerfer-Trupps befanden sich wieder in der Sicherheit der Burg, ehe man Menolly vermißte. Sella bemerkte ihr Fehlen zuerst, denn sie hatte keine Lust, Onkelchen zu versorgen. Dem alten Mann ging es sehr schlecht, und jemand mußte an seinem Bett wachen.
    »Das ist doch ohnehin das einzige, wozu sie noch taugt«, sagte Sella zu Mavi und zog den Kopf ein, als die Mutter ihr einen zornerfüllten Blick zuwarf.
    »Ist doch wahr«, maulte sie trotzig. »Die steife Hand dient ihr als Ausrede, den ganzen Tag im Freien rumzustrolchen und uns die schwere Arbeit zu überlassen.«
    »Halt den Mund! Ich habe genug echte Probleme um die Ohren«, entgegnete Mavi.
    »Ausgerechnet heute, bei Fädeneinfall, läßt jemand das Eingangsportal zur Burg offen …«
    Mavi schauderte bei dem Gedanken, daß die gräßlichen Sporen ins Innere der Burg hätten eindringen können.
    »Such jetzt Menolly und sag ihr, was sie zu tun hat, wenn der alte Mann wieder einen Anfall erleidet.«
    Es dauerte fast eine Stunde, bis Sella herausgefunden hatte, daß sich Menolly weder in der Burg noch in der Dockhöhle aufhielt. Sie war auch nicht mit den Flammenwerfer-Trupps draußen gewesen. Überhaupt … kein Mensch

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