Pern 03 - Drachengesang
hatte bis jetzt dieses große Ereignis miterlebt.
Irgendwann schlief Menolly doch ein.
*
Am nächsten Morgen stach und pochte ihre Hand, und sie fühlte sich ganz steif von dem Stur z und der Kletterei. Vor allem das Wetter vereitelte ihre Absicht, zurück zur Bucht der Drachen-Steine zu gehen. In der Nacht war ein Sturm aufge-kommen, und hohe Wogen donnerten gegen die Kaimauern.
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Selbst in der Dockhöhle schäumte das Wasser, und der Wind blies so heftig, daß sogar der kurze Weg zwischen Hafen und Burg gefährlich war.
Die Männer versammelten sich vormittags im Großen Saal, um ihre Geräte auszubessern. Mavi holte das Weibervolk zusammen und ordnete einen gründlichen Hausputz an.
Menolly und Sella wurden so oft nach neuen Leuchten losge-schickt, daß Sella am Ende zu maulen begann.
Menolly überprüfte schweigend die Lichtquellen in jedem einzelnen Raum. Arbeiten war besser als Nachdenken. An diesem Abend brachte sie es nicht fertig, der Zusammenkunft im Großen Saal zu entfliehen. Alle sehnten sich nach diesem langen Tag innerhalb der Burgmauern nach ein wenig Zer-streuung. Der Harfner würde sicher aufspielen.
Menolly schloß einen Moment lang die Augen. Nun, es hatte keinen Sinn, vor den Problemen wegzulaufen. Irgendwann mußte sie wieder Musik hören. Und sie konnte wenigstens mit den anderen singen.
Aber sie fand bald heraus, daß ihr selbst das verwehrt wurde.
Mavi setzte sich neben sie, als der Harfner seine Gitarre stimmte. Und sobald er die Leute zum Singen aufforderte, kniff Mavi ihre Jüngste so kräftig, daß Menolly um ein Haar aufgeschrien hätte.
»Sing so leise, wie es sich für ein Mädchen deines Alters geziemt«, zischte sie. »Oder halt am besten ganz den Mund!«
Auf der anderen Seite des Saales sang Sella alles andere als schön und so laut, daß man sie bis nach Benden hören konnte.
Aber als Menolly widersprechen wollte, kniff Mavi sie von neuem.
Also saß sie neben ihrer Mutter, stumm und zutiefst gekränkt, ohne auf die Musik zu achten. In ihr brannte nur der Gedanke, wie ungerecht, ja gemein Mavi sie behandelte.
War es nicht schlimm genug, daß sie nie mehr spielen konnte?
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Weshalb nahm man ihr nun auch noch die Freude am Gesang? Als der alte Petiron noch lebte, hatten alle sie zum Singen ermutigt. Alle hatten ihr begeistert zugehört und immer noch ein und noch ein Lied gefordert.
Dann sah Menolly, daß ihr Vater sie beobachtete. Seine Miene war düster, und seine Hand zuckte auf dem Tisch, aber nicht im Rhythmus der Musik, sondern aus innerer Erregung.
Ihr Vater wollte also nicht, daß sie sang!
Das war gemein. Das war so gemein! Offensichtlich wußten die anderen Bescheid. Sie waren froh gewesen, daß sie den Singabenden fernblieb! Sie wollten sie gar nicht in ihrer Mitte haben!
Sie riß sich von der harten Hand ihrer Mutter los, ohne ihre wütenden Blicke zu beachten, und stahl sich aus dem Saal. Wer sie gehen sah, dachte: Das arme Kind! Seit dem Unfall macht Musik sie traurig.
Menolly war sich im klaren darüber, daß Mavi später herauf-stürmen und ihr eine Strafpredigt halten würde – auch wenn sie froh sein konnte, daß die Stimme ihrer Tochter nicht unangenehm aufgefallen war.
So nahm sie ihr Bettzeug und eine Leuchte und ging in eine der unbenutzten inneren Kammern, wo keiner sie vermuten würde. Nach kurzem Überlegen kehrte sie noch einmal um und holte auch ihre Kleider. Falls der Sturm nachließ, wollte sie gleich in aller Frühe zu den Feuerechsen hinaus wandern. Die mochten ihren Gesang. Die mochten sie.
Lang, ehe die anderen aufgestanden waren, hatte sie sich bereits erhoben. Sie trank einen Becher kalten Klah und aß ein Stück Brot, dann steckte sie ein wenig Proviant ein und machte sich auf den Weg. Ihr Herz hämmerte laut, als sie die großen Metallflügel des Burgportals öffnete. Sie hatte bis zu diesem Moment nicht gewußt, wie schwer dieses Tor war. Und natürlich konnte sie es auch nicht mehr verriegeln – aber dazu bestand ja wohl auch keine Notwendigkeit.
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Nebel kräuselte sich über dem stillen Hafenbecken. Der Eingang zur Dockhöhle war ein dunkles Loch in der grauen Masse. Aber die Sonne bahnte sich bereits einen Weg durch die Schwaden, und Menollys Wetterinstinkt sagte, daß es bald aufklaren würde.
Als sie die breite Burgstraße entlangschlenderte, teilte sich der Nebel zu ihren Füßen. Sie fand es schön, daß wenigstens etwas vor ihr nachgab – selbst wenn es so schwer greifbar wie dieser Dunst war. Menolly sah
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