Pern 03 - Drachengesang
Kannst du nicht …«
Unvermittelt herrschte Stille im riesigen Küchengewölbe.
Prinzeßchen zitterte noch heftiger als vorher, und die beiden Bronze-Drachen gruben ihre Klauen in Menollys Arm.
»So ist es besser«, sagte Lessa streng. »Und wer bist du?
Gehören diese Echsen alle dir?«
»Ich heiße Menolly, und …« das Mädchen schielte nervös in der Höhle umher »und die Echsen gehören nicht alle mir.«
»Menolly?«
Lessas Zorn war Unsicherheit gewichen, »Menolly?« Der Name schien ihr nichts zu sagen.
»Manora hat Ihnen sicher von ihr erzä hlt, Lessa«, warf Mirrim ruhig ein, und Menolly bewunderte ihren Mut.
»T’gran rettete sie im letzten Moment vor den Sporen. Sie versuchte vor der Fädenfront davonzurennen und lief sich 162
dabei die Sohlen blutig …«
»Richtig, das hatte ich vergessen. Also, Menolly – wie viele Feuerechsen besitzt du nun?«
Menolly versuchte zu erkunden, ob Lessa wütend oder erfreut war … ob man sie zur Halbkreis-Bucht zurückschicken würde oder nicht, wenn sie zu viele Echsen besaß. Mirrim stieß sie in die Rippen.
»Die hier«, murmelte Menolly und deutete auf die drei, die sich an ihr festklammerten.
»Und von den anderen nur sechs.«
»Nur sechs?«
Menolly sah, wie Lessa ihre Daumen energisch in den Reitgürtel hakte; einer der Drachenreiter prustete los und hielt sich dann erschrocken die Hand vor den Mund. Nun erst wagte sie, Lessa anzusehen. Die Weyrherrin lächelte.
»Das macht zusammen wohl neun«, meinte Lessa. »Wie in aller Welt ist dir das gelungen, Menolly?«
»Das … das war nicht Absicht.
Ich befand mich in ihrer Höhle, als sie ausschlüpften, und sie strahlten solchen Hunger aus, und weil ich eine Menge Spinnenklauen gesammelt hatte, fütterte ich sie eben …«
»Eine Höhle?« Lessas Worte klangen scharf, aber nicht unfreundlich.
»An der Küste. Oberhalb Nerat, in der Nähe der Drachensteine.«
T’gellan pfiff durch die Zähne.
»Du hast in dieser Höhle gehaust? Ich fand Schüsseln und Teller darin – aber keine Spur von Feuerechsen.«
»Ich wußte gar nicht, daß Echsen ihre Eier in Höhlen legen«, warf Lessa ein.
»Das war nur, weil wir Hochwasser hatten und die Flut das Gelege sonst überspült hätte. Ich half der kleinen Königin, die Eier in der Höhle zu verstauen.«
Lessa musterte Menolly eine Zeitlang durchdringend.
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»Du hast der Echsen-Königin geholfen?«
»Ja. Es war so – ich fiel über die Klippe, und die Königin –
ich meine, die alte Königin, nicht die hier …« sie nickte zu Prinzeßchen hin »wollte mich nicht vom Strand fortlassen, bis ich ihr half.«
T’gellan starrte sie an, aber die beiden anderen Reiter grinsten breit. Dann sah sie, daß auch Mirrim ihr zulächelte. Unbegreif-lich war für Menolly die Tatsache, daß auf Mirrims Schulter eine kleine braune Echse saß und zu Prinzessin herüberstarrte, die den Kopf nicht aus ihrem Haar nehmen wollte.
»Ich würde diese Geschichte gern einmal in aller Ruhe hö-
ren«, meinte Lessa. »Im Moment muß ich dich aber bitten, deine wilde Schar gut zu beaufsichtigen. Sie machen Ramoth nervös. Neun Stück …«
Und Lessa wandte sich mit einem Seufzer ab. »Wenn ich daran denke, was wir mit neun Eiern anfangen könnten …«
»Bitte … brauchen Sie denn Echsen-Eier?«
Lessa wirbelte so rasch herum, daß Menolly unwillkürlich einen Schritt zurücktrat.
»Und ob! Woher kommst du denn, daß du das nicht weißt?«
Sie wandte sich an T’gellan: »Geschwaderführer – haben Sie nicht in allen Burgen entlang der Küste Bescheid sagen lassen?«
»Doch, Lessa.«
T’gellans Blick ruhte auf Menolly. »Aber zu diesem Zeitpunkt war Menolly gerade aus der Burg in der Halbkreis-Bucht verschwunden. Unsere Patrouille-Reiter hielten überall Ausschau nach ihr … während sie gemütlich in ihrer Höhle saß und neun Feuerechsen großzog!«
Menolly schlug schuldbewußt die Augen nieder.
»Bitte, bitte, Weyrherrin, schicken Sie mich nicht zurück in die Halbkreis-Bucht!«
»Ein Mädchen, das neun Feuerechsen für sich gewinnt, hat in einem Fischer-Haushalt nichts verloren!« erklärte Lessa mit 165
großer Bestimmtheit.
»T’gellan, Menolly wird Ihnen beschreiben, wo dieses Gelege ist, und Sie bringen es auf der Stelle in Sicherheit. Hoffentlich kommen wir nicht zu spät, und die Jungen sind bereits geschlüpft …«
Die Weyrherrin lächelte Menolly zu, und dem Mädchen fiel ein Stein vom Herzen. Die Aussicht, bald Echsen-Eier zu besitzen,
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