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Pern 04 - Drachensinger

Pern 04 - Drachensinger

Titel: Pern 04 - Drachensinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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gewohnten Tüchtigkeit des Fort-Weyrs treffen wir uns zum Abendessen wieder hier …«
    »Ich habe Proviant für diejenigen herrichten lassen, die im Freien mithelfen«, verkündete Silvina, die an den Tisch der Meister getreten war. »Camo, nimm das Tablett und stell dich an die Tür!«
    Ein zweiter, langgezogener Ton, dann das Rasseln und Klirren von Metall. Jubel klang auf, und die Jungen rannten zum Ausgang. Einige holten sich Essenspakete bei Camo ab.
    Dann klappten die Jalousien im Speisesaal hoch, und die Nachmittagssonne sickerte herein, blendend hell nach dem schwachen Schein der Leuchtkörbe.
    »Da kommen sie, da kommen sie!« hörte man einen aufgeregten Schrei, und das Geschiebe am Ausgang wurde noch hektischer. Die Gesellen und Meister hatten Mühe, einigerma-
    ßen für Ordnung zu sorgen.
    »Wir sehen am Fenster weit mehr, Menolly. Los, so komm doch!« Piemur zupfte sie am Ärmel.
    Die Feuerechsen nutzten die allgemeine Aufregung und flogen durch die offenen Fenster davon. Menolly sah zu, wie die Drachen in Geschwader-Formation am Himmel kreisten, ehe sie sich senkten und jenseits des Großen Hofes landeten.
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    In der Tat, es war ein überwältigender Anblick. Am Himmel wimmelte es von den großen, majestätischen Geschöpfen. Die Lehrlinge schrien begeistert, und Menolly sah, wie die Drachenreiter ihnen zuwinkten.
    »Menolly!«
    Sie drehte sich um und sah Silvina dastehen, eine schmale Falte des Unmuts auf der Stirn. Zum erstenmal seit dem frühen Morgen überlegte Menolly, was sie nun wieder falsch gemacht hatte.
    »Menolly, hat man dir im Benden-Weyr keine Kleider mit-gegeben? Ich weiß, Meister Robinton hat dich kurzerhand mit-geschleppt und dir kaum Zeit zum Packen gelassen, aber …«
    Menolly schluckte. Also hatte sich Dunca wegen ihrer geflickten Sachen bei Silvina beschwert. Die Wirtschafterin musterte sie aufmerksam.
    »Nun«, meinte sie nach einem kurzen Zögern, »zum erstenmal muß ich Dunca recht geben. Deine Kleider bestehen nur noch aus Fransen. Das geht nicht an – es würde die Harfner-Gilde in Verruf bringen.«
    »Silvina, ich …«
    »Beim Großen Ei, Kind, ich bin doch nicht böse auf dich!«.
    Silvina hob Menollys Kinn und zwang sie, ihr in die Augen zu schauen. »Ich bin wütend über mich selbst, daß ich nicht mitgedacht habe. Ganz zu schweigen davon, daß ich Dunca Gelegenheit gab, über dich herzufallen. Aber bitte, das bleibt unter uns, denn Dunca ist auf ihre Weise ganz nützlich für mich. Nicht daß ich dich für geschwätzig halte! Ich habe dich noch keine zwei Sätze am Stück reden hören. Du liebe Güte, Kind, was habe ich nun wieder gesagt, daß du so unglücklich bist? Du kommst jetzt einfach mit mir, ja?« Und Silvina nahm Menolly am Ellbogen und führte sie sanft, aber bestimmt zu den Lagerräumen im Hintergrund des Küchentraktes.
    »In den letzten Tagen war soviel los, daß ich kaum besser denken kann als Camo. Aber siehst du, im Normalfall bringt 145
    jeder neue Lehrling zwei neue Ausstattungen mit. Deshalb dachte ich gar nicht daran, daß du – und weil du außerdem vorher im Benden-Weyr warst …«
    »Felena schenkte mir den Rock und die Bluse, und jemand nahm Maß für neue Stiefel …«
    »Und dann hat dich Meister Robinton auf einen Drachen gesetzt, ehe du auch nur den Mund auftun konntest, ja?«
    Silvina öffnete eine Tür. Menolly sah in Regalen, die vom Boden bis zur Decke reichten, Stoffballen und Kleider, Leder, fertige Stiefel, Felldecken, Teppiche und Vorhänge. »Hm, mal sehen …« Sie musterte Menolly. »Wir sind zwar besser für männliche Lehrlinge ausgerüstet …«
    »Ich trage am liebsten Hosen.«
    Silvina lachte leise. »Sie passen bestimmt gut zu dir und sind in der Harfnerhalle praktischer als Röcke, aber du brauchst auch ein wenig Tand, mein Kind. Das hebt das Selbstbewußtsein, und es gibt genug Feste hier …« Sie kramte Stapel von schwarzen und braunen Röcken durch und legte sie verächtlich beiseite. »Das hier vielleicht …« Sie wählte einen Stoff in einem satten Rot und hielt ihn hoch.
    »Das ist viel zu schön für mich!«
    »Glaubst du, daß ich dich in den gleichen Röcken herumlau-fen lasse wie meine Küchenmägde? Und selbst die machen sich fein, wenn sie mit der Arbeit fertig sind.« Silvinas Stimme klang mit einemmal schroff.
    »Du besitzt zu wenig Selbstvertrauen, Menolly. Ich sage ja nichts gegen Bescheidenheit, aber du mußt dir klar darüber werden, daß sich deine Stellung geändert hat. Du bist nicht mehr

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