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Pern 04 - Drachensinger

Pern 04 - Drachensinger

Titel: Pern 04 - Drachensinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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mit einemmal stickig.
    Dann begannen große Ventilatoren zu arbeiten. Wieder einmal wünschte sie sich zurück in ihre Höhle an den Klippen.
    Sie hatte das Eingesperrtsein während des Sporenregens auch in der Burg am Meer stets gehaßt. Sie brauchte Luft zum Atmen. Die Angst der anderen machte sie kribbelig. Die 135
    einsame Höhle mit ihrem weiten Ausblick auf das Meer war der perfekte Kompromiß zwischen Sicherheit und Freiheit gewesen.
    Prinzessin zirpte fragend und flog dann vom Regal auf Menollys Schulter. Sie spürte den bevorstehenden Fädeneinfall, und ihr kleiner Körper spannte sich an.
    Das Klirren und Rasseln verstummte, die wirren Rufe ließen nach. Menolly hörte Stimmen draußen, und dann kehrte Domick mit den beiden Gesellen zurück.
    »Ich weiß, daß du mit deiner Hand keine Oktaven greifen kannst«, wandte sich Domick an sie, als hätte es keine Unter-brechung gegeben, »aber hat Petiron dich überhaupt an der Harfe unterrichtet?«
    »Er besaß eine kleine Bodenharfe, doch es war so schwierig, gerissene Saiten zu erneuern, daß wir meist improvisieren mußten …«
    Sebell hielt ihr seine Harfe entgegen.
    Sie dankte ihm und gab ihm statt dessen die Gitarre.
    Domick hatte inzwischen in seinen Regalen gekramt und ein neues Notenblatt hervorgeholt, abgegriffen und an manchen Stellen vergilbt, aber noch einigermaßen lesbar.
    Menolly warf einen Blick auf ihre Fingerkuppen. Die Schwie-len vom Harfenspiel waren längst verschwunden, und die Haut bekam sicher Blasen, aber … Sie schaute zu Domick auf, und als er ihr zunickte, begann sie ein Arpeggio. Sebells Harfe hatte einen herrlichen Klang, der im Raum schwebte und leise im Holz mitsang. Sie mußte die Finger stark verkrümmen, um die Oktaven zu greifen, doch obwohl die Narbe schmerzte, fing die Musik sie so ein, daß sie nicht darauf achtete. Erst gegen Ende des Stücks bemerkte sie, daß die anderen sie begleitet hatten.
    »Schluß für heute«, sagte Domick entschieden, als sie das nächste Blatt in die Hand nehmen wollte. Er hielt ihre Narbe ans Licht, und sie sah, daß sich am Rand ein kleiner blutender Riß gebildet hatte.
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    »Aber …«
    »Aber …« Domick unterbrach sie weniger schroff als gewohnt. »Es ist Essenszeit. Du hast sicher auch Hunger, Menolly.«
    Jetzt erst drang der Duft von Braten und Gemüse in ihre Nase, und sie spürte, wie ihr das Wasser im Mund zusammen-lief. Nun ja, in der Pension hatte sie, angestarrt von den anderen, kaum etwas zu sich genommen.
    Zu ihrem Erstaunen – und ihrer Freude – war der Mädchentisch an diesem Tag leer. Vor den Fenstern des Speisesaals hatte man die Metall-Jalousien heruntergelassen, und entlang der Wände brannten große Leuchtkörbe. Irgendwie wirkte der Saal wärmer und freundlicher als je zuvor.
    Alle anderen saßen schon an ihren Plätzen. Meister Morshal warf ihr einen düsteren Blick zu, bis Domick sie mit einer kurzen Geste an ihren Platz schickte. Sebell und Talmor schien es nicht das geringste auszumachen, daß sie zu spät kamen.
    Aber Menolly spürte sämtliche Augen auf sich gerichtet, als sie den leeren Tisch am Kamin ansteuerte – und das bildete sie sich nicht nur ein.
    »He, Menolly«, wisperte ihr eine bekannte Stimme zu. »Beeil dich, damit wir anfangen können!« Piemur hatte am Nebentisch Platz genommen.
    »Siehst du?« wandte er sich an seinen Nachbarn. »Ich habe dir gleich gesagt, daß sie sich nicht wie die anderen Weiber in der Burg verkriecht!« Und während sich alle setzten, fragte er sie: »Du hast keine Angst vor den Sporen, oder?«
    »Weshalb sollte ich?«
    Die Antwort schien den Jungen zu gefallen. »Aber was machst du hier? Ich dachte, du darfst dich in der Nähe des Mädchentisches nicht mehr blicken lassen?«
    »Die Weiber sind ja nicht da, oder? Und du hast dich beschwert, daß es dir langweilig ist, wenn du keinen zum Reden hast. Also – jetzt hast du mich.«
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    »Menolly?« fragte der Junge mit den vorquellenden Augen, der ihr meist gegenübersaß. »Stimmt es, daß Echsen Feuer atmen wie die Drachen und Jagd auf Fäden machen?«
    Menolly warf Piemur einen Blick zu, doch der war die Unschuld selbst.
    »Meine haben das noch nie getan, aber sie sind auch sehr jung.«
    »Siehst du, Brolly!« trumpfte Piemur auf. »Die Jungdrachen in den Weyrn kämpfen auch nicht gegen die Fäden an. Feuerechsen sind nämlich nichts anderes als kleine Drachen, habe ich recht, Menolly?«
    »Es scheint zumindest so.«
    »Wo sind sie denn jetzt?« wollte Brolly

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