Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pern 04 - Drachensinger

Pern 04 - Drachensinger

Titel: Pern 04 - Drachensinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
weiß nicht. Bei der Melodie – nimmst du eigentlich immer Moll-Klänge?« Er legte eine Glasplatte über den Sand, damit niemand die Zeichen verwischen konnte. »Mal sehen, was der Harfner dazu meint.«
    »Du willst das stehenlassen? Aber das kann doch nicht dein Ernst sein!«
    »Und ob das mein Ernst ist!« Er stand auf und griff nach seiner Gitarre. »Paß auf!«
    Menolly saß verlegen auf ihrem Hocker und hörte zu, wie Sebell ihre Melodie spielte. Als dann die Feuerechsen leise mitsummten, mußte sie insgeheim zugeben, daß die Ballade gar nicht so schlecht war.
    »Ausgezeichnet, Sebell! Ich hatte keine Ahnung, daß auch noch ein Komponist in dir steckt«, rief Meister Robinton von der Tür her und klatschte begeistert in die Hände.
    »Mir selbst wollte einfach keine Musik zu diesem Zwischenfall gelingen …«
    »Die Ballade stammt von Menolly, Meister Robinton.« Sebell war beim Eintreten des Harfners aufgestanden und verbeugte sich nun vor Menolly. »Komm, Mädchen, genier dich nicht!
    Weshalb, glaubst du wohl, hätten wir Harfner einen ganzen Kontinent nach dir abgesucht?«
    »Menolly, mein liebes Kind, wozu die Verlegenheit?« Robinton nahm ihre Hände und hielt sie fest. »Denk lieber daran, welche Arbeit du mir abgenommen hast! Los, Sebell, ich habe 175
    nur den Schluß gehört …« Der Harfner angelte sich einen Hocker, nahm Platz und lauschte gespannt, als Sebell die klagende Melodie spielte. »So, Menolly, und nun horch dir die Musik als solche an, nicht als dein Werk. Lerne objektiv zu urteilen – als Angehörige der Harfner-Gilde!«
    Er hielt ihre Hände immer noch ganz fest, und sie konnte sich ihm nicht entziehen. Sie wollte es auch gar nicht. Die Wärme tat ihr wohl. Ihre Verlegenheit schwand, als Sebells schöner Bariton, getragen von der Musik, durch den Raum strömte. Die Feuerechsen stimmten ein, und Robinton lächelte ihr zu.
    »Ja, der Text läßt sich noch ausfeilen. Hier und da ein anderes Wort, um die Wirkung zu verstärken, aber die Melodie bleibt.
    Schreib sie nieder – ah, Sebell, gut gemacht. Gut gemacht.«
    Der Meisterharfner nickte zufrieden, als Sebell zum Sandtisch hindeutete. »Ich möchte, daß die Noten auf einige dieser glatten neuen Papiere übertragen werden, die uns Bendarek liefert. Dann kann Menolly sie in aller Ruhe überarbeiten.
    Nein, nicht in aller Ruhe«, verbesserte er sich. »Denn dieser Vorfall hat ganz Pern erregt, und das Volk drängt auf eine Erklärung. Eine gute Ballade, Menolly, eine sehr gute Ballade.
    Leg endlich deine Selbstzweifel ab! Du besitzt einen ausge-prägten Instinkt für die Melodie. Vielleicht sollte ich mehr Lehrlinge in die Burgen am Meer schicken, wenn der Gesang von Wind und Wellen solche Talente hervorbringt. Hörst du, dein Schwarm summt immer noch den Refrain …«
    Menolly löste sich lange genug aus ihrer Verwirrung, um zu erkennen, daß der Gesang der Echsen nichts mit ihrer Ballade zu tun hatte: sie achteten überhaupt nicht auf die Menschen, sondern …
    »Die Eier! Sie sind reif …«
    »Was!« Meister und Geselle stürzten gleichzeitig zum Kamin und den beiden warmen Tongefäßen.
    » Menolly! Hierher! «
    »Ich hole nur das Fleisch!«
176
    »Sie schlüpfen!« rief der Harfner. »Sie schlüpfen! Halt das Gefäß fest, damit es nicht kippt!«
    Als Menolly in das Zimmer schoß, knieten die beiden Männer vor dem Feuer und beobachteten ängstlich die Tongefäße, die hin und her schwankten.
    »So schlüpfen sie nie«, meinte Menolly trocken. Sie nahm Sebell den Tontopf aus den Händen und holte vorsichtig das Ei heraus, um es neben den Kamin zu lege n. Robinton folgte ihrem Beispiel. Beide Eier schaukelten hin und her, und die Schalen zeigten die ersten feinen Sprünge.
    Die Feuerechsen kauerten auf dem Kaminsims und summten schrill. Die Laute schienen die heftigen Bewegungen der Jungen innerhalb ihres Schalengefängnisses zu unterstreichen.
    »Meister Robinton!« rief Silvina vom anderen Zimmer her.
    »Meister Robinton?«
    » Silvina! Sie schlüpfen! « Die dröhnende Stimme des Harfners erschreckte die Feuerechsen. Sie begannen aufgeregt mit den Flügeln zu schlage n.
    Andere Harfner, angezogen von dem Lärm, schoben sich in den Raum. Menolly wurde unruhig. Allzu viele Zuschauer konnten nur stören …
    »Nicht!« rief sie, ehe sie merkte, was sie tat. »Alles draußen bleiben!«
    »In Ordnung«, erwiderte Silvina. »Hinaus mit euc h! Ihr seht bei dem Gedränge ohnehin nichts. Hast du das Fleisch, Menolly? Ah, gut so. Glaubst

Weitere Kostenlose Bücher