Pern 05 - Drachentrommeln
daß es vielleicht gar keine Südländer waren, sondern eine Gruppe aus dem Norden. Er wußte, daß Meister Oldive Kräuter aus dem Süden bevorzugte, um seine Mixturen herzustellen; deshalb hatte auch Sebell vor nicht allzulanger Zeit die weite Schiffsreise gemacht und Unmengen von Gräsern, Samen und Kräutern gesammelt.
Vielleicht bestand sogar eine Absprache mit den Alten; sie konnten dem Meisterheiler wohl kaum verwehren, Arzneipflanzen aus dem Süden zu holen.
Aber Schiffe aus dem Norden besaßen vielfarbige Segel; Menolly hatte ihm erzählt, daß jeder Seebaron stolz auf die bunten Muster seiner Schiffssegel war. Einfache rote Segel ließen auf Südländer schließen – denn die brachen die Tradition des Nordens, wo immer sie konnten. Außerdem vermittelte der Arbeitstrupp das Gefühl, als käme er nicht das erstemal hierher.
Piemur lachte vor sich hin. Jedenfalls hatte er im Moment nicht die Absicht, sich den Fremden vorzustellen, sonst mußte er noch beim Sammeln von Kräutern helfen. Er beschloß, das Nötigste zusammenzupacken und in einem Bogen durch den Dschungel zu wandern, bis er ein gutes Stück östlich von ihnen ans Meeresufer kam. Und ein gutes Stück entfernt von dem Salbengestank.
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So machte er ein ordentliches Bündel aus seiner geflochtenen Matte und band es mit einer Lianenschlinge fest. Farli zeigte sich empört über seinen Aufbruch und die Tatsache, daß er ihr Hungergeschrei einfach überhörte. Piemur warf einen nach-denklichen Blick auf die Wände seines primitiven Unterschlupfs. Er konnte nicht ausschließen, daß die Leute im Wald auf die Jagd gingen und seine Hütte entdeckten. So zerlegte er die Riedgraswände und versteckte sie im dichten Laub der nahe gelegenen Sträucher. Die Lichtung, die er geschlagen hatte, ließ sich nicht verbergen, aber er glättete wenigstens das niedergetrampelte Erdreich und verteilte hier und da dürres Geäst, damit der Platz auf den ersten Blick wie eine natürliche Öffnung im Dschungel aussah.
Dann lief er zum Fluß hinunter. Seine Fischreuse, die er an dem halbversunkenen Baumstamm befestigt hatte, enthielt mehr als genug Beute, um Farlis Hunger zu stillen. Er nahm die Fische aus, wickelte sie in breite Blätter und legte sie in sein Netz, Einen Moment zögerte er, doch dann ließ er die Reuse wieder ins Wasser. Vermutlich blieb das Ding unbemerkt, außer jemand stolperte darüber – und die Fische, die sich darin fingen, mußten nicht leiden. Wenn er zurückkam, hatte er dann gleich etwas zu essen.
Er bahnte sich einen Weg durch den Wald und machte einen großen Bogen um die Ebene. An einem kleinen Nebenarm des Flusses hielt er an, trank und ließ Dummkopf eine Weile rasten. Die Beine des kleinen Kerls hielten noch nicht lange durch, und obwohl er kaum etwas wog, war er Piemur über längere Strecken doch zu schwer zum Tragen. Farli umflatterte sie, schoß gelegentlich durch das Blätterdach nach oben und kreiste am Himmel, wo sie irgend jemanden schalt – vermutlich die Eindringlinge am Fluß.
»Wenigstens hast du keine Angst vor ihnen«, meinte Piemur, als sie zu ihm zurückkehrte und sich auf seine Schulter setzte.
Sie rieb das Köpfchen an seiner Wange und stupste ihn so 231
lange an, bis er sie zu streicheln begann. »Ich würde ja gern hingehen und uns bekannt machen – aber bei dem Gestank …«
Würdest du das wirklich gern? fragte sich Piemur insgeheim.
Es wäre so einfach gewesen, zum Fluß hinunter zu schlendern, ganz lässig und harmlos. Die Fremden würden ihn sicher erst mal anstaunen – besonders, wenn er von seinen Abenteuern hier im Süden berichtete. Aber dann fragten sie vermutlich, woher er kam, und er wußte wirklich nicht, ob er ihnen reinen Wein einschenken konnte. Allerdings geschah es des öfteren, daß mutige junge Männer aus dem Norden versuchten, auf eigene Faust auf den Südkontinent zu gelangen, besonders wenn sie sich das Mißfallen ihres Burgherrn zugezogen hatten.
Piemur mußte nicht unbedingt erwähnen, daß er ein Königinnen-Ei aus dem Norden mitgenommen hatte. Die Leute glaubten sicher, daß die kleine Königin von einem Gelege hier im Süden stammte. Und was Dummkopf betraf, so konnte er sich durchaus an die Tatsachen halten. Wenn er dann noch so tat, als wüßte er nicht genau, wo sich die Burg des Südens befand …
Ja, das war es. Er konnte erzählen, daß er sich ein kleines Boot angeeignet habe und daß der Weg in den Süden entsetzlich gewesen sei – was in gewisser Hinsicht
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