Pern 05 - Drachentrommeln
habe auch eine Menge erledigt. Schon Nachricht von Piemur?«
»Nein.«
Menolly ließ die Schultern sinken.
»Wir hätten Ihnen sofort Bescheid gegeben.«
Er legte tröstend einen Arm um sie. »Ist Sebell etwa auch noch wach?«
»Aber ja.« Sie lachte leise. »N’ton hat Tris vorausgeschickt –
sonst wären Sie vor verschlossenen Toren gestanden.«
»Nicht lange, mein liebes Kind, nicht lange!«
Sie hatten die Treppe erreicht, und Robinton merkte, daß Menolly ihre Schritte seinetwegen verlangsamte. Es war schlimm; er spürte förmlich, wie seine Energiereserven schwanden. Früher hatte es ihm nicht das geringste ausgemacht, bis in die späte Nacht hinein wachzubleiben.
»Baron Groghe kam bereits vor zwei Tagen zurück, Meister.
Weshalb mußten Sie so lange auf Nabol bleiben?« Sie schüttel-223
te sich. »Ich hätte es dort keine Sekunde länger als unbedingt nötig ausgehalten!«
»Du hast recht – es gibt angenehmere Burgen. Ich möchte nur wissen, was aus all dem Wein geworden ist, den Baron Fax bei seinen Kriegszügen erbeutete! Er hatte ein paar ausgezeichnete Jahrgänge. Meron kann das Zeug doch nicht in knappen dreizehn Planetenumläufen verbraucht haben!«
»Mit anderen Worten – es war kein Benden-Wein da?«
spöttelte Menolly.
»Nicht ein Tropfen, du gefühlloses Ding!«
»Dann erstaunt es mich, daß Sie so lange fortblieben.«
»Ich hatte keine andere Wahl!« entgegnete er, selbst ein wenig erstaunt, daß seine Stimme so gereizt klang. Doch inzwischen hatten sie seine Privaträume erreicht, und er öffnete die Tür, dankbar über die vertraute Unordnung in seinem Arbeitszimmer und das Lächeln, mit dem Sebell ihn empfing.
Der Geselle sprang auf, half dem Meister beim Ablegen der Reitkleider und führte ihn zu einem bequemen Stuhl, während Menolly einen Becher mit Benden-Wein füllte.
»Nun, Meister, was gibt es zu berichten?« ahmte Sebell die Frage nach, die Robinton meist ihm stellte, wenn er von einer längeren Reise zurückkehrte. »Hätten wir nicht nach Nabol kommen und Sie bei Ihrer Arbeit unterstützen können?«
»Ich denke, ihr beide habt erst mal die Nase voll von Nabol?«
fragte Meister Robinton und nahm einen Schluck Wein.
»Er bringt Neuigkeiten mit, Sebell.« Menolly musterte den Gildemeister mit zusammengekniffenen Augen. »Ich sehe es ihm an. Richtig selbstzufrieden wirkt er, jawohl. Haben Sie auf Nabol etwas über Piemur erfahren?«
»Nein, das leider nicht. Aber ich habe unter anderem siche rgestellt, daß es in Zukunft keinen Tauschhandel mehr zwischen Nabol und dem Süden geben wird!«
»Dann hat keiner der enttäuschten Nachkommen Merons Schwierigkeiten bei der Amtseinführung Deckters gemacht?«
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wollte Sebell wissen.
Meister Robinton lächelte.
»Keine nennenswerten Schwierigkeiten – obwohl dieser Hittet ein Meister der abfälligen Rede ist. Aber wie sollten sie die Ernennung anfechten? Meron hatte seine Wahl vor höchst ehrenwerten Zeugen getroffen. Außerdem ließ ich von Anfang an durchsickern, daß Benden den neuen Erbbaron auf Nabol für die Sünden Merons zur Rechenschaft ziehen würde.«
Meister Robinton strahlte, als Sebell ihn verblüfft anstarrte.
»Es bereitete mir beträchtliches Vergnügen, dem neuen Baron Deckter beizustehen, als er das ganze wertlose Pack heim-schickte – mit dem strengen Befehl, endlich Ordnung auf ihren heruntergekommenen Höfen zu schaffen.«
»Und Baron Deckter?« fragte Sebell.
»Ein tüchtiger Mann, auch wenn er sich bis zuletzt gegen die Berufung gesträubt hat. Ich erklärte ihm, daß er Nabol durchaus wieder auf die Beine stellen könnte, wenn er den gleichen Fleiß und Geschäftssinn walten ließe wie bei seinem Fuhrge-schäft. Und er hat in seinen vier Söhnen prächtige Stützen – ein Glück, dessen sich nur wenige Barone rühmen können.
Er stellte allerdings eine Bedingung…«
Der Harfner sprach nicht weiter, und die beiden sahen ihn erwartungsvoll an.
»Eine Sache, die gut in unsere Pläne paßt.«
Er wandte sich an Menolly: »Du machst am besten gleich dein Boot startklar!«
Die Harfnerin strahlte, und Sebell richtete sich kerzengerade auf. »Wir werden Piemur nie finden, wenn wir vom Norden aus nach ihm suchen. Ihr beide begebt euch also in den Süden.
Wenn ihr es selbst nicht schafft, den Alten die Botschaft zu überbringen, so soll Toric ihnen klarmachen, daß Meron tot ist und daß sein Nachfolger Benden unterstützt. Ich glaube, Meister Oldive benötigt außerdem neue
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