Pern 06 - Der Weisse Drache
darauf hin, daß der Besucher ein Mensch war, aber was zuerst durch das dichte Laub brach, war eine Mähne – und sie gehörte zu dem kleinsten Renner, den Jaxom je gesehen hatte.
Die Flüche wurden allmählich verständlich. »He, paß doch auf, plattfüßiger roter Teufel! Stößt mit seinem dicken Schädel an die Äste, daß sie mir ins Gesicht peitschen! Irgendwann werfe ich deinen räudigen Kadaver den Drachen zum Fraß vor!
Hallo, Sharra, ein lauschiges Plätzchen hast du dir ausgesucht!
Ich wollte meinen Ohren nicht trauen, als ich von der Geschichte erfuhr. Na, Jaxom, das Schlimmste hast du wohl überstanden. Du siehst kerngesund aus.«
»Piemur?« Die kleine gedungene Gestalt mit dem wiegenden Gang war unverkennbar, obwohl sie sich nicht denken konnten, was der junge Harfner in dieser verlassenen Gegend machte.
»Piemur! Was suchst du denn hier?«
»Dumme Frage! Euch natürlich! Wißt ihr eigentlich, wie viele Buchten es hier entlang der Küste gibt, auf die Meister Robintons Beschreibung zutrifft?«
»So im Weyr geht alles wieder seinen geregelten Gang«, sagte F’lar leise zu Lessa, als er den Vorraum zu Cosiras Gemächern betrat. Man hatte den Weyr der Drachenreiter kurzerhand für den Meisterharfner geräumt, denn Meister Oldive wollte nicht einmal erlauben, daß man ihn auf die Burg brachte. Im Moment betreuten ihn der Heiler und Brekke, mißtrauisch beobachtet von Zair, der sie keine Sekunde aus den Augen ließ.
Lessa streckte die Hand aus. Sie brauchte jetzt die Nähe ihres Weyrgefährten. F’lar legte den Arm um sie, küßte sie und 323
schenkte sich dann einen Becher Wein ein.
»D’ram organisiert die Weyrbewohner. Er hat die älteren Bronzedrachen losgeschickt, damit sie zusammen mit Canth und F’nor Ranilth heimgeleiten. Der Ärmste lebt höchstens noch eine oder zwei Planetenumläufe – wenn B’zon so lange durchhält.«
»Nicht noch ein Toter heute!«
F’lar schüttelte den Kopf. »B’zon schläft wie ein Stein. Wir haben den enttäuschten Bronzereitern genug Wein vorgesetzt, daß sie ihren Kummer hinunterspülen können. Und Cosira und G’dened sind allem Anschein nach so – beschäftigt, daß sie von den Ereignissen auf Ista noch nichts mitbekommen
haben.«
»Um so besser.« Lessa lachte.
F’lar fuhr ihr mit den Fingern sanft über die Wange. »Und wann steigt Ramoth wieder auf, Mädchen?«
»Ich werde es dir rechtzeitig sagen.« Sie bemerkte, daß sein Blick immer wieder zum Schlafgemach des Kranken wanderte, und setzte hinzu: »Er kommt ganz sicher durch!«
»Du glaubst nicht, daß Oldive uns etwas verschwiegen hat?«
»Wie könnte er? Sämtliche Drachen von Pern stehen mit Robinton in Verbindung.« Sie schüttelte nachdenklich den Kopf. »Also, das kam völlig unerwartet für mich. Ich weiß, daß die Drachen ihn mit Namen kennen, aber daß sie Kontakt aufnehmen würden …«
»Für mich war noch erstaunlicher, daß Brekke allein auf Ruth hierherkam.«
»Warum?« Lessa zuckte die Achseln. »Sie war schließlich Drachenreiterin. Und sie versteht es, mit diesen sensiblen Geschöpfen umzugehen.«
»Dennoch – es war eine schöne Geste von Jaxom. Er hatte, wie mir Brekke erzählte, bis dahin keine Ahnung, daß er noch nicht ins Dazwischen fliegen durfte. Es muß eine bittere Erkenntnis für ihn gewesen sein.«
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Lessa nickte. »Es ist gut, daß sie gleich kam.« Lessa warf einen Blick in Richtung Vorhang. »Weißt du, wenn man so miterlebt, wie Grall und Berd ihr dieses und jenes bringen und ständig Aufträge für sie erledigen – man könnte sich fast an die kleinen Biester gewöhnen.«
»Was?« F’lar starrte sie fassungslos an.
»Ich habe fast gesagt! Und dann die kleine Bronze-Echse von Robinton! Kauerte einfach da und klagte zum Steinerweichen
…« Lessa liefen Tränen über die Wangen.
»Ist ja gut, Liebes!« F’lar nahm sie in die Arme. »Zum Glück ist das Furchtbare nicht eingetreten.«
Sie nickte ernst. »Und was fangen wir jetzt mit dem verwais-ten Süd-Weyr an?«
»Darum kümmere ich mich!« D’ram hatte unbemerkt den
Raum betreten. »Ich bin einer der ihren …« Er seufzte tief.
»Von mir werden sie Befehle annehmen, die sie von Ihnen nicht ertragen könnten, F’lar.«
Der Benden-Führer zögerte. Das Angebot war verlockend.
»Ich erkenne Ihren guten Willen an, D’ram, aber Ihre Gesundheit geht vor …«
D’ram schnitt ihm mit einer raschen Geste das Wort ab. »Ich bin robuster, als ich dachte. Die Erholung im
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