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Pern 06 - Der Weisse Drache

Pern 06 - Der Weisse Drache

Titel: Pern 06 - Der Weisse Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Jaxom in hilflosem Zorn.
    Sharra warf ihm einen ernsten Blick zu. »Ich habe das schon einmal erlebt. Ein Drachenreiter aus dem Süden ging ins Dazwischen, bald nachdem er die Feuerkrankheit überwunden hatte. Wir wußten damals nicht um die Gefahr. Zuerst wurde er blind, dann wahnsinnig vor Kopfschmerzen. Schließlich suchte er zusammen mit seinem Drachen den Tod. Es war eine
    Erlösung für ihn.« Ihre Stimme schwankte.
    Jaxom starrte sie wie betäubt an.
    »Und warum habt ihr mir das bisher verschwiegen?«
    »Wir dachten, es sei vielleicht nicht nötig, dich zu beunruhigen.« Sharras Blicke waren bittend auf ihn gerichtet. »Du wirst mit jedem Tag kräftiger, und wir hofften, dir würde die Zeit hier schnell vergehen.«
    »Also weitere sechs Siebenspannen hier?« Er ballte die Hände zu Fäusten.
    Sharra nickte langsam, mit ausdrucksloser Miene. »Eine blöde Lage, nicht wahr, denn im Augenblick brauchen wir nun mal einen Drachenreiter.« Er schaute Brekke an. Sie hatte den Kopf nach Westen gewandt. Jaxom spürte den Widerstreit ihrer Empfindungen. Auf der einen Seite wußte sie, daß sie dringend gebraucht wurde, auf der anderen scheute sie davor zurück, Canth von Ranilth fortzuholen. Plötzlich schlug er sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Aber Brekke könnte doch –
    Ruth, würdest du Brekke allein nach Ista bringen?«
    Ich bringe Brekke an jeden Ort, den sie aufsuchen möchte!
    Der kleine weiße Drache hob den Kopf, und seine Augen kreisten, als er auf Brekke zutrat.
    Von Brekkes Zügen waren der Kummer und die Hilflosigkeit wie weggewischt. »Jaxom – würdest du das wirklich zulassen?«
    Die überwältigende Dankbarkeit, die aus ihrer Frage sprach, 318
    rührte ihn. Er nahm sie am Arm und führte sie zu Ruth.
    »Du mußt nach Ista. Wenn Meister Robinton …« Jaxom
    schluckte. Die Angst schnürte ihm die Kehle zu.
    »Vielen, vielen Dank, Jaxom! Und dir auch, Ruth – vielen Dank!« Brekke schloß mit zitternden Fingern den Helmriemen.
    Der weiße Drache duckte sich, damit sie sich auf seinen Rücken schwingen konnte.
    »Ich schicke Ruth sofort zurück, Jaxom!« rief Brekke. Dann richtete sich ihr Blick in die Ferne. »Nein! Bitte nicht! Laßt ihn nicht einschlafen!«
    Wir halten ihn lautete Ruths ruhige Antwort. Er stupste Jaxom noch einmal mit der Nase an und stieß sich dann kräftig vom Boden ab. Eine Sandwolke hüllte Jaxom und Sharra ein.
    Sekunden später war Ruth im Dazwischen verschwunden.
    »Jaxom?« Sharras Stimme klang so unsicher, daß er sich besorgt umdrehte. »Was kann geschehen sein? T’kul wird in seiner Raserei doch nicht etwa den Harfner angegriffen haben?«
    »Vielleicht versuchte Robinton den Streit zu schlichten.
    Übrigens – kennst du ihn denn?«
    »Ich habe viel über ihn gehört«, meinte sie und zupfte nachdenklich an einer Haarsträhne. »Von Piemur und Menolly. Und er war in unserer Burg. Ich hörte ihn singen. Ein wunderbarer Mann! Ach, Jaxom! Sämtliche Drachenreiter im Süden haben den Verstand verloren! Sie sind krank, wirr, verrückt!« Sie lehnte den Kopf an seine Schulter. Sanft zog er sie an sich.
    Er lebt ! Ruths Nachricht drang schwach, aber unverkennbar zu ihm durch.
    »Ruth sagt, daß er lebt, Sharra.«
    »Er muß weiterleben, Jaxom. Er muß! Er muß ganz einfach!«
    Sie trommelte mit den Fäusten gegen seine Brust.
    Jaxom nahm ihre Hände, hielt sie fest und schaute ihr lä-
    chelnd in die großen, blitzenden Augen.
    »Ich bin sicher, daß er es schafft.«
     
    319
    In diesem unpassendsten aller Augenblicke kam Jaxom
    Sharras Nähe quälend zu Bewußtsein. Er spürte ihren warmen, pulsierenden Körper durch den Stoff des dünnen Kittels, den sie trug, fühlte die weiche Linie ihrer Hüften, die sich an seine schmiegten, und den Sonnenduft ihrer Haare. Der verwirrte Blick, den sie ihm zuwarf, verriet ihm, daß der Funke auch auf sie übergesprungen war.
    Er lockerte den Griff um ihre Handgelenke, bereit, sie jederzeit freizugeben. Sharra war nicht irgendein Mädchen. Sie bedeutete ihm soviel, daß er das zarte Band der Zuneigung nicht durch Hast und Ungestüm zerreißen wollte. Und er hatte irgendwie den Verdacht, daß Sharra seine Gefühle als Dankbarkeit auslegte und nicht als Liebe. Er hatte selbst diese Möglichkeit in Betracht gezogen und war zu dem Schluß gelangt, daß sie sich täuschte. Er mochte alles an ihr – von der Stimme bis zu den ruhigen Händen, nach deren Berührung er sich sehnte. Er hatte sie in den letzten Tagen genau beobachtet,

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