Pern 06 - Der Weisse Drache
Gerüchte. Und ich wußte – wie jeder andere, der die Planetenumläufe zählt –, daß die Drachen und ihre Reiter im Süden an Altersschwäche leiden. Ihre Lage ist verzweifelt. Nun kann man Zair nicht mit einem Drachen vergleichen, aber ich erlebte vor kurzem mit, wie er in Hitze geriet …« Robinton machte eine Pause und dachte an das verblüffende Wiedererwachen von Wünschen, die er für längst abgeklungen gehalten hatte. Dann hob er die Schultern. N’ton warf ihm einen belustigten Blick zu. »Ich kann mir in etwa vorstellen, welchen Druck brünstige Braune oder gar Bronze-130
drachen auf ihre Reiter ausüben …«
F’nor runzelte die Stirn. »Wieviel wissen Sie von den Vo r-gängen im Südweyr, Robinton? Ich erinnere mich, daß ich Ihnen alle Karten aushändigte, die ich während meiner Gene-sungszeit drunten im Süden skizziert hatte.«
»Offen gestanden, weiß ich mehr über die Ereignisse auf den Höfen und Burgen. Aber Piemur schickte mir vor kurzem eine Botschaft, in der es hieß, daß sich die Drachenreiter auffällig zurückgezogen hätten. Sie pflegen, gemäß der Tradition ihrer eigenen Zeit, ohnehin wenig Umgang mit Hofbesitzern, aber gewisse Be ziehungen hatten sich doch gebildet. Die brachen nun abrupt ab. Plötzlich ließ man keine Außenstehenden mehr in die Nähe des Weyrs. Gründe wurden nicht genannt. Und die Drachen flogen immer seltener. Piemur berichtete, daß man sie zwar aufsteigen sah, aber nicht zu Patrouillen. Sie verschwanden einfach im Dazwischen.«
»Zeitsprünge«, meinte F’nor nachdenklich.
Zair begann mitleiderregend zu kreischen, und Robinton besänftigte ihn. Wieder strahlte die Echse das Bild von Drachen aus, die Feuer spien. Dann schwarzes Nichts – und ganz kurz der Blick auf ein Ei. »Habt ihr von euren kleinen Freunden die gleichen Eindrücke erhalten?« fragte Robinton, obwohl die überraschten Ausrufe der anderen diese Frage unnötig machten.
Der Harfner drängte Zair, ihm Einzelheiten zu übermitteln, und erkundigte sich, wo das Ei lag; doch statt einer Antwort sandte das Tierchen wieder Angstgefühle aus.
»Wenn die Biester nur etwas mehr Verstand besäßen!«
seufzte Robinton. Er verdrängte mühsam seinen Ärger. So nahe dem Ziel – und doch nichts zu erreichen, weil das Aufnahme-vermögen der Echsen beschränkt war!
»Sie sind jetzt zu erregt«, beschwichtigte F’nor. »Später werde ich Grall und Berd noch einmal aushorchen. Ich möchte nur wissen, ob Menolly von ihrem Schwarm die gleichen 131
Bilder erhält. Erkundigen Sie sich doch, Meister Robinton, wenn Sie in die Gildehalle zurückkehren! Bei zehn Echsen ergibt sich vielleicht mehr Klarheit als bei einer.«
Robinton nickte und erhob sich, doch dann fiel ihm noch etwas ein. »N’ton, gehörten Sie nicht zu den Bronzereitern, die in den Süden flogen, um nach dem Ei zu suchen?«
»Ja. Und der Weyr lag verlassen da. Vollkommen verlassen.
Nicht ein alter Drache war zu sehen.«
»Ja. Das wäre die logische Folge, nicht wahr?«
Als Jaxom und Menolly über der Burg Fort auftauchten, rief Ruth dem Wachdrachen seinen Namen zu. Gleich darauf
wurde er von FeuerEchsen fast erdrückt. Sie behinderten ihn so sehr, daß er einige Längen absackte, ehe sie ein wenig von ihm abließen und er seine Schwingen wieder bewegen konnte.
In dem Moment, da er landete, schwärmten die Echsen von neuem herbei und kreischten angsterfüllt. Menolly redete beruhigend auf die Tiere ein, die sich in ihrem Haar verkrochen und an ihre Kleider hängten. Auch Jaxom bestürmten sie, kauerten auf seinen Schultern, schlangen ihm die Schweifen-den um den Hals und flatterten in Augenhöhe vor ihm.
»Was ist denn in die gefahren?«
»Sie haben entsetzliche Angst. Angeblich hauchen ihnen Drachen Feuerstrahlen entgegen«, rief Menolly. »Aber hier tut euch doch keiner etwas, ihr albernen Geschöpfe! Ihr müßt nur dem Benden-Weyr eine Zeitlang fernbleiben.«
Harfner, herbeigelockt von dem Aufruhr, kamen ihnen zu Hilfe. Sie lockten die eigenen Echsen zurück und befreiten Menolly und Jaxom von den anderen. Als Jaxom begann, die kleinen Geschöpfe von Ruth fortzuscheuchen, meinte der weiße Drache, das sei nicht nötig, mit den Echsen werde er schon fertig. Und da die Harfner sie mit Fragen nach den Vorgängen auf Benden überhäuften, gab Jaxom nach und ließ Ruth mit den Quälgeistern allein.
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Die Harfner hatten von den Echsen, die völlig verschreckt in die Gildehalle zurückgekehrt waren, nur verzerrte Bilder
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