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Pern 06 - Der Weisse Drache

Pern 06 - Der Weisse Drache

Titel: Pern 06 - Der Weisse Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Leichtsinn losschimpften. Er ertrug die Zurechtweisungen schon deshalb mit Gelassenheit, weil sie Menolly daran hinderten, ihn mit ihrer Neugier zu verfolgen. Sie war also doch mißtrauisch gewesen. Schade, daß er ihr nicht die Wahrheit sagen konnte. Von allen Bewohnern auf Pern war sie die einzige, der er sich gern anvertraut hätte; aber er wußte, daß es klüger war, die anderen in dem Glauben zu lassen, ein Drachenreiter vom Südkontinent habe das Ei zurückgebracht.
    Dennoch – es hätte ihm Spaß gemacht, irgend jemandem zu erzählen, was er geleistet hatte.
     
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    Das Essen wurde aufgetragen, und die Diskussion drehte sich um Last oder Nutzen der FeuerEchsen, bis Jaxom feststellte, daß alle am Tisch eigentlich begeisterte Anhänger der kleinen Tiere waren. Im Moment kam es vor allem darauf an, Lessa und Ramoth zu versöhnen.
    »Ramoth vergißt ihren Ärger sicher bald«, meinte N’ton.
    »Lessa ist dafür um so nachtragender. Allerdings sind die Probleme wohl nicht so kritisch, daß ich Zair in nächster Zeit zum Benden-Weyr schicken muß.«
    Während N’ton und Lytol den Meisterharfner gemeinsam
    beruhigten, erkannte Jaxom, daß Robinton merkwürdig
    zurückhaltend wirkte, wenn er Benden oder die Weyrherrin erwähnte. Robinton war nicht nur wegen Lessas Haltung gegenüber den FeuerEchsen in Sorge.
    »Die Sache hat noch einen Aspekt, der mir Kummer bereitet«, erklärte er. »Jedermann richtet seine Blicke jetzt auf den SüdKontinent.«
    »Warum ist das so schlimm?« wollte Lytol wissen.
    Robinton nahm einen Schluck Wein und schwieg einen
    Moment lang versonnen. »Weil die jüngsten Ereignisse allen klargemacht haben, daß dieser riesige Kontinent nur von einer Handvoll Menschen bewohnt wird.«
    »Und?«
    »Ich kenne mehr als einen Baron, dessen Burg für die Nachkommen zu eng wird. Und die Weyr, anstatt die Unantastbarkeit des Südkontinents zu schützen, waren halb entschlossen, mit Gewalt dort einzudringen. Was soll die Barone daran hindern, die Initiative zu ergreifen und sich große Stücke von dem Kuchen da unten zu holen?«
    »Es gibt einfach nicht genug Drachen im Süden, um große Landflächen zu schützen«, wandte Lytol ein. »Die Alten denken gar nicht daran, neue Aufgaben zu übernehmen.«
    »Im Grunde braucht man im Süden keine Drachenreiter«, sagte Robinton langsam.
     
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    Lytol starrte ihn an, entsetzt über diese Feststellung.
    »Das stimmt.« Er nickte. »Der Boden ist gründlich mit Würmern durchsetzt. Händler haben mir berichtet, daß die Bewo hner den Sporenregen mehr oder weniger ignorieren; der junge Toric achtet nur darauf, daß Menschen und Herden sich nicht im Freien befinden, wenn Fädenfronten heraufziehen.«
    »Es wird eine Zeit kommen, da man auch im Norden keine Drachenreiter mehr benötigt«, sagte N’ton langsam und faßte mit seinem Satz Lytols Entsetzen noch einmal zusammen.
    »Solange es Fäden gibt, braucht man Drachenreiter auf Pern!« Lytol hieb mit der Faust auf den Tisch, um seine Aussage zu unterstreichen.
    »Zumindest noch zu unseren Lebzeiten«, warf Robinton
    besänftigend ein. »Aber mir wäre es lieber gewesen, wenn der Süden weniger im Blickpunkt stünde. Überlegen Sie doch selbst, Lytol!«
    »Schon wieder ein Stück voraus, Robinton, was?« Lytols Stimme klang etwas gequält, und er setzte ein mürrisches Gesicht auf.
    »Voraussicht hilft uns mehr, als über die Fehler der Vergangenheit zu jammern«, meinte Robinton. Er hielt die geballte Faust hoch. »Ich hatte alle Fakten in der Hand, aber ich sah vor lauter Bäumen den Wald nicht.«
    »Sie waren öfter auf dem Südkontinent, Meisterharfner?«
    Robinton warf Lytol einen abwägenden Blick zu. »Ja. Unauffällig, versichere ich Ihnen. Es gibt gewisse Dinge, die muß man sehen, damit man sie glaubt.«
    »Zum Beispiel?«
    Robinton streichelte gedankenverloren Zair und starrte an Lytols Kopf vorbei in die Ferne.
    »Manchmal kann übrigens ein Blick in die Vergangenheit auch ganz nützlich sein«, sagte er und wandte sich wieder dem Burgverwalter zu. »Wußten Sie eigentlich, daß wir ursprünglich alle aus dem Südkontinent kamen?«
     
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    Lytols erstes Staunen über die unerwartete Wende des Gesprächs machte einem nachdenklichen Stirnrunzeln Platz. »Ja, das ließ sich den ältesten Schriften ent nehmen.«
    »Ich habe mich oft gefragt, ob nicht irgendwo im Süden noch ältere Dokumente vor sich hinmodern.«
    Lytol rümpfte die Nase. »Vor sich hinmodern – das ist der richtige Ausdruck.

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