Pern 06 - Der Weisse Drache
Weyr.
Zum Glück waren zwei der Jungreiter etwa in seinem Alter, und er kam sich nicht so verloren vor – obwohl es Jaxom kaum gestört hätte, mit Jüngeren zu trainieren, solange er nur Ruth richtig ausbilden durfte. Es fiel ihm allerdings nicht leicht, den wahren Grund für Ruths Brandwunden zu verschweigen und den Tadel des Ungeschicks auf sich sitzen zu lassen. Er suchte Zuflucht bei dem Gedanken, daß er immerhin mehr geleistet hatte, als sie alle ahnten – ein schwacher Trost.
Sein erstes Problem bei den Jungreitern bestand darin, die Schwärme von FeuerEchsen zu verscheuchen, die Ruth wie immer umkreisten. Kaum war eine Gruppe der hartnäckigen Flattergeister vertrieben, da tauchte schon die nächste auf, sehr zum Mißbehagen von K’nebel, dem Ausbilder der Drachenreiter.
»Geht das den ganzen Tag so, wenn du mit deinem Drachen unterwegs bist?« erkund igte er sich ungeduldig.
»Mehr oder weniger. Sie – sie tauchen einfach auf. Besonders seit den Ereignissen auf dem Benden-Weyr.«
K’nebel knurrte noch ein wenig, nickte dann aber verständnisvoll. »Ich mag auch nichts von solchen Ideen wissen.
Drachen, die FeuerEchsen mit ihren Flammen angreifen –
wann hätte es das je gegeben! Aber du bringst Ruth nie in die Lüfte, wenn die Biester ihn nicht in Frieden lassen. Und wenn sie ihn nicht in Frieden lassen, kriegt die eine oder andere schließlich aus Versehen einen Flammenstrahl ab.«
So gab Jaxom seinem Drachen den Befehl, die Echsen zu verscheuchen, sobald sie auch nur in die Nähe kamen, aber es 165
dauerte eine Weile, bis alle verschwunden waren. Dann allerdings blieb der Unterricht für den Rest des Vormittags ungestört.
K’nebel ließ die Jungreiter arbeiten, bis der Gong zum Mittagessen ertönte. Jaxom nahm die Einladung zum Bleiben an, und man wies ihm einen Platz bei den ausgebildeten Drache nreitern zu, um seinem Rang Rechnung zu tragen.
Das Gespräch drehte sich immer noch um das geheimnisvolle Verschwinden des Königin-Eis; wilde Vermutungen, welcher von den Reitern aus dem Süden es zurückgebracht hatte, machten die Runde. Die Diskussion verstärkte Jaxoms
Entschluß, die Wahrheit für sich zu behalten. Er ermahnte Ruth, ebenfalls zu schweigen, was sich als völlig unnötig erwies, da der weiße Drache mehr an Feuerstein und den Kampf gegen die Sporen dachte als an vergangene Ereignisse.
Die FeuerEchsen ringsum hatten ihre Nervosität und Angst völlig abgelegt. Ihre größte Sorge galt nun wieder dem Futter und ihre zweitgrößte der Hautpflege. Mit dem Anbrach des wärmeren Wetters begannen sie sich nämlich zu schälen und litten unter Juckreiz. Die Bilder, die sie an Ruth übermittelten, hatten keinen außergewöhnlichen Inhalt mehr.
Da Jaxom die Vormittage nun im Fort-Weyr verbrachte,
konnte er kaum noch an den Zusammenkünften in der Harfner-und Schmiedegilde teilnehmen. Das bedeutete, daß er nicht länger Menollys prüfenden Blicken und Fragen ausgesetzt war, und irgendwie erleichterte ihn das. Belustigt stellte er obendrein fest, daß Lytol ihm die eine oder andere Freistunde am Nachmittag zugestand. Pflichtbewußt begab er sich mit Ruth zu Fidellos Hof auf der Hochfläche – natürlich, um nachzuse-hen, wie die neue Weizensorte gedieh.
Corana war im Haus, da die Frau ihres Bruders kurz vor der Niederkunft stand. Als sie sich besorgt wegen seiner Verbren-nungen zeigte, ließ er sie bei dem Glauben, er habe sich die Wunde geholt, als er die Burg und damit auch ihren Hof vor 166
den einfallenden Sporen verteidigte. Sie belohnte ihn für seine
»Heldentat« in einer Weise, die ihn anfangs verlegen machte, ihm jedoch ein Gefühl der Befreiung und des Glücks schenkte.
Als sie später noch ein wenig plauderten, kam Corana auf EchsenGelege zu sprechen.
»Jeder Strand im Norden wird im Moment abgesucht und
überwacht«, erzählte er. Als er ihre Enttäuschung spürte, fügte er schnell hinzu: »Aber es gibt eine Menge leerer Strände auf dem Südkontinent.«
»Könntest du mit Ruth hinfliegen, ohne daß die Alten das merken?« Offensichtlich wußte Corana wenig von den jüngsten Ereignissen, eine weitere Erleichterung für Jaxom, dem die ständigen Debatten zu diesem Thema allmählich auf die Nerven gingen.
»Ich glaube schon.« Er zögerte etwas, weil ein Flug in den Süden bedeutete, daß er sich eine Ausrede für seine längere Abwesenheit zurechtlegen mußte. Corana allerdings hielt sein Zögern für ein Abwägen der Gefahren – und er widersprach
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