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Pern 06 - Der Weisse Drache

Pern 06 - Der Weisse Drache

Titel: Pern 06 - Der Weisse Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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zu deinem Schmiß?«
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    »Corana?«
    »He, nicht gleich so sauer! Steig auf, wir kommen ehrlich zu spät. Kein schlechter Gedanke von dir, Corana als Vorwand zu benutzen. Du bist fast so raffiniert wie ein Harfner.«
    Jaxom schwang sich auf Ruth, wütend, aber fest entschlossen, nicht auf ihre Köder anzubeißen. Echt Menolly, solche Dinge auszukundschaften! Sie wußte, womit sie ihn in Verlegenheit bringen konnte! Nun, diesmal sollte sie Pech haben.
    »Danke für die Salbe, Menolly«, sagte er, nachdem er ein paarmal ruhig durchgeatmet hatte. »Ich möchte Lessa wirklich nicht verärgern, aber Lytol bestand darauf, daß ich an der Gegenüberstellung teilnehme.«
    »Mit gutem Grund.«
    Sie schien mehr zu wissen als er, aber er hatte keine Zeit mehr, darüber nachzudenken, denn Ruth wechselte ins Dazwischen und steuerte den Benden-Weyr an. Nein, Menolly brachte ihn nicht aus der Ruhe, die nicht! Aber verdammt schlau war sie, das mußte man ihr lassen.
    Ruth tauchte auf und meldete sich beim Wachdrachen. Hier ist Ruth, hier ist Ruth!
    Das brachte Jaxom wieder in Erinnerung, was geschehen war.
    Er drehte den Kopf nach hinten und warf einen Blick auf Menollys Schulter.
    »Keine Sorge. Sie sind in sicherer Obhut. Brekke hat sie aufgenommen.«
    »Alle?«
    »Beim Großen Ei, natürlich nicht! Nur Prinzeßchen und die Bronze-Echsen. Die Kleine steht dicht vor der Paarung, und ihre drei Beschützer lassen sie keine Sekunde aus den Augen.«
    Menolly lachte leise.
    »Äh – hast du schon Abnehmer für das nächste Gelege?«
    »Was? Soll ich die Eier etwa zählen, ehe sie da sind? Wo denkst du hin!« Menollys Stimme klang gelangweilt. »Warum, du brauchst doch keines, oder?«
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    »Ich bestimmt nicht!«
    Menolly lachte los, und er zuckte die Achseln. »Ich habe Corana versprochen, daß ich versuchen würde, ihr eine Echse zu verschaffen. Sie – sie war sehr nett zu mir, weißt du.« Es befriedigte ihn, daß Menolly einen Moment lang verblüfft schwieg.
    Dann versetzte sie ihm mit der geballten Faust einen Hieb zwischen die Schulterblätter. Er zuckte zusammen.
    »Hör doch auf, Menolly! Ich habe auch auf der Schulter was abbekommen.« Seine Stimme klang wütender als beabsichtigt.
    Gleich darauf bereute er seine Worte. Er brachte das Gespräch ja selbst auf Dinge, die er eigentlich verschweigen wollte.
    »Tut mir leid, Jaxom«, sagte sie so zerknirscht, daß Jaxom sofort besänftigt war. »Wo haben dich die Fäden überall erwischt?«
    »Im Gesicht, auf der Schulter und an der Hüfte.«
    Sie legte ihm eine Hand ganz leicht auf die unversehrte Schulter. »Hörst du? Die Drachen summen schon. Und da drüben ziehen bereits die Kandidaten ein! Können wir direkt in der Brutstätte landen?«
    Jaxom lenkte Ruth durch den oberen Eingang der Brutstätte.
    Immer noch brachten Bronzedrachen Besucher aus Teilen des Kontinents herbei. Jaxoms Blicke wandten sich unwillkürlich der Stelle am Torbogen zu, wo er und Ruth das erstemal aufgetaucht waren, um das Ei an seinen Platz zurückzulegen.
    Mit einem Mal stieg Stolz in seinem Innern auf.
    »Ich sehe Robinton, Jaxom. Dort, in der vierten Reihe. Nahe den Farben von Ista. Kommst du mit zu ihm?« Ihr Tonfall klang so bittend, daß Jaxom stutzte. Wer saß nicht gern in der Nähe des Meisterharfners von Pern?
    Ruth flog dicht an die Ränge heran, fing sich mit den Klauen am Felsvorsprung ab und blieb lange genug in der Schwebe, daß Menolly und Jaxom absteigen konnten.
    Während Jaxom seine Kleidung glattstrich, konnte er Meister 172
    Robinton gut beobachten. Er begriff mit einemmal Menollys Bitte. Der Harfner schien verändert. Gewiß, er begrüßte Jaxom mit einem festen Händedruck und warf seiner Gesellin ein freundliches Lächeln zu, aber er wirkte geistesabwesend und bedrückt. Der Meisterharfner von Pern hatte ein längliches, schmales Gesicht, in dem sich meist lebhaft seine Empfindungen widerspiegelten. Während er nun zur Brutstätte hinunter-blickte, wo die Kandidaten langsam über den heißen Sand auf die Eier zugingen, wirkten seine Züge zerfurcht, und unter den tiefliegenden Augen zeichneten sich dunkle Scharten ab. Die Haut von Kinn und Wangen hing schlaff nach unten. Er sah alt, müde und illusionslos aus. Jaxom wandte sich erschrocken ab und mied Menollys Blick; das scharfäugige Harfnermädchen las ihm jeden Gedanken von der Stirn ab. Meister Robinton alt? Müde, sorgenbeladen, ja. Aber alt? Eine kalte Leere machte sich in Jaxom breit. Was sollte Pern ohne den Humor und

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