Pern 07 - Moreta, die Drache
man Sekret abzapft. Kila nath und Diona müßten sich zur Verfügung stellen ...« Moretas Blick streifte die schlafende Orlith.
»Sie wird so rasch nicht erwachen«, murmelte Leri. Die alte Frau trat neben Moreta und umklammerte ihre Hände. »Es dauert nicht lange, Sekret abzuzapfen und aufzutragen ...«
»Aber es hieße, Orliths Vertrauen zu mißbrauchen ...«
»Sie vertraut auch mir. Jede Sekunde, die wir zögern ...«
»Ich weiß, ich weiß.« Moreta dachte mit einem Gefühl des Elends an Falga und Tamianth, an all die Opfer, welche die Weyr in den letzten Tagen gebracht hatten.
»Wenn deine Königin tatsächlich erwachen sollte, wird Holth es erfahren. Aber angesichts der Notlage hat Orlith sicher Verständnis für deinen Entschluß.« Leris Druck um Moretas Handgelenke verstärkte sich.
Ungewöhnliche Ereignisse fordern ungewöhnliche Maßnahmen, dachte Moreta mit einem Seufzer. Nur gab es nach ihrem Geschmack im Moment einfach zu viele ungewöhnliche
Ereignisse.
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»Holth ist bereit, uns zu helfen. Ich habe sie gefragt, nachdem ich von Tamianths Zustand erfuhr.«
Moreta löste sich aus Leris Griff und eilte aus der Brutstätte.
»Langsamer!« wisperte Leri. »Vergiß nicht, daß ich eine alte Frau bin!«
Moreta nahm sich den Rat zu Herzen. Ein guter Beobachter hätte zwar bemerkt, daß ein Größenunterschied zwischen der Frau, die zur Brutstätte kam, und der Frau, die sie verließ, bestand, aber so kurz vor der Morgendämmerung war niemand in der Nähe. Da man am kommenden Tag Fäden über Nerat erwartete, versuchten die Reiter so lange wie möglich zu schlafen.
Moreta nahm sich die Zeit, ihre eigenen Reitsachen überzu-streifen. Leris Jacke war ihr ein Stück zu kurz, und sie konnte jetzt keine Nierenentzündung riskieren. Holth begrüßte sie am Weyr-Eingang, und Moreta wartete, bis die Königin auf den Sims hinaustrat. Dann schwang sie sich auf den Rücken von Leris Gefährtin. Sie hoffte nur, daß Orlith ihr Verhalten nicht als Betrug empfinden würde.
»Bring mich bitte zum Hochland-Weyr, Holth!« sagte sie mit dedämpfter Stimme.
Der Wachreiter schläft, und der Blaue wird unseren Aufbruch nicht bemerken, erklärte Holth ruhig, und trotz ihrer düsteren Gedanken mußte Moreta lächeln. Leri und Holth hatten jede Einzelheit in Betracht gezogen.
Dann stieß sich Holth vom Felsensims ab. Sie schwebten nur einen Moment lang in der Luft, ehe sie ins Dazwischen tauchten. Moreta keuchte über die Kühnheit der alten Königin.
Noch ehe sie ihre Beschwörungsformel gegen die Kälte und das Dunkel murmeln konnte, erkannte sie in der Tiefe die Lichter des Hochland-Weyrs.
Tamianth befindet sich auf der Kesselsohle, aber mir fällt es leichter, von einem Sims aus zu starten, erklärte Holth und landete auf einem der Felsenbänder. Dann setzte sie sanft 295
hinzu: Orlith schläft. Und Leri ebenfalls.
»Ihr beide!« meinte Moreta mit einem leisen Lachen.
Holth schaute sie aus großen, leuchtenden Augen an.
»Bist du das, Moreta?« erklang eine ängstliche Stimme.
»Ja.«
»Oh, was für ein Glück, was für ein Glück! Entschuldige, daß ich dich rufen ließ, aber ich kann es einfach nicht. Ich habe solche Angst, Kilanath zu verletzen, einen Nerv zu treffen, oder so ... Alle reden mir zu, daß gar nichts dabei wäre, aber ich schaffe es nicht. Komm, Kilanath, wach auf! Moreta ist da.«
Ein Paar Drachenaugen glomm sanft im Dunkel. Moreta
tastete mit den Fußspitzen nach der Treppe, die in die Tiefe führte. Aus den Jungreiter-Quartieren, wo die verletzte Tamianth untergebracht war, quoll Licht, aber die Stufen selbst lagen im Schatten.
»Bitte, beeil dich, Moreta!« wimmerte Diona.
»Gern, wenn ich etwas sehen könnte.« Moretas Tonfall klang gereizt. Sie war verärgert über Dionas nutzloses Gejammer.
»Ja, natürlich. Das hatte ich vergessen. In diesem Weyr ist aber auch nichts zu finden.« Pflichtschuldig deckte Diona einen Leuchtkorb ab, hielt ihn jedoch ins Innere der Kammer.
»Pressen, sie ist hier! Schnell, komm!« Erst jetzt merkte sie, daß sie mit der Lampe herumfuchtelte, anstatt den Weg zu beleuchten. »Entschuldige ...«
Moreta ging los, ehe Diona sich wieder von irgend etwas ablenken ließ. Kilanath hob den Kopf und schnüffelte.
»Keine Sorge, Kilanath«, flötete Diona zuckersüß. »Du weißt, daß sie eigens gekommen ist, um uns zu helfen.« Moreta dachte insgeheim, daß der Tonfall jeder normalen Königin auf die Nerven gehen mußte. Diona wandte sich
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