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Pern 07 - Moreta, die Drache

Pern 07 - Moreta, die Drache

Titel: Pern 07 - Moreta, die Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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faßte Capiam leicht am Arm und führte ihn weg.
    »Ich werde inzwischen unsere Gildenangehörigen verständigen und mit ihnen die Burg verlassen«, sagte Tirone. Er wandte sich ab und ging über den Hof.
    »Junge Frau, sind Sie sich über die Folgen dieses Schrittes im klaren? Wenn Sie die Burg ohne Erlaubnis Ihres Vaters verlassen, besonders jetzt, da seine Stimmung mehr als gereizt ist ...«
    »Meister Capiam, ich bezweifle, daß er mein Verschwinden überhaupt bemerkt«, unterbrach sie ihn leichthin. Ihre Verbitte-rung schien vor allem der zweiten Frau ihres Vaters zu gelten.
    »Vorsicht, die Stufen sind sehr steil!« setzte sie hinzu und entfachte eine Handlampe.
    Steil, gewunden und eng, erkannte Capiam, als sein Fuß von der ersten Stufe abglitt. Er haßte Geheimtreppen, von denen es auf Fort mehr als überall sonst zu geben schien. Die Alten hatten sie oft beim Bau der ursprünglichen Burgen in den Fels gehauen, um Hilfsverbindungen zwischen den in verschiedenen Höhen gelegenen Naturhöhlen zu schaffen. Er war dankbar, daß Nerilka mit dem Licht vorausging, aber der Abstieg schien eine Ewigkeit zu dauern. Dann schimmerte Tageslicht auf, und sie erreichten einen Absatz mit hohen, schmalen Gängen, die in drei Richtungen auseinanderliefen. Neben der Wendeltreppe, die sie eben benutzt hatten, befand sich eine zweite. Capiam hoffte sehnlichst, daß sie ihm erspart bleiben 286
    würde.
    Nerilka führte ihn nach rechts, dann ein paar kurze, breite Stufen hinunter und nach links. Er kannte sich überhaupt nicht mehr aus. Nerilka bog erneut nach links ab. Drei Knechte, die auf einer Bank neben einer schweren Holztür warteten, sprangen mit unbewegten Gesichtern auf.
    »Ihr seid pünktlich, wie ich sehe«, meinte Nerilka und nickte ihnen zu.
    »Vater schätzt Pünktlichkeit«, fuhr sie fort, an Capiam gewandt, während sie den Schlüsselbund hervorkramte. Sie benötigte drei verschiedene Schlüssel, um die massive Bohle n-tür zu öffnen. Einer der Männer stemmte sie auf; ein wirres Gemisch von scharfen, bitteren und würzigen Gerüchen wehte ihnen entgegen, vermischt mit abgestandener, staubiger Luft.
    Nerilka machte Licht. Es fiel auf Spülsteine, Kohlepfannen, Arbeitstische, hohe Hocker, Meßgeräte und Waagen, glänze n-de Becken und Glasflaschen. Capiam stand nicht zum erstenmal in diesem Raum, doch er hatte ihn bisher stets in Begleitung von Lady Pendra und von der Burgseite her betreten. Nun sperrte Nerilka eine weitere Tür auf und winkte ihm zu, ihr zu folgen. Sie lächelte, als sie seinen erstaunten Ausruf hörte.
    Capiam hatte gewußt, daß es auf Burg Fort eine großzügige Vorratshaltung gab, aber er war nie weiter als bis in die Kräuterküche vorgedrungen. Sie standen auf einer breiten Galerie, die durch ein Geländer von der dämmerigen Weite abgeschirmt war. Eine Holzstiege führte in die Tiefe. Tunne lschlangen flüchteten mit Geraschel und Gescharre, als das Licht aufflammte. Capiam erkannte Regale, die allem Anschein nach bis zum Deckengewölbe hinaufreichten. Fässer, Kisten und staubbedeckte Trockengestelle drängten sich aneinander. Er hatte den Eindruck, daß hier gewaltige Schätze lagerten, und sein Zorn über Tolocamps Geiz wuchs.
    »Sehen Sie, Meister Capiam! Das sind die Früchte meiner Arbeit, seit ich alt genug war, Blätter und Blüten zu pflücken 287
    oder Wurzeln und Knollen auszugraben.« Nerilkas sarkastisches Flüstern war nur für seine Ohren bestimmt. »Ich will nicht behaupten, daß ich jedes einzelne Regal bis an den Rand gefüllt habe, aber meine Schwestern würden mir ihren Anteil nicht verweigern, wenn sie noch lebten. Leider sind nicht mehr alle dieser Schätze zu gebrauchen, selbst Kräuter und Wurzeln verlieren mit der Zeit ihre Heilkraft. Nur die Tunnelschlangen werden fett von dem Zeug. Sim, verteile die Joche, die dort drüben in der Ecke liegen! Ihr schafft zuerst die Ballen ins Freie.« Ihre Stimme klang freundlich, aber befehlsgewohnt.
    »Meister Capiam, darf ich Ihnen den Fellissaft anvertrauen?«
    Sie deutete auf eine große Glasflasche in einem Korb aus Weidengeflecht. »Ich nehme das da.« Sie zerrte ein unförmiges Bündel an einem Tragriemen hoch und schwang sich einen zweiten Packen über die Schulter. »Ich habe heute nacht frischen Tussilago gemischt. So ist es gut, Sim. Ihr könnt jetzt losgehen. Wir benutzen den Kü-chenausgang. Baron Tolocamp hat sich erst kürzlich darüber beschwert, daß die Dienstboten die Teppiche des Wohntraktes zu sehr

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