Pern 07 - Moreta, die Drache
hätte. Er sah, wie vier Wachtposten Tirone und seine Gruppe einzuholen versuchten.
»Sie können so langsam gehen, wie Sie wollen, das machen 290
alle Dienstboten, aber halten Sie auf keinen Fall an!« wisperte sie.
Auch sie beobachtete die Wachen, und ihre Augen blitzten boshaft, als die Männer halbherzig versuchten, Tirone und seine Leute zur Umkehr zu überreden. Nach einem kurzen Wortwechsel setzten die Männer ihren Weg zur Harfnerhalle unbehelligt fort. Nerilka und Capiam näherten sich der Posten-kette. Das Lazarett befand sich zur Linken der steilen Klippe, in einem kleinen Tal, das man von der Burg aus nicht einsehen konnte. Die Wachen waren oberhalb des Lagers postiert, wo Baron Tolocamp sie im Blickfeld hatte. Eine roh gezimmerte Wachhütte und ein provisorischer Zaun bildeten die Grenze.
Nerilkas drei Knechte legten ihre Lasten am Wachhaus ab, neben einigen Körben mit Nahrungsmitteln, die schon zum Abholen bereitstanden. Dann trotteten die Männer langsam zur Burg zurück, die leeren Tragjoche über den Schultern.
»Wenn Sie den Grenzzaun überschreiten, Meister Capiam, läßt er Sie nicht mehr in die Burg zurück!« warnte ihn Tolocamps Tochter.
Capiam nickte. »Wir sehen uns später, Lady Nerilka.« Als sie sich der Hütte näherten, erhielten gerade einige Posten den Befehl, die Körbe und Ballen in das abgegrenzte Gelände zu bringen. In gebührendem Abstand warteten geduldig ein paar Männer und Frauen, um die Sachen in Empfang zu nehmen.
»Einen Moment, Meister Capiam.« Der Gardeoffizier trat näher und warf ihm einen verlegenen Blick zu. »Sie müßten im Lazarett bleiben, wenn Sie ...«
»Keine Sorge. Ich möchte lediglich verhindern, daß diese Medizin hier mehr als nötig herumgestoßen wird, Theng.
Machen Sie den Leuten klar, daß die Fracht kostbar und sehr zerbrechlich ist!«
»Gut, den Gefallen kann ich Ihnen gern erweisen«, entgegnete Theng erleichtert. Er nahm den großen Glasbehälter entgegen. »He, das hier ist ein Medikament, das ihr mit 291
Vorsicht behandeln sollt!« rief er den Wartenden zu. »Am besten übergebt ihr es gleich einem Heiler!«
Die Gruppe aus dem Lazarett setzte sich in Bewegung, um die Vorräte abzuholen, und Theng trat hastig den Rückzug an.
Nerilka stand direkt hinter ihm, und als er sich umdrehte, um zur Wachhütte zu stapfen, huschte sie an ihm vorbei und gesellte sich zu der Abordnung aus dem Lager. Capiam
erwartete einen Aufschrei, denn sicher hatten die übrigen Posten sie bemerkt. Aber nichts geschah. Nerilka wanderte bereits den Hang hinunter auf die Zeltreihen des Lazaretts zu, als Theng ihn am Arm nahm.
»Äh, Sie verstehen, Meister Capiam, ich kann nicht zulassen, daß Sie mit einem Ihrer Gildeangehörigen zusammenkommen«, erklärte er schüchtern, als Capiam noch einmal nach Nerilka Ausschau hielt.
»Ich weiß, Theng. Mir ging es vor allem um die Medizin. Wir haben nur noch so wenig davon.«
Theng schnalzte bekümmert mit der Zunge und begann dann seine Posten neu zu ordnen. La ngsam wandte sich Capiam ab.
Das Lazarett hatte nicht nur reichliche Vorräte, sondern obendrein eine wertvolle Pflegerin erhalten. Er mußte ein paar Freiwillige bitten, daß sie einen Teil der Medikamente holten und so rasch wie möglich nach Ruatha brachten.
*
»Man könnte das Sekret einer gesunden Königin anzapfen und auf Tamianths Gelenke streichen«, sagte Moreta zu Leri.
»Außerdem sollst du nicht so weit laufen! Wäre es nicht einfacher, einen Boten mit der Nachricht hierherzuschicken?«
Sie standen am Eingang der Brutstätte und unterhielten sich leise, obwohl Orlith so fest schlief, daß sie vermutlich selbst bei lautem Geschrei nicht erwacht wäre. Die Drachenkönigin war immer noch erschöpft vom Eierlegen. Sie hatte ihren 292
Körper um die fünfundzwanzig ledrigen Eier geringelt und hielt das Königinnen-Ei zwischen den Vorderpfoten fest. Ihr Bauch spannte nicht mehr, und die Haut nahm allmählich wieder eine gesunde Farbe an, so daß Moreta Zeit fand, an Falga und ihre verwundete Königin zu denken.
»Das schafft doch keiner von denen!« entgegnete Leri mit einer Spur von Verachtung. »Zumindest erklärte das Kilanath.
Holth meinte, daß sie sehr beunruhigt wirkte.«
»Dazu gibt es auch allen Grund. Wenn sich bei Tamianth kein Wundsekret bildet ...«
Moreta ging auf und ab.
»Ist Falga bei Bewußtsein?«
»Sie phantasiert.«
»Die Epidemie?«
»Nein, Wundfieber. Sie haben es unter Kontrolle.«
»Verdammt. Falga weiß, wie
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