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Pern 07 - Moreta, die Drache

Pern 07 - Moreta, die Drache

Titel: Pern 07 - Moreta, die Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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die innere Felswand lehnen.
    »Hat es dich also erwischt!« sagte Leri unvermutet. Die alte Frau saß auf den Stufen vor Moretas Weyr; ihre Hände ruhten auf dem Knauf ihres Gehstocks.
    »Komm nicht näher!«
    »Ich werde mich hüten. Aber Orlith bat mich um Hilfe. Jetzt verstehe ich, warum. Sieh zu, daß du ins Bett kommst!« Leri schwang ihren Stock. »Ich habe alle Medikamente abgemessen und bereitgestellt, die auf Fortines Liste genannt sind. Weidensalz, Akonit, Federfarn ... ach ja, und der Wein enthält einen Schuß Fellissaft aus meinen Privatvorräten. Da siehst du, welche Opfer ich für dich bringe! Los, du schaffst es! Tragen kann ich dich nicht. Ich habe heute schon genug für diesen Weyr geleistet.«
    Leris trockener Humor gab Moreta die Kraft, die letzten paar Stufen zu erklimmen und in den Korridor ihres Weyrs zu wanken. An seinem Ende schimmerten Orliths Augen wie zwei große gelbe Räder. Einen Moment blieb sie stehen und
    schöpfte Atem. Ihre Schläfen pochten unerträglich.
    »Ich nehme an, die Leute in den Unteren Höhlen wissen nicht, daß du krank bist.«
    »Curmir ahnt es wohl, aber er wird schweigen.«
    »Vernünftig von dir - angesichts der Schreckensbotschaft von Igen! Sie schafft es, Orlith!« Dann schwenkte Leri wütend den Stock. »Nein, du hilfst ihr nicht. Du würdest mit deinem aufgeblähten Bauch höchstens im Korridor steckenbleiben.
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    Beeil dich, Moreta! Ich kann nicht die ganze Nacht auf dieser zugigen Treppe verbringen. Ich brauche meinen Schlaf.
    Morgen bekomme ich sicher jede Menge Arbeit.«
    »Danke. Ich hatte gehofft, daß du meine Aufgaben übernehmen würdest.«
    »So verkalkt bin ich noch nicht, daß ich Nesso nach Belieben schalten und walten lasse! Ich wünsche dir gute Besserung, Moreta!« Leris Stimme klang mit einem Mal sanft und leise.
    Sie richtete sich mühsam auf.
    Orlith kam bis an den Korridor und streckte die Schnauze aus, so daß Moreta sich festhalten konnte, als sie die Felsenkammer durchquerte. Orlith sandte beinahe greifbare Wogen von Zuneigung, Mitgefühl und Trost aus. Dann war Moreta in ihrem Schlafgemach; sie heftete den Blick fest auf die Medikamente, die auf dem Tisch bereitstanden. Insgeheim segnete sie Leri. Sie wußte, wie schwer es der alten Frau fiel, die Treppen nach oben zu steigen. Moreta trank den mit Fellissaft vermischten Wein in einem Zug und schnitt eine Grimasse, als sie den bitteren Nachgeschmack spürte. Wie konnte Leri das Zeug den ganzen Tag schlucken? Ohne sich auszuziehen, schlüpfte Moreta unter die Felldecke und bettete den Kopf ganz langsam auf das Kissen.
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KAPITEL IX
    Heilerhalle, 13.03.43; Kuppenfels-Konferenz und Fort-
    Weyr, 14.03.43; Heilerhalle, 15.03.43
     
    Capiam konnte nicht weiterschlafen, obwohl er sich am liebsten wieder in seine verrückten Fieberträume verkrochen hätte, weil sie leichter zu ertragen waren als das Elend, das die Rückkehr ins Bewußtsein brachte. Etwas drängte sich in sein verschwommenes Denken und zwang ihn zum Erwachen.
    Etwas, das er unbedingt erledigen mußte. Etwas, das keinen Aufschub duldete. Er öffnete mühsam die verquollenen, klebrigen Lider und richtete den Blick auf die Uhr. Es war neun. »Ach so ... Zeit für meine Medizin!«
    Ein Heiler konnte seine Berufsgewohnheiten offenbar nicht einmal dann abschütteln, wenn er selbst krank war. Er stützte sich auf einen Ellbogen und wollte das Pergament heranziehen, auf dem er den Krankheitsverlauf festhielt, aber ein Hustenreiz kratzte ihn wie mit winzigen Messern in der Kehle und ließ sich nicht unterdrücken. Diese Anfälle, die seinen ganzen Körper schüttelten, schwächten Capiam noch mehr als die Kopfschmerzen, das Fieber und die bleierne Gliederschwere.
    Ganz vorsichtig, um nur ja keinen neuen Anfall hervorzuru-fen, zog er die Notizen auf sein Bett und tastete nach seinem Schreibgerät.
    »Erst der dritte Tag?« Seine Krankheit schien jede einzelne Stunde zu einer Ewigkeit des Leidens auszudehnen. Zum Glück war der Tag schon zu drei Vierteln vorbei.
    Es tröstete Capiam kaum, daß sein Fieber nachgelassen hatte und die rasenden Kopfschmerzen zu einem dumpfen, aber erträglichen Pochen abgeflaut waren. Er legte die Finger der Rechten leicht auf die Schlagader des linken Handgelenks. Der Puls war immer noch schneller als normal, aber doch wesent-202
    lich ruhiger. Capiam trug den Wert ein und fügte eine Be-schreibung des harten, trockenen Hustens an. Wie auf dieses Stichwort hin schüttelte ihn der nächste Anfall. Er

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