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Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Titel: Pern 08 - Nerilkas Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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...«
    Jemand rief nach Desdra, und mit einer entschuldigenden Geste wandte sie sich ab. Dann kam die nächste bedrückende Trommelbotschaft aus dem Osten, von Keroon. Ich wanderte zurück, wie gelähmt von dem Wissen, daß am tragischen Ausgangspunkt der Seuche Hunderte von Menschen im Sterben lagen, während von vier kleineren Burgen im Bergland überhaupt keine Antwort auf die Trommelsignale kam.
    Ich hatte das Feld zur Hälfte überquert, als ich das unverkennbare Trompeten eines Drachen vernahm. Eisige Kälte machte sich in meinem Innern breit. Was konnte ein Drache auf Burg Fort suchen - zu diesem Zeitpunkt? Ich raffte meine Röcke und rannte los. Das massive Burgtor stand weit offen, und Campen befand sich am oberen Ende der
    Steinstufen, die Arme halb erhoben, offenbar starr vor Verblüffung. Eine Gruppe ängstlicher Gildemeister und zwei Pächter aus der Nachbarschaft umringten ihn, aber auch ihre Aufmerksamkeit galt jetzt dem blauen Drachen, der mit seiner mächtigen Gestalt den Hof überragte. Mir fiel auf, daß der Drache eine fahle ungesunde Farbe hatte. Doch dann blieb auch ich wie vom Donner gerührt stehen. Mein Vater stürmte die Stufen hinauf, geradewegs auf die Wartenden zu.
    »Es herrscht Quarantäne! Tod lauert über dem Land! Habt ihr die Botschaft nicht gehört? Seid ihr alle taub, daß ihr euch in solchen Massen versammelt? Weg von hier! Weg von hier!
    Begebt euch in eure Häuser und verlaßt sie unter keinen Umständen! Los - weg von hier, sage ich!«
    Er schubste den nächststehenden Pächter auf die Renner zu, die eben von Knechten in die Ställe geführt wurden. Zwei Gildemeister stießen zusammen, als sie hastig versuchten, seinen fuchtelnden Armen auszuweichen.
    Sekunden später war der Hof leergefegt, und nur die Staubwolken auf der Straße zeugten vom übereilten Aufbruch unserer Besucher.
    Der blaue Drache trompetete erneut und unterstrich mit seinem Flügelpeitschen den fluchtartigen Rückzug der Pächter und Gildemeister. Dann schnellte er in die Höhe und ging ins Dazwischen, noch ehe er den Trommelturm der Harfner-Halle erreicht hatte.
    Vater wandte sich an uns, denn meine Brüder waren beim unerwarteten Auftauchen des Drachen ins Freie gerannt.
    »Seid ihr wahnsinnig geworden, daß ihr hier Volksversamm-lungen zulaßt? Hat denn keiner von euch auf Capiams Warnung geachtet? Auf Ruatha sterben die Menschen wie Fliegen!«
    »Weshalb seid Ihr dann hier, Vater?« Die Frage meines Bruders Campen entsprang weniger seinem Mut als seinem schlichten Gemüt.
    »Was hast du gesagt?«
    Vater richtete sich auf wie ein Drache, der jeden Moment Feuer speit, und Campen zog sich ein paar Schritte zurück, um seiner Wut zu entgehen. Mich wunderte, daß Vater ihm keine Ohrfeige versetzte.
    »Aber - aber - aber Capiam sagte, die Quarantäne ...«
    Vater hob den Kopf, so daß sein schönes Profil voll zur Geltung kam, und streckte die Arme abwehrend aus, obwohl ohnehin niemand gewagt hätte, ihm zu nahe zu kommen.
    »Ich befinde mich von diesem Augenblick an ebenfalls in Quarantäne! Ich werde mich in meine Privatgemächer zurückziehen, und keiner von euch«, - er schien uns der Reihe nach mit seinem ausgestreckten Zeigefinger aufzuspießen -,
    »kommt in meine Nähe, bis«, - er machte eine theatralische Pause -, »die Inkubationszeit um ist und ich weiß, daß ich mich nicht angesteckt habe.«
    »Was ist über die Seuche bekannt?« hörte ich mich fragen. Es war wichtig für uns, möglichst genau über den Verlauf der Krankheit Bescheid zu wissen.
    »Wie groß ist die Ansteckungsgefahr?«
    »Keine Sorge, ich werde meine Familie nicht in Gefahr bringen.«
    Seine Miene troff vor Edelmut. Ich hätte ihm beinahe ins Gesicht gelacht.
    Keiner wagte sich nach Mutter und unseren Schwestern zu erkundigen.
    »Ihr werdet mir wichtige Mitteilungen unter der Tür durchschieben und das Essen im Korridor abstellen. Das ist im Moment alles.«
    Damit winkte er uns beiseite und stürmte in die
    Burggemächer. Wir hörten seine schweren Stiefel auf den Fliesen knallen und die Treppe hinauf stampfen. Alle schwiegen. Ein unterdrücktes Schluchzen brach schließlich den Bann.
    »Was ist mit Mutter?« fragte Mostar mit weit aufgerissenen Augen.
    »Eine berechtigte Frage«, entgegnete ich. »Aber es hat keinen Sinn, wenn wir hier Wurzeln schlagen und dem Volk ein schönes Schauspiel bieten.« Ich deutete mit dem Kinn zur Straße hin, wo sich die Bewohner der Hütten versammelt hatten und gafften, zunächst angezogen von

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