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Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Titel: Pern 08 - Nerilkas Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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dem blauen Drachen und nun von unserem Gruppenbild auf der
    Burgtreppe.
    Stumm zogen wir uns ins Innere der Burg zurück. Ich war nicht die einzige, die einen Blick auf die festverschlossene Tür im Erdgeschoß warf.
    »Das ist nicht anständig«, begann Campen und ließ sich auf den nächstbesten Stuhl fallen. Ich wußte, daß er Vaters viel zu frühe Rückkehr meinte.
    »Mutter wüßte, wie man mit Krankheiten umgeht«, sagte Gallen, und in seinen Augen stand Furcht.
    »Sie hat mir alles Nötige beigebracht«, entgegnete ich knapp.
    Ich glaube, ich ahnte schon damals, daß Mutter nicht mehr heimkehren würde. Außerdem war es wichtig, daß die Familie nicht in Panik geriet oder ihre Besorgnis offen zeigte.
    »Wir sind ein ziemlich zäher Schlag, Gallen. Das weißt du am besten. Du warst noch nie im Leben richtig krank.«
    »Ich hatte das Fleckfieber.«
    »Das hatten wir alle«, meinte Mostar spöttisch, und allmählich entspannten sich meine Geschwister.
    »Dennoch - er hätte die Quarantäne nicht durchbrechen dürfen«, erklärte Theskin sehr nachdenklich. »Der Burgherr muß mit gutem Beispiel vorangehen. Weshalb hat Alessan ihn nicht auf Ruatha festgehalten?«
    Darüber zerbrach ich mir auch den Kopf. Allerdings kann Vater so gebieterisch auftreten, daß selbst Barone, die mehr Einfluß besitzen als er, seinen Wünschen nachgeben. Ich weigerte mich aus irgendeinem Grund, Alessan Unfähigkeit zu unterstellen, auch wenn er sich Vaters Willen gebeugt hatte.
    Immerhin - eine Quarantäne blieb eine Quarantäne.
    In dieser Nacht fiel ich rasch in einen erschöpften Schlaf, aber ich wachte sehr früh auf. Selbst das Gesinde schlief noch, als ich mich erhob, und so las ich als erste die Notiz, die Vater unter dem Türschlitz durchgeschoben hatte. Am liebsten hätte ich den Zettel zerrissen. Daß er einen Fiebermittel-Vorrat verlangte, war ebenso verständlich wie sein Wunsch nach dem guten Wein und einigen Delikatessen. Aber er befahl Campen, Anella und >ihre Familie<, wie er es ausdrückte, in die Sicherheit der Burg zu bringen. Während er also meine Mutter und meine Schwestern in der Gefahr von Ruatha zurückließ, forderte er von seinem ältesten Sohn und Erben, nicht nur seine Mätresse nach Fort zu holen, sondern auch die beiden Bastarde, die sie ihm geboren hatte.
    Nun, es war kein echter Skandal. Mutter hatte über das Verhältnis stets hinweggesehen. In solchen Dingen besaß sie seit vielen Planetenumläufen Übung, und ich hatte einmal mitangehört, wie sie zu einer der Tanten sagte, sie sei ganz froh, hin und wieder den Aufmerksamkeiten des Barons zu entgehen. Aber ich konnte Anella nicht leiden. Sie kicherte albern und hängte sich wie eine Klette an Vater. Sobald er sie nicht beachtete, machte sie sich an Mostar heran. Sie hoffte wohl, Vater würde sie mit meinem Bruder verheiraten, wenn er genug von ihr hatte. Ich hätte ihr gern ins Gesicht geschleudert, daß Mostar andere Pläne hatte. Dabei wußte ich selbst nicht so genau, ob ihr jüngster Sohn von Vater stammte oder von Mostar.
    Ärgerlich verdrängte ich meine boshaften Gedanken.
    Zumindest hatte das Kerlchen eine ausgeprägte
    Familienähnlichkeit. Mit meinem Gürtelmesser trennte ich den Teil der Botschaft ab, der für Campen bestimmt war, und schob ihn unter seiner Tür durch. Die weniger verfänglichen Zeilen nahm ich mit in die Küchengewölbe, wo das schläfrige Gesinde eben die Strohmatten zusammenrollte und mit der Morgenarbeit begann. Meine Gegenwart rief zaghaftes Lächeln und eine gewisse Anspannung hervor. Ich bemühte mich um eine freundliche, zuversichtliche Miene und befahl der intelligentesten der Mägde, Vaters Frühstückstablett herzurichten.
    Im Hof stieß ich auf Campen, der den Wisch mit Vaters Anordnung geistesabwesend zusammenknüllte.
    »Was soll ich tun, Rill? Ich kann doch nicht einfach losreiten und diese Person am hellichten Tag in die Burg bringen.«
    »Schleuse sie über die Feuerhöhen ein. Dorthin richtet heute bestimmt keiner sein Augenmerk.«
    »Mir gefällt das nicht, Rill. Mir gefällt das überhaupt nicht.«
    »Wann hat Vater je gefragt, was uns gefällt, Campen?«
    Da ich keine Lust hatte, mir sein hilfloses Gejammer weiter anzuhören, schlenderte ich zur Kinderkrippe auf der Südseite der Burg. Hier wenigstens befand sich eine Oase des Friedens -
    soweit man bei neunundzwanzig Säuglingen und Kleinkindern von Frieden sprechen konnte. Die Mädchen wickelten, badeten und fütterten die Babys unter dem wachsamen

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