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Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Titel: Pern 08 - Nerilkas Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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erst, daß Baron Tolocamp Wachen aufgestellt hat, um uns am Betreten und Verlassen seines Herrschaftsgebietes zu hindern.«
    Das war das erste, was ich von den Vorsichtsmaßnahmen meines Vaters erfuhr. Meister Tirones Stimme senkte sich zu einem vertraulichen Flüstern.
    »Was bedeutet dieser Unfug von einem Internierungslager für alle Heiler und Harfner, die versuchen, mit den beiden Gildehallen von Fort Kontakt aufzunehmen? Wie sollen wir unsere Arbeit tun, wenn man unsere Bewegungsfreiheit derart einschränkt?«
    Der Heiler warf mir einen bestürzten Blick zu, denn Tirone übte offen Kritk an Erbbaron Tolocamp. Ich tat, als hätte ich nichts gehört. Zum einen waren die Worte nicht für meine Ohren bestimmt gewesen. Zum anderen wollte ich nicht vor Fremden zugeben, daß ich das Verhalten meines Vaters widerwärtig und empörend fand.
    Dann erschien Desdra auf der anderen Seite des Hofes. Ihre Züge hellten sich auf, als sie die Säcke sah, die wir anschleppten.
    »Aber Lady Nerilka, es hätten kleinere Mengen gereicht, um uns aus dem gegenwärtigen Engpaß zu helfen ...«
    »Ich rate Ihnen, nehmen Sie, was Sie bekommen können, solange ich noch in der Lage bin, Sie zu unterstützen.«
    Sie stellte keine Fragen, aber ich sah an ihren Blicken, daß sie verstanden hatte, was ich meinte.
    »Ich wiederhole mein Angebot, die Kranken zu pflegen, wer und wo immer sie sein mögen«, sagte ich so ruhig wie möglich, während sie mir die schweren Säcke abnahm.
    »Sie werden in der nächsten Zeit den Platz Ihrer Mutter einnehmen müssen, Lady Nerilka«, entgegnete sie leise und freundlich. In ihren tiefliegenden ausdruckslosen Augen war Mitgefühl zu lesen. Ich hatte einmal geglaubt, Desdra sei viel zu passiv und distanziert für ihren Beruf, aber inzwischen wußte ich, daß diese Einschätzung falsch war. Wie konnte ich ihr erklären, daß sie meine Lage völlig falsch beurteilte?
    Offenbar wußte man in den beiden Gildehallen noch nichts von Anellas Ankunft in Burg Fort.
    »Wie geht es Meister Capiam?« fragte ich, ehe sie sich abwenden konnte.
    »Er hat inzwischen die schlimmsten Stadien der Krankheit hinter sich.«
    Trockener Humor schwang in Desdras Stimme mit, und ich entdeckte ein Blinzeln in ihren Augenwinkeln.
    »Er ist viel zu eigensinnig zum Sterben und fest entschlossen, ein Heilmittel gegen die Seuche zu finden. Vielen Dank noch einmal, Lady Nerilka.«
    Sie nickte mir zu, und ich trat den Rückweg an. Sim trottete hinter mir her. Der arme Kerl! Ich vergaß immer wieder, daß Sim kurze Beine hat und meinen raschen Schritten kaum zu folgen vermochte.
    »Sim, wo befindet sich dieses Internierungslager von Baron Tolocamp?«
    Ich hatte noch keine Lust, in die Burg zurückzukehren. Mein Zorn war zu heftig, mein Kummer zu frisch. Ich besaß im Moment nicht die Spur von Selbstbeherrschung.
    Sim deutete nach rechts, wo die große Straße nach Süden in ein Tal abfällt und in einem Wäldchen untertaucht. Ich schlenderte die Straße entlang, bis ich die Wachtposten an der willkürlich gezogenen Grenze patrouillieren sah.
    »Werden hier viele Reisende aufgehalten?«
    Sim nickte mit ängstlichem Blick.
    »Harfner und Heiler auf dem Rückweg in ihre Gildehallen.
    Und Angehörige der Wanderstämme. Die ziehen hier oft durch.
    Aber bald werden Kranke darunter sein, die Hilfe in der Heiler-Halle suchen. Was werden sie tun? Sie haben ein Recht auf Behandlung.«
    Das stimmte. Selbst meine Mutter hatte sich stets großzügig gegenüber den Wanderstämmen gezeigt.
    »Lassen die Wachtposten niemanden in das Tal?«
    »Doch.« Sim nickte. »Aber nicht mehr heraus.«
    »Wer ist der Wachoffizier?«
    »Theng, soviel ich weiß.«
    Selbst Theng ließ sich überlisten, wenn man es geschickt anstellte. Er hatte eine Vorliebe für Wein, und wenn er einen guten Tropfen bekam, sah er vermutlich nicht über den Rand des Bechers hinweg. Heiler und Harfner, denen der Zugang zu ihren Gilden abgeschnitten war? Vater benahm sich nicht nur wie ein Idiot, er war auch ein Feigling. Und ein Heuchler. Er hatte das von der Seuche befallene Ruatha verlassen und damit die Bewohner von ganz Fort in Gefahr gebracht! Nun, ich jedenfalls kannte meine Pflichten den Gildehallen gegenüber -
    mein Vater hatte sie mir selbst eingebleut. Und ich brauchte ihre Hilfe vielleicht schon bald. Ich beschloß, ein Gespräch mit Felim und mit Theng zu führen.
    Als ich mich der Burg näherte, sah ich eine Gestalt an einem der Fenster im ersten Stock. Mein Vater? Ja, es war

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