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Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Titel: Pern 08 - Nerilkas Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Ich möchte lediglich verhindern, daß diese Medizin hier mehr als nötig herumgestoßen wird, Theng.
    Machen Sie den Leuten klar, daß die Fracht kostbar und sehr zerbrechlich ist.«
    Ich wandte mich ab und beschäftigte mich eingehend mit dem Glasballon. Theng kannte mich gut, und er würde für einigen Wirbel sorgen, wenn er meine Absicht durchschaute.
    »Gut, den Gefallen kann ich Ihnen gern erweisen«, entgegnete Theng. Er stellte den Glasbehälter neben die Ballen und schrie den wartenden Männern und Frauen zu: »He, das hier ist ein Medikament, das ihr mit Vorsicht behandeln sollt!
    Am besten übergebt ihr es gleich einem Heiler.«
    Ich hätte Capiam gern gesagt, daß ich mich um den Glasballon und die übrigen Medikamente kümmern würde, aber ich wagte mich nicht in Thengs Nähe. Der Wachoffizier geleitete Meister Capiam ein Stück zur Straße zurück, um sich zu vergewissern, daß er jenseits der Grenzlinie blieb. Ich nutzte die Gelegenheit und ging mit schnellen Schritten den Weg hinunter, auf die Abordnung des Lagers zu.
    »Äh, Sie verstehen, Meister Capiam«, hörte ich Theng sagen,
    »ich kann nicht zulassen, daß Sie mit einem Ihrer Gildeangehörigen zusammenkommen.«
    Ich war ungemein erleichtert, daß Theng den Meisterheiler so energisch am Betreten des Lazaretts gehindert hatte. Vielleicht war es anmaßend von mir, aber ich fand, daß Capiam in der Halle mehr ausrichten konnte als hier. Er mußte seine Leute führen und sich mit den Meistern der anderen Gilden beraten -
    besonders jetzt, da er und der Meisterharfner meinem Vater den offenen Kampf angesagt hatten. Auch wenn ich seine Haltung als Heiler bewunderte - es hatte keinen Sinn, wenn er sich in diesem Lager in Gefahr brachte. Vielleicht konnte man das Lazarett nun, da der neue Impfstoff zur Verfügung stand, ohnehin bald auflösen. Dagegen würde es noch lange dauern, bis Burg, Halle und Weyr die Folgen der Seuche überwunden hatten und zum Alltag zurückkehrten.
    Außerdem hatte ich einen sehr selbstsüchtigen Grund, wenn ich mich gegen Capiams Anwesenheit im Lager sträubte. Ich hatte nämlich die Absicht, nicht nur meine Identität, sondern auch meine Burgzugehörigkeit zu wechseln. Möglich, daß einige der Harfner und Heiler im Lazarett mein Gesicht schon gesehen hatten, aber sie würden mich nicht mit Baron Tolocamp in Verbindung bringen. Eine Tochter aus gutem Hause hatte in der Unbequemlichkeit eines Internierungslagers, umgeben von Ansteckungsgefahr und Tod, nicht das geringste zu suchen.
    Desdra hatte mein Hilfsangebot zweifellos auch aus diesem Grund abgelehnt. Sie wußte, daß eine junge Dame des Erbadels nicht öffentlich als Heilerin arbeiten konnte. Möglicherweise sah sie in mir aber auch eine verwöhnte, trotzige Person, und damit hatte sie nicht so ganz unrecht. Einige meiner jüngsten Reaktionen mußte man in der Tat als kleinlich und störrisch bezeichnen. Mir ging es jedoch nicht darum, heroisch auf meinen hohen Rang zu verzichten. Ich suchte vielmehr eine echte Aufgabe, anstatt auf Burg Fort festzusitzen, wo ich meine Energie mit Trivialitäten verschwendete. Zu den passenden Beschäftigungen für Mädchen meines Standes zählte beispielsweise das Säumen von Anellas Kleidern - und das konnte jede Magd aus der Web-und Nähstube besser erledigen als ich.
    Diese Gedanken gingen mir flüchtig durch den Kopf, während ich in das Lager schlurfte - obwohl ich als Tochter aus vornehmem Hause gelernt hatte, in winzigen Trippelschritten gleichsam über dem Boden zu schweben. Nun, ich hatte es in dieser Disziplin ohnehin nie zur Perfektion gebracht. Gebückt folgte ich den Männern und Frauen, die mit den Körben zur Grenzlinie gekommen waren. Nun konnte ich sehen, daß die meisten von ihnen die Harfnertracht trugen. Ich erkannte die Farben der Burg am Fluß und die der Meeresburg. Wanderer, die sich nach Burg Fort begeben hatten, um von Baron Tolocamp Hilfe zu erbitten? Der Weg bog in ein Wäldchen ab, und vor mir tauchten die primitiven Baracken und Zelte auf, die mein Vater hatte errichten lassen. Es war in der Tat ein Glück, daß wir bis jetzt so mildes Wetter hatten; meist brachte nämlich der dritte Monat noch Stürme, Schnee und
    schneidende Kälte. In Steinkreisen brannten offene Feuer. Ich sah Eisengestelle zum Befestigen von Kesseln und
    Bratspießen. Hatte Desdra meine Kraftbrühen hierher geschickt? Hohlwangige Gestalten mit glanzlosen Augen, gezeichnet von der eben erst überstandenen Krankheit, drängten sich um

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