Pern 08 - Nerilkas Abenteuer
Ereignissen in den großen Burgen und Weyrn. Bis zu meiner Ankunft hatten sie nur hin und wieder eine Trommelbotschaft von der Hügelburg erhalten, die sich im Grenzgebiet von Ruatha befand.
Ich gestand mir endlich ein, daß ich auf dem Wege nach Ruatha war. Unterbewußt hatte es mich seit vielen Planetenumläufen dorthin gezogen, aber meine Pläne waren immer wieder gescheitert. Nun konnte ich Ruatha und seinen Bewohnern vielleicht meine Hilfe anbieten. Die Gerüchte über die hohen Verluste auf Alessans Stammburg waren
erschreckend, aber ich hatte irgendwie das Gefühl, daß ich ein Opfer bringen mußte, weil ich eine gewisse Mitschuld am viel zu frühen Tod meiner Mutter und meiner Schwestern trug.
Sicher gab es auf dem leidgeprüften Ruatha genug Arbeit für mich, überlegte ich, während ich dahinritt. Ich verstand mich auf die Krankenpflege und sämtliche Haushaltsangelegenheiten einer großen Burg.
Mir dämmerte auch, daß die Seuche ohne Rücksicht auf Rang und Namen zugeschlagen hatte, ohne Ansehen des Alters oder der Wichtigkeit einer Person. Gewiß, die Kinder und die Alten waren anfälliger gegen jede Krankheit, aber die Epidemie hatte so viele Menschen aus der Blüte ihres Lebens und ihrer Schaffenskraft gerissen. Ihre Werke blieben jetzt unvollendet, und irgendwie wollte ich meinen Beitrag leisten, damit sie nicht in Vergessenheit gerieten. Oder machte ich mir da selbst etwas vor?
Als ich nachmittags die Hügelburg erreichte, wurde ich bereits sehnlichst erwartet. Ein Sohn des Burgherrn hatte sich eine lange klaffende Wunde zugezogen, und die Leute baten mich, sie zu nähen, obwohl ich einwandte, daß ich nur eine Botin der Heiler-Halle sei. Trelbin, der Burg-Heiler, hatte sich nach Fort begeben, als die Trommeln Ruathas die schlimme Nachricht von der Seuche verkündeten. Da mir weder auf Fort noch in der Heiler-Halle ein Mann dieses Namens begegnet war, vermuteten sie, daß auch er den Tod gefunden hatte. Lady Gana konnte zwar kleinere Schnittwunden selbst versorgen, aber die Behandlung dieses tiefen Risses traute sie sich nicht zu. Nun, ich hatte mehr als einmal bei chirurgischen Eingriffen assistiert, und ich wußte zumindest in der Theorie, was zu tun war.
Die Praxis bereitete mir mehr Probleme. Einen Saum zu nähen ist wesentlich einfacher als lebendiges Gewebe, das unter den Händen der Helfer zuckte und zitterte. Zum Glück hatte ich Fellis-Saft und Betäubungssalbe in meinen Vorräten, und der Junge spürte wenig von der Operation. Ich hoffte nur, daß die Stiche halten würden. Lady Gana zumindest zeigte sich beeindruckt, als ich fertig war.
Später erklärte ich, was es mit dem Serum auf sich hatte, und ich impfte alle Burg-Angehörigen mit Ausnahme der Berghirten, die nur selten in die bewohnten Gebiete herunterkamen. Lady Gana ließ sich nicht davon abbringen, daß die Seuche eventuell durch den Wind übertragen wurde, und deshalb mußte ich ihr in allen Einzelheiten beschreiben, mit welchen Mitteln man die Krankheitssymptome bekämpfte.
Ich weiß, daß sie mir nicht glaubte, als ich ihr klarzumachen versuchte, daß nicht die Epidemie selbst zum Tod führte, sondern Sekundärinfektionen, die den bereits geschwächten Patienten befielen. Schon aus diesem Grunde konnte ich nicht offen eingestehen, daß ich keine ausgebildete Heilerin war. Es hätte den Erfolg meiner Mission hier nur gefährdet.
Ein Sohn und eine Tochter von Bestrum und Gana hatten das Fest von Ruatha in Begleitung einiger Diener besucht. Seitdem fehlte jede Nachricht von ihnen, wie Lady Gana mir bedrückt erzählte. Allem Anschein nach hofften sie, daß ich nach Ruatha weiterreiten und mich nach dem Verbleib ihrer Kinder erkundigen werde.
Bestrum zeichnete gerade umständlich eine Wegekarte für mich, als draußen ein freudiges Geschrei ertönte. Wir beugten uns aus den Fenstern und entdeckten einen schwerbeladenen blauen Drachen, der soeben im Hof landete. Alle rannten ins Freie, um den Reiter zu begrüßen.
»Ich bin M'barak, Ariths Reiter aus dem Fort-Weyr«, stellte sich der junge Mann vor und deutete mit einem Grinsen auf die Fracht, die sein Drache trug. »Wir benötigen dringend Glasbehälter wie diese. Könnt ihr einige davon aus euren Vorräten entbehren?«
Obwohl der Reiter noch ein halbes Kind war, empfing man ihn mit großer Ehrerbietung. Bei einem Becher Klah und Lady Ganas ausgezeichnetem Kuchen berichtete der Besucher, daß auch die Renner an der Seuche erkrankten und geimpft werden mußten. Bestrum
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