Pern 08 - Nerilkas Abenteuer
zwischen Reiter und Drachen zu stark und
verzehrend. Oklina strahlte vor Glück, als sie zu B'lerion a7ufschaute, und darum beneidete ich sie ein wenig. Die großen schillernden Augen von Nabeth ruhten auf dem Paar, als wüßte der Drache genau, was zwischen den beiden vorging.
Es war bekannt, daß die Drachen telepathische Kräfte besaßen.
Ich weiß nicht, ob es nach meinem Geschmack gewesen wäre, ständig mit einem anderen Wesen meine Gedanken und Gefühle zu teilen. Aber als Drachenreiter gewöhnte man sich wohl daran.
Kaum hatten wir uns vom Abflug des ersten
Drachenkontingents erholt, da tauchten bereits die Königinnen des Fort-Weyrs auf. Zu meiner Überraschung war auch Leri gekommen, die frühere Weyrherrin von Fort. Sie steuerte ihre alte Drachenkönigin Holth in den Hof, während Kamiana, Lidora und Haura auf der Straße landeten. Als nächste erschienen S'peren und K'lon. Leri scherzte gutgelaunt mit Alessan und Desdra, aber ich bemerkte, daß sie insgeheim Oklina beobachtete. Das gleiche tat Holth. Offenbar war die Entwicklung noch ziemlich neu. Ich erinnerte mich plötzlich an meine Ankunft auf Ruatha. Sie lag erst drei Tage zurück, aber es hatte sich so viel ereignet, daß mir diese Zeit wie drei Monate erschien. Alessan und Moreta hatten damals auch so glücklich ausgesehen wie Oklina. Versuchte sich Leri persönlich ein Bild von der Situation zu machen?
Die Weyr hatten das Recht, in Burgen und Gehöften nach geeigneten Kandidaten für die Gegenüberstellung zu suchen, ganz besonders dann, wenn in der Brutstätte ein Königinnen-Ei heranreifte. Aber Oklina war so jung, so unerfahren. Dann schalt ich mich, daß ich Kritik an meinem neuen Burgherrn übte. Seine Entscheidungen gingen mich nichts an. Außerdem neigte ich dazu, mir zu viele Sorgen zu machen und in allen Dingen sofort die negative Seite zu sehen.
Gegen Mittag fanden wir Zeit für einen Teller Suppe und etwas Brot. Die meisten Serumbehälter waren abgeholt. Ich versuchte mir ein Bild von der Verteilungsstrategie zu machen.
Es dauerte knapp fünf Minuten, bis ein Drache landete. Wenn wir so rasch wie möglich arbeiteten, benötigten wir weitere fünf Minuten, um den Reitern die Flaschen zu überreichen. Ehe die Drachen wieder am Himmel kreisten, vergingen noch einmal drei bis vier Minuten. Auch wenn der eigentliche Flug im Dazwischen nur ein paar Sekunden in Anspruch nahm, verstrich insgesamt mindestens eine halbe Stunde, bis das Serum an Ort und Stelle abgeliefert war. Bei den vielen Burgen und Höfen im Westen, in Süd-Boll, Crom, Nabol und Fort sowie den weitverstreuten Siedlungen in Ruatha, Ista und dem Westen von Telgar hätte man die Drachenreiter sämtlicher Weyr für diese Aktion einsetzen müssen. Aber es waren nur acht vom Hochland, sieben von Fort und sechs von Ista.
»Zerbrich dir nicht den Kopf darüber, Rill!« riet mir Desdra mit schwachem Lächeln. »Es ist zu schaffen, wenn man die besonderen Fähigkeiten der Drachen berücksichtigt.«
Dieser Hinweis verwirrte mich noch mehr, aber in diesem Moment landeten die Drachenreiter von Ista und Fort, um ihre letzte Lieferung in Empfang zu nehmen. Die Tiere wirkten ein wenig fahl - kein Wunder, denn die Passage im Dazwischen forderte noch mehr Kraft als die häufigen Start-und Landeflüge. Leri sah völlig erschöpft aus, aber sie war auch die älteste Königin-Reiterin von Fort. Daß sie sich überhaupt auf eine so schwere Aufgabe einließ, zeugte von ihrem sehr starken Verantwortungsgefühl für Pern und die Weyr.
Plötzlich bäumten sich die Königinnen hoch auf und trompeteten empört los. Der einzige blaue Drache in der Gruppe duckte sich ängstlich. Leri sah ebenso wütend aus wie die übrigen Königin-Reiterinnen. Zwischen Tieren und Menschen schien eine hastige lautlose Konferenz stattzufinden.
Da ich Leri am nächsten stand, winkte sie mich heran und reichte mir kurzentschlossen die Serumbehälter, die ich ihr eben erst ausgehändigt hatte.
»Gib das S'peren, mein Kind! Er wird den Impfstoff für mich verteilen.«
Eine Staubwolke hüllte mich ein, als Holth einen kurzen Anlauf nahm und sich in die Luft schwang. Kaum hatte die alte Drachenkönigin den Außenwall von Ruatha überflogen, da verschwand sie auch schon im Dazwischen. Ein kalter Windstoß ließ mich frösteln. Auch die anderen Königin-Reiterinnen wirkten mit einem Mal ernst und grimmig. Ich verstand das nicht. Die Verteilung des Serums hatte geklappt, und eigentlich gab es eher einen Grund zur
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