Pern 10 - Die Renegaten von Pern
Milchbrüder.«
»Dann müßten Sie doch wissen, ob er jemals aus irgendeinem Grund auf dem Südkontinent war.«
»Er? Nein.« Dorse war ganz sicher. »Jeder mußte Bescheid wissen, sobald er nur einen Fuß vor das Burgtor setzte. Wahrscheinlich hatte er Angst, er könnte sich verlaufen oder die Haut seines kostbaren weißen Drachen zerknittern.«
»Ich verstehe.«
Und Toric verstand wirklich: Allen romantischen Vorstellungen zum Trotz war es nämlich keine Seltenheit, wenn Milchbrüder sich nicht ausstehen konnten.
»Sie wissen, daß meine Schwester Sharra zurückgekommen ist.«
Das konnte wohl kaum jemandem in der Burg verborgen geblieben sein. »Ich will, daß sie hierbleibt, mit niemandem zusammenkommt und weder Botschaften empfängt, noch selbst welche abschickt.
Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
»Vollkommen klar, Baron.«
Das klingt nicht schlecht, dachte Toric. Noch eine wichtige Angelegenheit, die es zu erledigen galt. »Lassen Sie sich von Breide ablösen. Er ist in Ihrem Schlafsaal, und er hat ein gutes Namens-und Personengedächtnis. Wenn Sie beide dafür sorgen, daß sie bleibt, wo sie ist, werde ich später ein ganz besonderes Anwesen für Sie finden.«
»Das ist kein Problem, Baron Toric.« Dorse grinste.
»Ich habe viel Übung darin, Leute im Auge zu behalten, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
Toric entließ ihn, rief seine zwei Echsenköniginnen zu sich und erteilte ihnen spezielle Anweisungen bezüglich Sharras Feuerechsen Meer und Talla. Zufrieden mit seinen Vorkehrungen badete und aß er, um sich dann zu überlegen, welcher zuverlässige, ehrgeizige 356
junge Pächter sich wohl dazu abstellen ließe, auf dem Plateau ein wachsames Auge auf seine Interessen zu haben. Wenn man in einem der verlassenen Gebäude etwas Brauchbares fand, wollte er genauestens darüber unterrichtet werden. Er hatte sich einen prächtigen Besitz aufgebaut, der an Reichtum und Größe selbst Telgar übertraf. Als Dorse ihm ganz selbstverständlich den Titel zuerkannte, der ihm schon längst gebührte, hatte sich das wirklich erfreulich angehört. Die Weyrführer von Benden und die anderen ließen sich im Moment von den leeren Versprechungen dieses Plateaus blenden, nun mußte er darauf drängen, vom Konklave als Baron des Südens bestätigt zu werden.
Vielleicht würde Sharra dann zu schätzen wissen, wieviel er für sie alle erreicht hatte, und willigte in seine Pläne ein. Sie brauchte einen Mann und Kinder.
Warum hatte sich Ramala nur gegen ihn gestellt? Die Müdigkeit überwältigte ihn. Er rollte sich auf dem Boden zusammen und deckte sich mit einem Fell zu, das für solche Zwecke in seinem Arbeitszimmer bereitlag.
Wenn er zum Plateau zurückkehrte, würde er diesem jungen Mann seine Absichten energisch ausreden, und damit wäre die Sache erledigt.
Als Tiroth und die anderen Drachen den Burgherrn und seine Pächter am nächsten Tag am Hügel absetzten, hielt Toric zuerst Ausschau nach Lessa und entdeckte sie zusammen mit anderen am Eingang zu Nicats Hügel. Dann sah er Jaxom und den Harfner und strebte auf die beiden zu. Soll der Harfner ruhig Bescheid wissen, dachte er, dann ist auch gleich ganz Pern im Bilde.
»Harfner!« Toric blieb stehen und nickte dem alten Mann höflich zu. Dafür, daß ihn halb Pern schon im Grab gesehen hatte, sah er übrigens noch recht munter aus.
»Toric«, sagte der Junge lässig über die Schulter.
»Baron Jaxom«, gab Toric so gedehnt zurück, daß der Titel wie 357
Hohn klang.
Jaxom drehte sich langsam um. »Wie ich von Sharra höre, halten Sie nichts von verwandtschaftlichen Beziehungen zu Ruatha.«
Toric lächelte breit. Das versprach, amüsant zu werden.
»Nein, mein adeliger Grünschnabel, davon halte ich nichts! Sie kann etwas Besseres haben als eine tischtuchgroße Burg im Norden!« Der Harfner sah ihn überrascht an.
Plötzlich tauchte Lessa neben Jaxom auf, ihre Augen blitzten hart wie Stahl. »Was höre ich da, Toric?«
»Toric hat andere Pläne für Sharra«, erklärte der Junge eher belustigt als verärgert. »Offenbar ist ihm eine tischtuchgroße Burg wie Ruatha nicht gut genug!«
Toric hätte viel darum gegeben, wenn er gewußt hätte, wer Sharra seine Worte zugetragen hatte. »Das soll keine Kritik an Ruatha sein«, warf er ein, denn der aufzuckende Ärger hinter Lessas starrem Lächeln war ihm nicht entgangen.
»Das wäre auch äußerst unklug. Sie wissen ja, wie stolz ich auf das Geschlecht von Ruatha und den jetzigen Träger des
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