Pern 10 - Die Renegaten von Pern
Geratewohl die Pachthöfe ab, und seitdem sind solche Vorfälle deutlich weniger geworden.« Er sah Asgenar an. »In ihrer gebirgigen Gegend würde das sicher nicht so gut funktionieren.«
»Damit haben Sie sie nur aus Keroon hinaus-und nach Bitra hineingetrieben!« rief Sifer empört. Er war puterrot angelaufen.
»Hören Sie auf zu nörgeln, Sifer«, mahnte Laudey ungeduldig.
»Igen liegt gleich gegenüber von Keroon auf der anderen Flußseite, und bei uns lebt es sich leichter - ich glaube also nicht, daß Sie so sehr ausgebeutet werden, wie Sie glauben.«
»Es gibt eine alte Redewendung«, begann Robinton mit erhobener Stimme, um dem Wortwechsel ein Ende zu machen. »Wer einen Dieb fangen will, der setze einen Langfinger auf ihn an.« Sein verschmitztes Lächeln blieb nicht ohne Wirkung. Asgenar und Larad beugten sich interessiert vor.
»Wer soll da wen fangen?« fragte Sifer verächtlich.
»Besonders wenn der erste Dieb so erfolgreich ist.«
»Ich meine keinen echten Dieb, Baron Sifer«, fuhr Robinton fort,
»sondern einen Gesellen von mir, einen aufgeweckten Burschen, der es versteht, Zugang zu allen möglichen Kreisen zu finden. Wie Baron Asgenar schon sagte, werden die Ziele stets sorgfältig ausgewählt, und die Überfälle zeigen, daß die Banditen bestens Bescheid wissen über Karawanenwege und leere Höhlen sowie über Gewohnheiten und Arbeitsabläufe in Burgen, Höfen und Gildehallen.« Der Harfner sah zufällig in Larads Richtung, und nur deshalb bemerkte er den Schrecken und die Bestürzung in den Augen des jungen Barons.
»Am besten macht er gleich in meinen Höhlen den Anfang«, schlug Laudey vor und trommelte gereizt mit den Fingern auf die Tischplatte. »Dort herrscht ein ständiges Kommen und Gehen, obwohl meine Wachen, wie bereits erwähnt, für Ordnung sorgen«, fügte er trotzig hinzu. »Es ist ein riesiger Komplex - viele Korridore 132
und Tunnel, die bisher noch niemand erforscht hat. Ich habe so viele von den kleineren Eingängen zumauern lassen, wie ich nur konnte, aber ich hatte schließlich noch anderes zu tun.«
»Bei den vielen Leuten, die Sie aufnehmen, Laudey, ließe sich doch sicher jemand finden, der sich gerne ein paar Marken damit verdient, daß er die Augen nach Unregelmäßigkeiten oder plötzli-chem Reichtum offenhält«, schlug Asgenar vor.
»Unsinn, die meisten Heimatlosen hätten keinerlei Bedenken, für einen Anteil an der Beute einen Dieb zu verstecken«, grollte Sifer.
»Ich habe doch selbst erlebt, wie solche Leute vorgehen.«
Robinton zog in gespielter Überraschung die Augenbrauen hoch, und Corman schnaubte verächtlich, denn daß die Bitraner bis an die Grenze des Betrugs schacherten, war ein gängiger Witz.
»Dann sind Sie also damit einverstanden, daß ich meinen Gesellen als Spitzel einschleuse?« Robinton musterte die Gesichter. Die Barone wollten, daß etwas geschah, ohne daß ihre ohnehin knappen Reserven noch weiter belastet wurden. Gut, daß er ihre Zustimmung vorweggenommen hatte, dachte er. Der Spion war nämlich bereits an Ort und Stelle, denn der Harfner hatte seine eigenen Quellen und war längst im Bilde gewesen, als die Barone sich an ihn gewandt hatten.
»Ich schlage vor, daß wir die Sache für uns behalten, außerhalb dieses Raumes sollte niemand davon erfahren.«
»Sie haben geschickte Männer in Ihrer Gildehalle«, bemerkte Corman. »Und natürlich Frauen«, ergänzte er hastig, denn er war ganz begeistert von Menolly. »Aber wenn er nun erfährt, daß sich in einer unserer Burgen etwas tut, und unsere Hilfe braucht?«
»Wenn er Hilfe braucht, Baron Corman«, sagte der Harfner und lächelte verschmitzt, »dann hat er sich nicht geschickt genug angestellt. Überlassen Sie die Angelegenheit ruhig mir, bis der Winter vorüber ist.
Für jemanden, der es nötig hat, seine Spuren zu verwischen, liegt 133
im Moment zu viel Schnee.«
»Darauf würde ich nicht wetten«, murrte Sifer.
Thella hatte unter anderem verlangt, daß Keita sie über jede Veränderung im Ablauf des Burgalltags informierte. Keita wußte nicht viel mehr, als daß Baron Sifer von einem Drachenreiter abgeholt worden und über Nacht ausgeblieben war, aber sie hatte immerhin gehört, daß er bei seiner Rückkehr seinen Waldhütern befahl, ihm Bescheid zu geben, falls irgend etwas darauf hindeutete, daß die Höhlen an den Straßen oder in der Nähe von Höfen bewohnt würden, oder falls sie auf abgelegenen Wegen Spuren entdeckten. Auf dem Trommelturm von Bitra
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