Pern 10 - Die Renegaten von Pern
herrschte reger Betrieb, aber da man Geheimkodes verwendete, wußte Keita nicht, wovon die Botschaften handelten.
Thella las diese Nachricht immer wieder, sie freute sich fast auf die Herausforderung einer solchen Suchaktion. Sifers wegen machte sie sich keine Sorgen; seine Leute frönten lieber dem Glücksspiel oder jagten die Heimatlosen über Bitras Grenzen. Aber wenn man ihn reizte, entschlüpfte ihm vielleicht eher als Corman, Laudey oder Asgenar die eine oder andere brauchbare Information.
In letzter Zeit schienen tatsächlich mehr Patrouillenreiter im Tiefflug über den bewaldeten Hügeln und den Bergkämmen zu kreisen.
Damit hatte sie eigentlich nicht gerechnet. Sie wies ihre Leute an, sich möglichst wenig nach draußen zu wagen - die Lagerräume waren gut gefüllt, sie brauchten also keine Not zu leiden - wer trotzdem unterwegs sei, müsse seine Spuren hinter sich verwischen.
Dushik, Readis und Perschar brachten den Befehl zu den anderen Stützpunkten.
Die Bande würde eine Weile untertauchen.
Als Readis sechs Tage später zurückkehrte, berichtete er, daß der Meisterharfner zusammen mit Corman, Laudey, Larad und Sifer auf Burg Lemos gesehen worden sei.
»Sie haben also den Harfner zugezogen. Na und?«
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»Er ist kein Dummkopf, Thella.« Readis runzelte die Stirn, er fand die Nachricht beunruhigend und hielt ihre Sorglosigkeit nicht für angebracht. »Er ist nach F`lar der mächtigste Mann auf Pern.«
Thella riß in gespieltem Schrecken die Augen auf.
»Du machst mir richtig angst!«
»Die Harfnerhalle weiß über alles Bescheid. Sie sind stolz darauf, daß Sie die Ohren überall in den Ostbergen haben, Thella.« Readis gab sich alle Mühe, ihre Selbstgefälligkeit zu erschüttern. »Nun, seine Ohren und seine Trommeln reichen über den ganzen Kontinent, manche behaupten sogar, bis in den Süden.«
»Die Harfnerhalle hat nicht einmal eine Wachmannschaft!« höhnte sie.
Aber selbst Dushik schien die Bedenken zu teilen.
»Harfner brauchen keine Wächter«, sagte er. »Was ein Harfner weiß, das kommt auch unter die Leute, falls er das will.« Er starrte finster vor sich hin. »Ich mußte bis in den Osten fliehen, um dem Harfnergeschwätz zu entrinnen.«
»Ich weiß, Dushik, ich weiß.« Thellas Stimme klang unwirsch, aber sie lächelte ihren treuen Gefolgsmann beschwichtigend an. »Du überprüfst jeden, der plötzlich den Wunsch verspürt, sich unserer aufrechten Truppe anzuschließen. Harfner haben vom ständigen Saitenzupfen Schwielen an den Fingerspitzen.«
Dushik nickte, er war zufriedengestellt, aber Readis zog die Stirn in Falten.
»Ich weiß nicht, ob das genügt, Thella«, begann er.
»Wer hat hier das Sagen, Readis? Führen wir nicht ein gutes und viel bequemeres Leben als die meisten dieser windigen Berghof-bauern? Auf jeden Fall geht es uns doch besser als allen anderen Heimatlosen?« Ihre Worte hallten durch die Gänge bis in die anderen Höhlen. Sie schätzte diesen Effekt, der ihrer Stimme einen so vollen Klang verlieh, und außerdem schadete es nie, ihre Leute daran zu erinnern, wie gut sie unter ihrer Führung bisher gefahren 135
waren. »Fast zwölf Planetenumläufe hat es gedauert, bis die Barone überhaupt merkten, was vorgeht.«
Readis hielt ihrem Blick stand. »Thella, Herrin der Geächteten, Sie haben sich sehr für Fax' Vorgehen im Westen interessiert. Sie sollten nicht den gleichen Fehler machen wie er und die Harfner unterschätzen. Mehr habe ich nicht zu sagen.«
»Readis hat recht, was die Harfner angeht, Lady Thella.« Alle waren überrascht, als Giron das Wort ergriff. »Und dieser Robinton ist der gerissenste Mann auf ganz Pern.«
»Was ihr anführt, klingt überzeugend«, lenkte Thella ein, und Dushik atmete auf. Er reagierte immer sehr empfindlich, wenn jemand sie kritisierte. »Wir hatten viel Erfolg, das verführt zur Unvorsichtigkeit. Giron, wie viele Harfner kennst du?«
Giron zuckte die Achseln. »Ein paar. Bedella, unsere Weyrherrin, liebte Musik. Wenn sie es wünschte, hat die Harfnerhalle immer jemanden in den Telgar-Weyr geschickt.«
»Ich würde mich lieber um diese verfluchten Patrouillenreiter kümmern, die man erst sieht, wenn sie direkt über einem sind«, sagte Dushik mit einem bedeutungsvollen Blick auf Giron. »Sie sind das eigentliche Problem.«
Giron stand abrupt auf und verließ die Höhle, und Thella fuhr Dushik wütend an. »Überlaß ihn gefälligst mir, Dushik!«
*
»Hamian!« rief Piemur dem Bergwerksmeister zu und deutete
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