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Pern 10 - Die Renegaten von Pern

Pern 10 - Die Renegaten von Pern

Titel: Pern 10 - Die Renegaten von Pern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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nickte, klopfte auf den Reiseproviant, mit dem alle Reittiere bepackt waren, wendete Kesso und strebte im Schritt den Vorber-gen zu.
    *
    Es vergingen etliche Tage, bis Giron mit seinen scharfen Augen endlich die Spuren von Dowells Karren fand. Diese junge Rotznase von einem Händler sollte seine Unverschämtheit noch bereuen, schwor sich Thella. Sicher hatte er ganz genau gewußt, welchen der 174
    vielen Serpentinenpfade die Flüchtigen eingeschlagen hatten. Giron sagte an diesem Tag gar nichts, er war noch verstört vom Anblick der Drachen. Als die Tiere am Himmel erschienen und direkt auf sie zuschwebten, war er wie gelähmt. Sein Tier trottete nur weiter, weil es gewohnt war, dem ihren zu folgen.
    Als es Zeit wurde, ein Nachtlager aufzuschlagen, mußte sie einen geeigneten Platz suchen, ihn zum Absitzen zwingen und seine Finger gewaltsam vom Führstrick lösen. Am liebsten hätte sie ihn allein zurückgelassen, bis er wieder zu sich fand, aber vielleicht brauchte sie seine Hilfe, um sich das Mädchen zu schnappen.
    Später war sie froh, ihn mitgenommen zu haben, denn letztlich lebte er doch so weit auf, daß er etwas entdeckte, was ihr fast entgangen wäre: Radspuren in der weichen Erde.
    »Er muß versucht haben, seine Spuren zu verwischen, so viel Gerissenheit hätte ich ihm gar nicht zugetraut«, murmelte sie aufgebracht. Sie konnte sich nicht vorstellen, warum Dowell so überstürzt aufgebrochen war.
    Sie war doch so taktvoll und behutsam vorgegangen - und er hatte so eifrig an den Schnitzereien gearbeitet, als wolle er die Arbeit auch zu Ende bringen. Zehn Marken wären ein schönes Zubrot gewesen, wenn man eine längere Reise plante.
    Plötzlich kam ihr Brare in den Sinn. Hatte der alte Krüppel Dowell etwa gewarnt? Unwahrscheinlich, wenn das Mädchen für die Jäger aus den Höhlen so wichtig gewesen war, wie der Seemann behauptete. Sie hätten sicher nichts getan, um sie zu verscheuchen.
    Hatte Giron sie zu auffällig überwacht? Vielleicht hatte der ehemalige Drachenreiter die Familie in Unruhe versetzt. Auch ihr war Giron von Zeit zu Zeit unheimlich, gestern zum Beispiel, als er in Trance fiel.
    Vielleicht hatte auch jemand ausgeplaudert, wer sie war, und Dowell war in Panik geraten. Nun, wenn sie das nächstemal in die 175
    Höhlen von Igen kam, würde sie sich vergewissern, ob Brare loyal war!
    »Fäden?«
    Es war das erste Wort, das Giron seit drei Tagen sprach, und ausnahmsweise klang es so, als sei er nicht sicher. Er versuchte, zwischen den Ästen hindurch den Himmel zu sehen. Der Wald war hier sehr dicht, bestand allerdings zumeist aus Jungholz. Er warf ihr den Führstrick zu, trieb seinen Renner die Böschung hinauf, stellte sich in den Sattel und kletterte flink in das dichte Geäst eines Baumes.
    »Sei vorsichtig!« rief sie, als der Stamm unter seinem Gewicht schwankte. »Was siehst du?« Er gab keine Antwort, und sie wollte ihm schon nachklettern, als er ein Stück herunterkam. Tiefe Trauer stand in seinem Gesicht.
    »Drachen? Sporenregen?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nur ein Drache vielleicht, zwei, wie viele? Auf der Jagd?«
    »Einer, auf der Jagd. Wir müssen uns verstecken.«
    Die Äste überdeckten den Pfad nicht ganz, und die meisten Laubbäume hatten bereits ihre Blätter abgeworfen. Man konnte sie und Giron aus der Luft sehen.
    Thella trieb ihren Renner die Böschung hinauf und wäre von dem störrischen Packtier fast aus dem Sattel gerissen worden. Dennoch gelang es ihr, zwischen eine Gruppe von Nadelbäumen zu kommen.
    Giron drückte sich fest an den Stamm und blickte weiter zum Himmel auf. Sein Mund öffnete sich, fast als wolle er den Reiter anrufen, sich zu erkennen geben. Thella hielt den Atem an, aber ihr Begleiter schien mit dem Stamm zu verschmelzen und regte sich so lange nicht, daß Thella schon befürchtete, er sei wieder zu Stein erstarrt.
    »Giron? Was ist los?«
    »Noch zwei Drachen. Halten Ausschau.«
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    »Nach uns? Oder nach Dowell?«
    »Was weiß ich? Aber sie tragen Säcke mit Feuerstein.«
    »Du meinst, es kommt ein Fädeneinfall?«
    Thella überlegte angestrengt, wo sich der nächste Unterstand befand. »Komm herunter. Wir müssen weg!«
    Giron warf ihr einen leicht verächtlichen Blick zu, aber sie ging nicht darauf ein, sie war zu erleichtert, daß er da oben auf seinem Baum nicht abermals in Trance gefallen war.
    »Wir sind hier in Baron Asgenars kostbaren Wäldern«, sagte er.
    »Ganze Scharen von Drachenreitern werden dafür sorgen, daß kein einziger

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