Pern 10 - Die Renegaten von Pern
hätten sich vor Stolz kaum zu fassen gewußt.
Uvor wartete bereits, als Jayge zu dem Händler zurückkehrte, er war ein hagerer sympathischer Mann, der die Stuten und auch sein eigenes kräftiges Reittier wie seine eigenen Kinder behandelte. Auf dem langen Weg zum Gestüt unterhielt er Jayge damit, daß er den Stammbaum jedes Tiers über Generationen zurückverfolgte, seine Frau oder seine Söhne nannte er dagegen kein einziges Mal beim Namen. Außerdem gab er dem Jungen Hinweise für das Überleben im Ödland und zeigte ihm, daß neben den allgegenwärtigen Schlangen auch bestimmte Insekten und subtropische Pflanzen den Speiseplan bereichern konnten.
Im Gestüt hörte Jayge zum ersten Mal von dem ungewöhnlichen Güteraustausch mit dem Südkontinent.
Lasttiere und Renner, jeweils vier hochwertige Zuchtpaare, 244
standen bereit, um nach Abflauen der Winterstürme an Toric in die Burg des Südens geliefert zu werden.
Ein gewisser Meister Rampesi sollte sie mit einem Schiff abholen, das unter Deck Unterbringungsmöglichkeiten für derart wertvolle Tiere besaß. Jayge hatte dazu viele Fragen an die Gesellen, denn er war bisher der Ansicht gewesen, die Weyrführer von Benden hätten jeglichen Handel zwischen Nord und Süd untersagt, solange noch die Alten mit ihren Drachen im Süd-Weyr hausten.
»Es gibt Gründe, weißt du, neue Gründe, den Handel mit dem Süden wiederaufzunehmen. Es gibt Gründe«, versicherte, ihm ein älterer Geselle und sah ihn an, als könne er dazu noch vieles sagen, müsse sich aber zurückhalten. »Einige meinen, es hätte damit zu tun, daß bei uns die Förderung zurückgeht, während im Süden das Erz in Massen auf dem Boden herumliegt. Andere behaupten, die Burgherren hätten die Weyrführer unter Druck gesetzt, um Land für ihre jüngeren Söhne zu erhalten. Zwei Söhne des Barons von Fort sind schon unterwegs, und nachdem man diese Räuberbande jetzt in ein tiefes Loch gestoßen hat, werden ihnen vielleicht auch ein paar von Cormans Sprößlingen folgen.«
Jayge schnaubte. »Und was ist mit den Heimatlosen in den Höhlen von Igen, die nicht einmal ein anständiges Dach über dem Kopf haben?«
»Die!«
Verachtung spiegelte sich in den Zügen des Gesellen.
»Wer arbeiten will und seinem Burgherrn keine Schwierigkeiten macht, kommt überall unter.«
»Nun hör mal, Petter«, wandte ein jüngerer Geselle ein, »du weißt genau, daß das nicht immer der Fall ist.
Erinnere dich nur an die Scharen, die von Bitra kamen, als die ersten Fäden fielen. Baron Sifer hatte sie davongejagt, und dabei waren es durchaus arbeitsame Leute.«
Petter rümpfte die Nase.
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»Baron Sifer hatte sicher gute Gründe, und weder dir noch mir steht ein Urteil darüber zu.
Wo Rauch ist, ist auch Feuer, und sie hatten kein Empfehlungsschreiben vorzuweisen wie dieser junge Mann hier.«
Hätte Jayge nicht ganz andere Dinge im Kopf gehabt, so hätte er dem Gesellen in diesem Punkt widersprochen. Alle Pächter, kleine wie große, hatten aus den Fädenfällen ihren Nutzen gezogen.
Er erinnerte sich nur zu lebhaft an die demütigenden Handlanger-dienste, zu denen Childon ihn und seine Familie mit diebischem Vergnügen gezwungen hatte. Er kannte auch andere Fälle, in denen die Menschen aus Stolz - und purer Erschöpfung - lieber heimatlos wurden, als eine derartige Schinderei noch länger zu erdulden.
»Ist der Südkontinent so groß, daß er noch mehr Siedler von Fort und Keroon aufnehmen kann?« fragte Jayge den jüngeren Gesellen. »Mir scheint, als erstes brauchte man dort Männer und Frauen, die kräftig zupacken können, und keine Burgherrensöhne.«
»Willst du etwa seßhaft werden, Händler?«
Jayge mußte daran denken, was Temma zu ihm gesagt hatte, ehe er >Ende der Welt< verließ. »Du kennst doch die Händler«, gab er mit einem entwaffnenden Grinsen zurück. »Immer auf der Suche nach neuen Routen und neuen Waren, die sich leicht befördern und noch besser verkaufen lassen.
Die Tiere werden also auf Segelschiffen übergesetzt? Und die Betreuer stehen schon fest?«
Vielleicht sollte er Readis empfehlen, eine Weile im Süden unter-zutauchen. Er konnte seinem Onkel immer noch sein eigenes Empfehlungsschreiben geben.
»Darüber bin ich nicht im Bilde«, sagte Petter steif.
»Uvor hat sich nur mit dem Meister darüber unterhalten. Nun komm schon.« Er stieß den Jüngeren mit dem Fuß an. »Es gibt Hufe zu beschneiden und Zähne abzufeilen.«
Jayge bat den Schmiedemeister um Erlaubnis, seine
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