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Pern 10 - Die Renegaten von Pern

Pern 10 - Die Renegaten von Pern

Titel: Pern 10 - Die Renegaten von Pern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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altes Heim wiederbekommen hatten. Der Burgherr hatte ihnen auch Arbeiter geschickt, um die nötigen Reparaturen durchzuführen, und behandelte Barla in allem wie eine lange verschollene Verwandte. Die Familie war also eine halbe Welt von Thella entfernt, und Aramina befand sich im Benden-Weyr in Sicherheit.
    Jayge schloß sich dieser Ansicht nicht an. Solange diese Frau noch atmete, war niemand vor ihr in Sicherheit. Er war auf seinen Reisen als Händler mit den verschiedensten Menschen zusammen-getroffen und hatte die meisten guten Gewissens wieder vergessen können, sobald er weiterzog. Aber Thella war einmalig.
    Noch nie hatte er jemanden kennengelernt, der so abgrundtief böse war. Sie hätte es verdient, in ein tiefes Loch mit glatten Wänden geworfen zu werden, um darin zu verhungern.
    Endlich verwahrte Jayge das Päckchen mit der kostbaren Karte und den Skizzen von Readis sorgsam unter seinem Hemd, schwang sich auf Kesso und ritt dicht am klaren Wasser der Bucht von Keroon entlang nach Südosten. Er blieb auf verkehrsreichen Straßen, denn ein einsamer Reiter auf entlegenen Pfaden wäre eine allzu leichte Beute für Taschendiebe gewesen, die alles stahlen, was sie bekommen konnten.
    Thellas Bande mochte die am besten organisierte und die erfolg-reichste sein, aber sie war kaum die einzige.
    Die Reise war ermüdend, dennoch schlief Jayge nicht gut. Immer wieder ließ er den verhängnisvollen Überfall an sich vorüberziehen: den Steinschlag, die umkippenden Wagen, die Felsbrocken, die ihr 242
    Ziel verfehlten und in die Schlucht hinunterpolterten. Auch seine eigene Rolle im Kampf beschäftigte ihn stets von neuem, und die Frage, wie er Temma vor der schrecklichen Verletzung hätte bewahren, wie er Nazer hätte schützen, wie er mehr Banditen hätte töten können, ließ ihn nicht los.
    Der Anblick des Fußes und der Hand unter dem Geröll verfolgte ihn.
    In seinen Träumen sah er sie ebenso zucken wie Armalds armseli-gen Leichnam auf der Kiesstraße. Auch Temma tauchte auf, mit durchbohrter Schulter, von dem mit Widerhaken versehenen Speer an die Wagenwand genagelt, und immer wieder Thella, wie sie auf jenem Felsblock stand und all die Greuel dirigierte - und wie sie das Messer schleuderte und Borgalds Lieblingsochsen die Beinsehnen durchtrennte.
    Um diesen Träumen zu entkommen, wanderte er Stunde um Stunde im Kreis herum, blickte hinauf zu den klaren, hellen Sternen über dem Meer und malte sich aus, wie er Thella an einem Seil in ein tiefes Loch mit glatten Wänden hinabließ, wie sie erst schrie und schließlich um Gnade bettelte.
    In der Burg von Keroon schlug ihm ein mit Crenden befreundeter Händler vor, einem gewissen Stallmeister Uvor behilflich zu sein.
    Der Mann war mit vier ungebärdigen Stuten übers Meer gekommen, die er zu den Hengsten im Gestüt von Keroon bringen wollte, nachdem sie sich von der Reise erholt hatten. »Ich glaube freilich eher, daß sich erst sein eigener Magen von der Seekrankheit erholen muß«, bemerkte der Händler naserümpfend. »Wie auch immer, sein Lehrling hat sich ein Bein gebrochen, deshalb ist er ganz auf sich gestellt.
    Du kannst doch mit den Tierchen umgehen, junger Jayge, und ihr habt den gleichen Weg. Außerdem kann man ein paar zusätzliche Marken immer gut gebrauchen. Wenn du heute abend herkommst, triffst du ihn vermutlich an.«
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    Jayge brachte seinen Kesso in einem bequemen Stall unter, wo er bis zum Maul im Getreide stand, und erkundete anschließend die Burg Keroon. Er war noch nie so weit im Süden gewesen, auf dem Burggelände herrschte reger Betrieb, und es gab viel Neues zu sehen, unter anderem die Hafenanlagen zur Verschiffung von Gütern nach Ista und in den Westen. Jayge schlenderte zum Hafen hinunter, setzte sich über Mittag in eine Schifferkneipe, hörte den Seeleuten und den anderen Gästen zu und lauerte darauf, daß Thellas Name fiel. Von sich aus fragte er nicht nach ihr, aber er erkundigte sich vorsichtig nach einem ehemaligen Drachenreiter oder zeigte die Ski-ze von Readis vor.
    Immer wieder lenkte er das Gespräch auch auf den Benden-Weyr und auf die Drachenreiter. Sein höfliches Interesse fand Anklang bei Pächtern und Gildenangehörigen, die ihrem Weyr treu ergeben waren. Er erfuhr, daß eine Gegenüberstellung stattgefunden habe, aber die Glückliche, die Beljeth, die kleine Königin, für sich gewann, hieß Adrea und kam vom Graufels-Hof in Nerat. Angeblich war Adrea ein reizvolles, dabei sehr wohlerzogenes Mädchen, und die Nerater

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