Pern 11 - Die Weyr von Pern
wurde. Da der Meisterfischer sich allgemein großer Beliebtheit erfreute, sah man über seinen ungewohnten Zustand großzügig hinweg. Und als er auf die Ecke des Hofes zugetor-kelt kam, wo Jaxom, Sharra, Robinton, Sebell, Menolly und Tagetarl in ernstem Gespräch beieinandersaßen, empfand man seine Ausgelassenheit dort sogar als angenehme Abwechslung.
»Wir Fischer«, verkündete Idarolan in trunkener Leutse-ligkeit, »hätten unsere Gildehalle hier niemals halten können, wenn Blesserel Bur gherr geworden wär'. Ehe wir gewußt hätten, wie uns geschieht, hätt' er uns Masten, Spieren, Rümpfe und Anker unterm Hintern weggepfändet!« Sein Überschwang war ansteckend, und Jaxom war nicht der einzige, der unwillkürlich grinste. »Ich wär' mit der ganze n Gilde samt Meistern, Gesellen und Lehrlingen in den schönen Hafen gezogen, der auf den alten Karten als Monaco verzeichnet ist. Jawoll, genau so hätt' ich's gemacht, wenn 'n anderer Baron geworden war'
und nich' Ranrel.«
»Aber nun ist Ranrel ja Burgherr, und Sie sind aller Sorgen ledig«, versicherte Robinton dem Meisterfischer und bedeutete zugleich Sebell und Jaxom, für den Mann einen Hocker herbei-zuschaffen, ehe seine Beine unter ihm nachgaben. Menolly und Sharra boten ihm ein paar ausgesuchte Leckereien an, in der Hoffnung, damit der Wirkung des Weins gegenzusteuern.
»Was soll ich meine Zeit mit Essen verschwenden, kommt 312
sowieso bald alles wieder hoch.« Idarolan schob die Teller zur Seite und entschuldigte sich, als er aufstoßen mußte. »Einfach nicht drauf hören, meine Damen. Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen, aber anderswo drückt's dafür noch ganz gehörig, wenn Sie die Bemerkung verzeihen. Baron Jaxom ...«
Er beugte sich gefährlich weit vor und sah den jungen Mann mit verschwimmendem Blick an.
»Wären Sie wohl so freundlich, mir den Weg zu weisen, damit ich danach weitertrinken kann?«
Jaxom bat Sebell mit einem Wink, ihm zu helfen, dann faßten die beiden Idarolan rechts und links unter und steuerten mit ihm an der Küche vorbei, wo reger Betrieb herrschte, auf die nächste Toilette zu.
»Wirklich, Freunde, hab' 'ne Heidenangst gehabt, daß dieser Blesserel das Rennen macht. Dann wär'n wir nämlich erledigt gewesen, wir anständigen, fleißigen Fischersleute, das könnt ihr mir glauben«, faselte Idarolan weiter. »Nüchtern hätt' ich das lange Warten nicht ausgehalten. Da braucht man einfach 'n Glas zur Stärkung, vielleicht auch zwei oder drei«, grinste er, zum Zeichen, daß er sich über seine Verfassung vollkommen im klaren war. »Aber ihr kennt mich ja, Jungs, an Bord keinen Tropfen. Niemals. Und für meine Meister gilt das gleiche - für die jedenfalls, die auf der Gildenrolle stehen.«
Jaxom, beförderte ihn in eine Kabine. Sebell öffnete ihm flink die Kleider. Dann wandten sie sich beide höflich ab.
Idarolan stimmte ein Seemannslied an, brachte aber nur ein heiseres Lallen zustande, obwohl er in Anbetracht der genos-senen Weinmenge noch recht deutlich sprechen konnte. Er erleichterte sich so ausgiebig, daß die beiden Freunde sich erstaunt ansahen. Was mußte der alte Mann für eine Blase haben! Jaxoms Grinsen ging über in ein unterdrücktes Lachen, und schließlich platzte auch Sebell heraus. Idarolan grölte unbeirrt weiter.
Schließlich hatte der Meisterfischer sein Geschäft erledigt 313
und sank in sich zusammen.
»Hoppla! Festhalten«, rief Jaxom erschrocken. Nur mit Mühe gelang es ihm, sich Idarolans schlaffen Arm über die Schulter zu legen, ehe ihm der alte Mann wegrutschen konnte.
»Jetzt ist er hinüber, Jaxom, völlig hinüber.« Sebell schüttelte grinsend den Kopf. »Vielleicht wäre es am besten, ihn einfach hierzulassen, damit er seinen Rausch ausschlafen kann.«
»Das würde uns Meister Robinton niemals verzeihen. Lauf schnell in die Küche, Sebell, und schnappe dir einen Kanne Klah. Wir werden ihn schon wieder nüchtern kriegen. Warum soll er nur einen halben Tag feiern dürfen? Das Beste kommt schließlich erst noch.« Jaxom klappte den Deckel herunter, ließ Idarolan auf den Sitz sinken und drückte ihm eine Hand gegen die Brust, damit der schlaffe Körper nicht vornüberkippen konnte.
»Bin gleich wieder da.« Sebell huschte aus der Kabine und zog sorgsam die Tür hinter sich zu. Jaxom hörte seine Stiefel über den Steinboden schlurfen, dann wurde eine zweite Tür geöffnet und wieder geschlossen.
Er bemühte sich, Idarolan in eine andere, möglicherweise bequemere, auf jeden
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