Pern 11 - Die Weyr von Pern
Statue vor den Sternsteinen. Ruth erwiderte Lioths schrilles Trompeten und landete präzise auf seinem gewohnten Platz zur Rechten des Weyrführers von Fort. N'ton grüßte Jaxom mit erhobenem Arm und zeigte dann in den Kessel hinab, wo gerade vier Königinnenreiterinnen ihre Flammenwerfer in Empfang nahmen.
Ein blauer Patrouillenreiter, der einen Erkundungsflug unternommen hatte, tauchte unvermittelt über ihnen auf und signalisierte wie von alters her mit beiden Armen das Nahen der Fädenfront. N'ton bestätigte, und sofort drehten alle Drachen fast gleichzeitig die Köpfe nach hinten und nahmen von ihren Reitern den Feuerstein in Empfang. Die Königinnen taten lautstark ihre Kampfbereitschaft kund, stießen sich nacheinander vom Boden des Weyrkessels ab und schwebten in Spiralen nach oben, um sich zur Linken von N'ton und Lioth zu postieren. Der große Bronzedrache kaute bedächtig den ersten der vielen Feuersteinbrocken, die er vor Ende des Fädeneinfalls noch würde zerkleinern müssen. Auch Jaxom reichte Ruth einen Klumpen und lauschte andächtig, während 325
die Drachenzähne das phosphorhaltige Gestein zermalmten.
Inzwischen konnte er zwar wissenschaftlich erklären, wie die Drachen das Gestein in ihrem zweiten Magen verdauten und die dabei entstehenden Gase in einem Feuerstrahl ausrülpsten, aber das hatte seiner Hochachtung vor dem Drachengeschlecht keinen Abbruch getan.
Jaxom beobachtete Ruth sehr aufmerksam, dann und wann biß sich nämlich jeder Drache beim Kauen in die Zunge oder in die Wangen, ein an sich harmloses Mißgeschick, das ihm dennoch die Teilnahme an diesem Einsatz verbieten würde.
Als Lioth fertig war, stieß er abermals einen lauten Schrei aus, und N'ton bewegte mehrmals den Arm auf und ab, das uralte Zeichen, sich in die Lüfte zu schwingen. Lioth stieß sich mit einem mächtigen Satz vom Kraterrand ab, Ruth folgte ihm einen Atemzug später. Im nächsten Moment schwebten auch die Königinnen elegant über dem Boden. Lioth gewann an Höhe und schwenkte nach Südosten, und nun stieg ein Geschwader nach dem anderen auf und nahm Kampfposition ein: drei über N'ton und Ruth, drei dicht hinter ihnen, die dritte Gruppe darunter, und das Königinnengeschwader noch eine Ebene tiefer.
Die Augen aller Reiter waren auf N'ton gerichtet; alle Drachen hörten auf Lioths Wort. So oft Jaxom auch schon zugesehen hatte, wie die Drachenschwärme ins Dazwischen gingen, so oft er selbst dabei gewesen war, der Vorgang begeisterte ihn immer wieder von neuem.
Im Dazwischen ist es doch kälter als im Weltraum, erklärte er Ruth. Einen Atemzug später schwebten sie über Ruathas Südgrenze, unter ihnen wand sich der breite Fluß wie eine silberne Schlange. Und im Osten fiel der Silberregen, den sie zerstören sollten.
Die Geschwader trafen auf die Fäden, spien Feuer auf die dicken Knäuel und sahen ihnen nach, wenn sie sich in den Flammen ringelten, zusammenschrumpften und als harmlose 326
Ascheflocken in die Tiefe sanken. Die oberen Geschwader schossen blitzschnell über den Himmel, und ganz unten verfolgten die Königinnenreiterinnen die wenigen Fäden, die bis dahin der Vernichtung entgangen waren, mit zischenden Strahlen aus flüssigem Feuer.
Wieder einmal führten Jaxom und Ruth mit all den anderen den uralten Kampf zum Schutze Perns, fanden sich in seinen Rhythmus hinein, vermieden seine Gefahren, gingen ins Dazwischen und tauchten wieder auf, glitten über die ganze Breite der Fädenfront und sengten Schneisen durch den tödlichen Regen. Beide handelten auf Grund von Reflexen, die sich in langer Übung herausgebildet hatten und unabhängig von den bewußten Anweisungen des einen oder anderen Partners funktionierten.
Sie hatten die Front mindestens acht Mal durchflogen und waren dabei immer weiter nach Südosten geraten, als unmittelbar vor ihnen ein blauer Drache aufschrie und im Dazwischen verschwand. Wie erstarrt wartete Jaxom einen Herzschlag lang auf die Rückkehr des Blauen. Hunderte von Längen tiefer tauchte er wieder auf. Seine linke Schwinge war mit Brand-wunden übersät.
Es hat ihn schlimm erwischt , sagte Ruth, als der Blaue wieder verschwand. Sicher würde er in den Weyr zurückkehren, wo man ihn bereits erwartete, um die verletzte Schwinge mit Heilsalbe zu bestreichen und die Schmerzen zu betäuben.
Einer von den neuen Jungreitern. Immer wieder ist einer dabei, der die Augen nicht offenhalten kann.
Jaxom war nicht sicher, ob Ruth den Drachen oder den Reiter meinte. Der weiße
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