Pern 11 - Die Weyr von Pern
Mirrim hatte ihr Selbstbewußtsein zurückgewonnen. »Wir brauchen doch nur mehr Tanks
heraufzubringen?« Mit energischen Bewegungen öffnete sie ihr Reitgeschirr.
»Vorsichtig, Mirrim, du bist ... äh ... hoppla.«
Jaxom verstummte. Mirrim hatte tatsächlich vergessen, wie man sich im freien Fall bewegte, und trieb bereits auf die Decke zu. »Du mußt eine Hand ausstrecken und dich behutsam von oben wieder abstoßen. So ist es richtig.«
Mirrim war der Schreckensschrei im Halse steckengeblieben; außerdem wollte sie sich auch nicht unbedingt blamieren. Nun befolgte sie Jaxoms Anweisungen und brachte sogar ein mattes Läche ln zustande, als sie Paths Schnauze zu fassen bekam, die das Drachenweibchen ihr hilfsbereit entgegenstreckte. Zum Glück war die Grüne einigermaßen fest zwischen dem Gelä nder und der Wand eingeklemmt und deshalb den Launen des freien Falls nicht unterworfen.
»Steigen Sie jetzt ab, S'len, aber bewegen Sie sich dabei ganz langsam und sachte. Halten Sie sich an einem Nackenwulst oder sonst irgendwo fest«, mahnte Jaxom. Ehe er seine eigenen Reitriemen löste, nickte er Sharra zu. Für sie galt das gleiche wie für S'len.
Das Abladen begleitete er mit einem nicht abreißenden Strom von Ermunterungen und Ratschlägen. S'len jauchzte vor Begeisterung, als er merkte, daß man die schweren Tanks nur ganz vorsichtig mit einem Finger anzustupsen brauchte.
»Unhandlich sind sie immer noch«, stellte Mirrim fest, als sie einen davon in Richtung Lagerraum dirigierte. Dann grinste 335
sie. »T'gellan sollte mich sehen können. Jetzt ist mir auch klar, warum Akki ausdrücklich grüne Drachen verlangt hat.«
»Endlich bekommen einmal die Grüne n die besten Aufträ-
ge«, fügte S'len stolz hinzu.
»Grüne Drachen sind weitaus vielseitiger, als man gemeinhin annimmt«, erklärte Mirrim überzeugt. »Was man von grünen Feuerechsen nicht unbedingt behaupten kann«, fügte sie mit einem verdrießlichen Blick auf Reppas und Loks kindische Kapriolen hinzu. Die beiden schlugen mit begeistertem Geschnatter einen Salto nach dem anderen. Meer, Talla und Tolly, ihr eigener Brauner, hatten von diesen Albernheiten bereits genug, sie klebten mit schlaff herabhängenden Flüge ln am Fenster und betrachteten wie gebannt die Aussicht.
Sobald die Drachen ihrer Lasten ledig waren, forderte Ruth Path und Bigath auf, mit ihm ans Fenster zu kommen. Während der weiße Drache in aller Ruhe von oben herabschwebte, hatten Path und Bigath einige Schwierigkeiten, die den menschlichen Zuschauern Anlaß zur Heiterkeit boten.
»Sie lernen rasch«, sagte Jaxom anerkennend. »Immerhin sind sie ja ans Fliegen gewöhnt.«
Nachdem die Sauerstofftanks festgezurrt waren, bekamen auch die anderen Gelegenheit, den herrlichen Ausblick auf den riesigen Planeten zu genießen.
»Wendet er uns immer die gleiche Seite zu?« fragte Mirrim.
»Ich kann Benden von hier aus nicht sehen.«
»Ruatha auch nicht«, fügte Sharra hinzu.
»Der Ost-Weyr ist gerade noch zu erkennen«, warf S'len ein,
»und dabei hatte ich ihn für ziemlich groß gehalten!«
»Das versteht man unter einem geosynchronen Orbit, Freunde, das Schiff bleibt in bezug auf die Planetenoberfläche immer in der gleichen Position«, erklärte Jaxom. »Aber steuert doch einmal dort drüben das erste Schaltpult an - ganz sachte!« Er bekam Mirrim zu fassen, ehe sie sich zu heftig vom Fenster abstoßen konnte. »Auf dem Heckmonitor sieht man die Küste 336
von Nerat und einen Teil von Benden, aber«, er nickte Sharra zu, »die Burg des Südens liegt hinter dem Horizont.«
»Dann brauchst du Toric gar nicht erst heraufkommen zu lassen«, warnte sie ihn mit einem spöttischen Lächeln. »Er will sowieso nur den Südkontinent unter sich liegen sehen.«
Alle gelangten ohne Zwischenfälle zur Navigationskonsole, wo Jaxom den Heckmonitor aktivierte.
»Das ist gar nichts!« Mirrim nahm wieder einmal kein Blatt vor den Mund. »Viel zu klein.«
»Einen Augenblick bitte«, antwortete Jaxom und hob die Hand, während er im Geiste noch einmal die Schritte durchging, die erforderlich waren, um ein anderes Bild auf dem Hauptschirm erscheinen zu lassen. Dann tippte er den Kode ein. Voller Genugtuung beobachtete er den Bildwechsel.
»Beim Ei, das ist unglaublich!« staunte S'len mit weit aufgerissenen Augen. »Wie haben Sie das gemacht, Jaxom?«
Jaxom sagte die Eingabe her, und S'len nickte und murmelte den Kode leise vor sich hin.
»Jetzt werde ich den Mädchen helfen, die Fässer
Weitere Kostenlose Bücher