Pern 12 - Die Delphine von Pern
und Sebell von der Überraschung dieses Abends zu schreiben, doch der Anblick der leicht in der Abendbrise schwingenden Hängematte war unwiderstehlich; sie sank hinein - nur für einen Moment, wie sie dachte - und schlief augenblicklich ein.
Afo berichtete schwärmerisch von der Nolly, die für sie gesungen hatte. Delphine hatten eigene Lieder, die die Tilleks ihnen gründlich gelehrt hatten, daß sie in ihrer Erinnerung verankert blieben, und sie sangen sie im Gedenken an die Gewässer, aus denen sie stammten. Manchmal waren die Lieder traurig - aus den Zeiten, als viele Delphine sich in Netzen verstrickt hatten und gestorben waren. Manchmal kam die Trauer daher, daß die Mensche ihnen fehlten, die Arbeit, die man gemeinsam vollbracht hatte, und die fröhlichen Partnerschaften. Die glücklichen Lieder handelten von den Dingen, die die Delphine mit den Mensche zusammen getan hatten, von der Dunkirk, der Durchquerung der Großen Strömungen, vom Schwimmen durch den Wirbel, oder davon, daß die Delphine Menschendinge wiedergefunden hatten, die ins Wasser geraten waren und nicht dort bleiben sollten, und daß sie Menschen während der Stürme gerettet hatten. Die Delphine kannten und sangen viele Lieder. Manchmal stimmten alle Schulen in den Gesang ein, und die Klänge ertönten in 131
allen Gewässern Perns.
In dieser Dunkelzeit schwebten viele Lieder über den Großen Strömungen.
Nun ja, sie störten den Schlaf zweier Frauen und eines kleinen Jungen im Paradiesfluß-Gut, aber das endete mit der Morgenflut.
Und das Lied blieb bestehen, eine blasse und schöne Erinnerung, nicht eine traurige wie sonst so oft.
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6.
Aramina vermutete zwar, daß Alemi einen großen Teil seiner Zeit mit den Delphinen zubrachte, doch er erwähnte dies niemals gegenüber irgend jemandem in ihrer Hörweite.
Allmählich verblaßte das Abenteuer mit den Geleitfischen in Readis Erinnerung, da andere Erfahrungen es überlagerten: Er erlernte unter Meisterin Menollys Anleitung die traditionellen Balladen, erlebte die Geburt ihres zweiten Sohnes Olos und die von Kitrins lang ersehntem Sohn Aleki. Allmählich wurde Aramina ruhiger.
Readis war für sein Alter ein ungemein guter Schwimmer, doch wollte sie nicht, daß er sich durch weitere direkte Kontakte zu den Meeresgeschöpfen - Säuger oder was auch immer sie waren -, die ihn ins tiefe Wasser hinauslockten, kräftemäßig übernahm. Readis sollte von seinem Vater das Paradiesfluß-
Gut übernehmen, wenn sich Aramina auch manchmal heimlich dem Gedanken hingab, er könnte als Drache nreiter für den Ost-Weyr in Frage kommen: Er könnte das werden, wozu ihr der Mut gefehlt hatte. Er genoß es sichtlich, mit den vielen Drachen zusammen zu sein, die zum Paradiesfluß-Gut kamen; schon viele Drachenhäute hatte er im warmen Wasser abge-schrubbt, am häufigsten Lord Jaxoms weißen Ruth, der eine besondere Zuneigung zu ihrem Sohn zu haben schien. Es lag wirklich nicht außerhalb des Erreichbaren, dachte sie, daß man Readis das gleiche außergewöhnliche Zugeständnis machen würde wie Baron Jaxom, der sowohl Reiter als auch Gutsbesitzer war. Vielleicht würde ja diese Doppelrolle bei all den Plänen, Pern für immer von den Fäden zu befreien, bald auf weniger Widerstand stoßen. Manchmal fragte sie sich - wie viele auf Pern -, ob man die Weyrn wohl auflösen würde, wenn die Fäden keine Gefahr mehr darstellten.
Falls Readis ein Drachenreiter wurde, so wäre er natürlich 133
noch ziemlich jung - in seinen frühen Dreißigern -, wenn diese Annäherungsphase endete: ein Grund mehr, sowohl Reiter als auch Gutsherr zu sein. Schließlich war Jayge ein kräftiger Mann und würde das Ende der Fädenfälle bei weitem überleben. Also konnte Readis sowohl reiten als auch Land besitzen.
Und außerdem sprachen die Drachen bereitwillig mit ihm, ein bedeutsames Zugeständnis, wenn er das in seiner jugendlichen Unwissenheit auch noch nicht ahnte. Diese Bereitschaft der Drachen erfüllte sie mit Glück. Vielleicht würde das den Ausschlag geben, wenn es darum ging, ob er beim Schlüpfen eines Geleges als Kandidat anwesend sein durfte. Sie war sich absolut nicht sicher, wie Jayge diese ehrgeizigen Pläne für ihren Sohn berurteilen würde. Aber das bedeutete nicht, daß sie diese Pläne nicht hegen konnte. Readis' Fall unterschied sich von dem ihren in jeder Hinsicht. Es gab keinen Grund, diese verführerische Zukunft für ihren Sohn nicht in Betracht zu ziehen.
*
Der neue Harfner kam, Menolly selbst
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