Pern 12 - Die Delphine von Pern
fertigte. In jedem Haushalt würde besseres Licht eine enorme Hilfe darstellen, und während der heißen Jahreszeit würden Ventilatoren das Leben erträglicher machen. Man beschäftigte sich auch mit weiteren Anwendungsmöglichkeiten für den erzeugten Strom, beispielsweise dachte man an die Herstellung von Eis, mit dem man Fische länger frisch halten könnte. Alemi interessierte sich sehr dafür.
Jayge hatte Schwierigkeiten, einige dieser neuen Dinge zu verstehen, und so freute er sich sehr, daß Readis die Möglichkeit erhalten würde, sich die neuen Wunder in einem bessern
>Lernalter< anzueignen. Eine solche Ausbildung würde auch dazu beitragen, daß der Junge vom Rat der Grundbesitzer akzeptiert wurde, wenn die Zeit kam, daß er als neuer Grundbesitzer bestätigt werden mußte. In der Zwischenzeit wollte Jayge das Gut weiter ausbauen und seine Reichtümer besser nutzen. Grundkenntnisse im Rechnen, Lesen und Schreiben, die von den Harfnern neben den traditionellen Ba lladen und Liedern unterrichtet wurden, waren für alle, die als Lehrlinge ein Handwerk erlernen wollten, ausreichend, doch ein Gutsbesitzer brauchte eine breitere Ausbildung und einen weiteren Überblick. Als Jayge und Aramina als Schiffsbrüchige an der Küste gelandet waren, hatte Jayge sich die Kenntnisse eines Grundbesitzers in der Praxis durch Versuch und Irrtum aneignen müssen, doch für seine Söhne und Töchter wollte er 219
mehr.
Readis war für seinen ersten Schultag am kommenden Morgen parat - sein Rucksack gepackt, Flugjacke und -kappe zum Schutz vor der Kälte im Dazwischen bereitgelegt - als eine Feuerechse kreischend auf der Veranda landete. Er hörte ihren verzweifelten Schrei gleichzeitig mit seinem Vater und trat in dem Moment auf die Veranda, als dieser gerade die Kapsel mit der Botschaft ablöste, die die Feuerechse trug. Sobald er das kleine Tier losließ, flitzte es nach draußen, gefolgt von einer Schar ansässiger Feuerechsen, die sich seinem klagenden Geschrei anschlossen.
»Nein, nein, neinneinnein« , rief Jayge und schüttelte abwehrend den Kopf, als er die Botschaft überflogen hatte.
»Nein. Es kann nicht wahr sein!«
»Was ist los, Papa?« fragte Readis. Er hatte noch nie einen so entsetzten Ausdruck auf dem Gesicht seines Vaters gesehen.
Jayge ließ den Kopf auf die Brust fallen und sank gegen die Brüstung, bedeckte die Augen mit einer Hand und hielt in der anderen die Nachricht, einen schmalen Streifen Papier.
»Papa?« Readis spürte die Angst in sich aufsteigen. Etwas Schreckliches war geschehen. »Papa?« Readis wollte Gewiß-
heit.
»Readis, lauf und hol Boskoney! Nimm Delky!« Er zeigte auf den kleinen Renner, der ruhig im Schatten an der Hausecke stand.
Als Readis auf Delkys Rücken saß, blickte er zurück auf seinen Vater, der bewegungslos in sich zusammengesunken war. Er grub die Fersen in die Flanken des willigen kleinen Tiers, und es schoß davon. Readis war wirklich froh, daß er Delky zum Reiten an Land hatte, aber an das Schwimmen mit Kib oder Afo kam es einfach nicht heran. So geduldig und willig die Rennerstute auch war, sie konnte nicht mit ihm sprechen, nicht wie Delphine und Drachen es taten, und so fand er, daß ihr etwas fehlte. Selbst von Feuerechsen erhielt man 220
eine Art Antwort. Delky tat nur, was man von ihr verlangte.
Nützlich war sie gewiß. Er setzte sich auf ihrem Rücken zurück, und wie sie es gelernt hatte, kam sie sofort zum Halt, so daß Sand durch die offene Tür des Harfners spritzte.
»Wozu die Eile, Junge?« fragte Boskoney, der zur Tür kam.
»Papa braucht Sie. Dringend. Eine Feuerechse hat eine Nachricht gebracht, und die hat ihn schwer getroffen.«
»Ach?«
Readis bedeutete Boskoney, er solle sich hinter ihn setzen, wenn auch die Beine des Harfners auf dem Rückweg über die Grasbüschel streifen würden. Gehorsam und klaglos machte Delky auf der Hinterhand kehrt und galoppierte mit ihrer doppelten Bürde ebenso mühelos zurück wie sie, nur mit dem leichten Readis beladen, gekommen war.
»Was für eine Nachricht?« fragte Boskoney und langte unter Readis Armen durch, um sich an Delkys Mähne festzuhalten.
»Das hat er nicht gesagt. Nur, daß ich Sie holen soll. Seit ich weg bin, hat er sich nicht mehr gerührt«, flüsterte Readis Boskoney zu, als der Harfner bei der Verandatreppe abstieg.
Nun machte Readis sich echte Sorgen. Am Paradiesfluß trafen selten schlechte Nachrichten ein. Wenn etwas schiefging, fluchte sein Vater normalerweise, lief
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