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Pern 12 - Die Delphine von Pern

Pern 12 - Die Delphine von Pern

Titel: Pern 12 - Die Delphine von Pern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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und den Anblick ihrer trauernden Eltern.
    Es war der seltsamste Abend, den Readis je erlebt hatte.
    Er schaute zu, wie sein Vater lange Zeit seine Feuerechse Tork herbeizulocken versuchte, um sie mit einer Botschaft loszuschicken. Ein paar Frauen folgten seiner Mutter ins Haus und kamen mit Wein wieder heraus. Eine andere Gruppe ging in die eigenen Häuser zurück und holte etwas zu essen -
    allerdings aß, außer den hungrigsten der kleinen Kinder, keiner viel.
    Als die Sonne unterging, schien noch immer keiner heimge-hen zu wollen. Der Harfner saß auf der Verandatreppe und drehte ein halb geleertes Weinglas - Aramina und Jayge füllten immer wieder nach - in den Händen. Readis sah, daß ihm noch immer Tränen über die Wangen liefen, und Boskoney versuc h-te gar nicht, sie wegzuwischen. Nun, er war ein Harfner und somit ein Schüler von Meister Robinton, so konnte Readis seinen Kummer um den Meister verstehen. Für Readis war der Gedanke sogar noch trauriger, daß die Feuerechse des Meisters mit ihm gestorben war. Diese Art von Treue schnürte ihm den Hals zu - allein der Gedanke, Delky, Kib oder Afo könnten mit ihm zusammen sterben ... Das wäre ja beinahe geschehen, als er mit dem Dorngift im Fuß so krank gewesen war. Er wußte, daß Drachen starben, wenn ihre Reiter den Tod fanden, aber bisher war im Paradiesfluß-Gut niemand gestorben, der eine Feuerechse besaß, und so wußte er nicht, was in diesem Fall geschehen würde. Dann merkte er, daß die Erwachsenen auf dem Rasen sich leise miteinander unterhielten. Kami schlug vor, sie sollten ein paar Leuchtkörbe holen. So zeigte Readis ihr und Pardure, die ihre Hilfe angeboten hatte, wo diese lagen, und sie brachten so viele nach draußen, daß die bemerkenswerte Szenerie ausreichend beleuchtet war.
    Noch viele Umläufe später erinnerte Readis sich dieser Nacht und der Schatten auf den vertrauten Gesichtern, auf denen sich die Trauer um den erlittenen Verlust abzeichnete. Er erinnerte 224
    sich, daß, obwohl viele Weinschläuche geöffnet wurden und alle tranken, niemand vom Wein fröhlich wurde. Es wurde nicht gesungen, was für eine Gruppe, in deren Mitte sich ein Harfner befand, äußerst ungewöhnlich war. Als es immer später wurde, fragte Readis sich, warum niemand ihn und die anderen Kinder ins Bett schickte. Die kleinsten schliefen ein, wo sie gerade waren, auf dem Schoß der Eltern oder auf dem Boden neben ihnen. Schließlich stand er auf und holte Decken für Aranya, Kami, ihre Schwestern, sich selbst, Pardure und Askono; sein Brüderchen schlief bei der Mutter in der Hängematte auf der Veranda.
    Er versuchte wach zu bleiben, weil er wissen wollte, wie es war, wenn man die ganze Nacht aufblieb, doch das leise Gemurmel der traurigen Stimmen wiegte ihn in den Schlaf.
    Als er am nächsten Morgen aufwachte, lag er in seinem eigenen Bett. Bei einem Blick nach draußen merkte er, daß eine beträchtliche Anzahl von Menschen in dieser Nacht auf dem Gras geschlafen hatte. Boskoney lag in der Hängematte, Araminas hochgeschätzten kleinen Teppich über sich gebreitet.
    An diesem Tag hätte für Readis die Schule beginnen sollen, doch er wußte, heute würde keine Schule stattfinden. Die Schule war Meister Robintons Idee gewesen. Vielleicht würde es nun, wo er tot war, überhaupt nicht dazu kommen. Irgendwie mißfiel es Readis, daß ihm diese Möglichkeit nun vielleicht nicht mehr offenstand, um so mehr, als er auf dem Drachenrücken zur Schule befördert worden wäre.
    Sein Magen knurrte, da er am Vorabend aus Achtung vor dem Verstorbenen nicht viel zu sich genommen hatte, und so ging Readis zur Speisekammer, um sich etwas zu essen zu suchen.
    Von den leisen Geräuschen, die dabei entstanden, offensichtlich herbeigelockt, kam Aranya in die Küche, die kleine Almie an der Hand.
    »Hunger«, sagte Almie deutlich und verzog schmollend das Gesicht. Aranya trug einen sauberen Einteiler, Almie dagegen 225
    steckte noch immer in den verknitterten Kleidern des Vortags.
    »Ich bin leer in der Mitte.«
    »Ich geb' dir was zu essen, sei ruhig«, antwortete Readis leise. Er wollte nicht, daß seine Eltern geweckt wurden. Sein kleiner Bruder würde schlafen, bis er von einem lauten Geräusch aufwachte. Readis wollte nicht, daß Almie die Ursache dafür war.
    Er stellte Schalen auf den Tisch, füllte sie mit dem Obst, das immer gewaschen und geschnitten im Kühlkasten lag, und röstete Brot für seine Schwestern, damit sie ruhig blieben. Auf Almies Brot strich er die

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