Pern 12 - Die Delphine von Pern
Stimme des Harfners wurde fröhlicher, und er lächelte ein wenig schief - »alle Heiler bestehen darauf, daß Readis jeden Tag schwimmen muß, um die Beinmuskeln wieder zu kräftigen.«
»Wirklich?« Der schwere Druck auf T'lions Brust wich ein wenig.
»Das hilft ihm am besten, wieder gesund zu werden.«
»Was sagt seine Mutter dazu?«
Boskoneys Lächeln wurde noch ironischer. »Sie mußte der Behandlung zustimmen. Nur so wird er wieder laufen lernen.«
»Ohhhh!« Wieder vergrub T'lion den Kopf in den Händen und wiegte ihn hin und her.
»Er war wie ein Bruder für mich ...«
»Genug jetzt mit diesen Schuldgefühlen, T'lion. Es war eine unglückliche Verkettung von Umständen. Ich kann jedoch ohne Vorbehalt sagen, daß Readis begeistert ist. Er empfindet es nicht als Last, täglich mit den Delphinen zu tun zu haben.
Ich habe ihn zu seiner Mutter sagen hören, er laufe besser im Wasser als auf dem Land!«
T'lion lachte kläglich. »Was für ein tapferer Kerl er ist.«
»Er kommt schon wieder in Ordnung. Und du auch.«
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9.
In den nächsten vier Umläufen kam es, während Readis im warmen Wasser der Paradiesküste seine Beine gewissenhaft trainierte, in Landing, im Benden-Weyr, dem Landgut an der Meeresbucht und auf Burg Fort zu umwälzenden Entwick-lungen. Unter Akkis Anleitung vereinigten die Weyr, die Gildehallen und die Burgen ihre Kräfte und veränderten mit Hilfe von Akkis Technologie die Umlaufbahn des Roten
Sterns, so daß er nie wieder nahe genug an den Planeten herankommen würde, um ihn mit Fädenfällen zu bedrohen. An dem Tag, an dem die Explosion der Antimaterie-Triebwerke der drei Kolonistenschiffe durch Fernrohre beobachtet wurde, feierte jeder auf Pern das Ende der Tyrannei der Fäden.
Allerdings fielen die Fäden auch weiterhin, eine unbestreitbare Tatsache, die viele, Readis eingeschlossen, verwirrte.
»Warum hast du dann eigentlich gefeiert?« fragte er seinen Vater vier Tage später, als Fäden auf die Paradiesfluß-Siedlung fielen.
»Weil die Fädenfälle bald endgültig aufhören werden - dies ist die letzte Annäherungsphase.«
»Wirklich? Der Harfner sagt, wir hätten sie seit Jahrhunderten, und immer, wenn wir denken, daß es vorbei sei damit - in einem langen Intervall -, fängt es doch wieder an.«
Jayge betrachtete läche lnd seinen Sohn, der für seine elf Planetenumläufe groß war, und versuchte, das verkrüppelte Bein zu übersehen, das auf Zehenspitzen schief neben dem gesunden linken Bein stand. Er fuhr mit der Hand durch Readis' Locken und dachte, wie ungerecht es war, daß die Jungs in der Familie Locken hatten, während die beiden Mädchen glatthaarig waren.
»Die Drachenreiter sind zum Roten Stern geflogen und haben ihn so weit abgelenkt, daß er nie wieder nahe genug an Pern 215
herankommen kann, um es mit Fäden zu bedrohen.«
»Wie konnten sie denn einen Stern bewegen?« fragte Readis.
»Selbst für Drachen ist er zu groß.«
»Sie haben das Triebwerk der Dämmerschwestern benutzt. So haben sie den Stern aus seiner Umlaufbahn gedrängt, die ihn zu nahe an Pern heranbringt. Verstehst du, was ich meine?«
»Sicher. Der Harfner hat uns alles über das Sternensystem beigebracht. Für die Sonne hat er eine Kokusnuß hingelegt, und dann ist er bis zum Flußufer gegangen und hat einen winzigen Kiesel für Pern hingelegt.« Readis kicherte. »Er sagte, das sei die re-la-tive Entfernung.« Offensichtlich wiederholte Readis nur, was man ihm gesagt hatte, und verstand die Feinheiten der Erklärung noch nicht richtig.
»Pern ist nicht so klein wie ein Kiesel. Soviel weiß ich!«
»Wenn du mal älter bist, wirst du es besser verstehen.«
»Das sagen sie alle ständig«, erwiderte Readis angewidert.
»Du wirst feststellen, daß es stimmt«, erklärte Jayge, der das Echo seiner eigenen Stimme als Junge zu vernehmen meinte.
»Auf jeden Fall hat Boskoney uns den Rat gegeben, dich in der Schule von Landing einzuschreiben.«
»Wie? Und den Paradiesfluß verlassen?« Schon der Gedanke machte Readis schaudern.
»Tagsüber, sechs Tage von sieben, mit einer längeren Pause in der heißen Jahreszeit.«
»Muß das sein, Papa?«
»Du, Kami und Pardure sind eingeschrieben. Und damit hat der Paradiesfluß ungemein viel Glück, denn von den fünfund-zwanzig Plätzen für ausgezeichnete Schüler haben wir drei erhalten.«
»Du willst sagen, daß ich wegen meinem Bein weggehen
muß?«
»Kami und Pardure haben nicht das kleinste Gebrechen, mein Bursche!« erwiderte
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