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Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben

Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben

Titel: Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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begegnet ihnen Jamesberry. „Ich serviere in zehn Minuten das Mittagessen, Sir. Ist Ihnen das recht?“
    „Ja, Paganini. Wir zwei haben rechtschaffenen Hunger.“ Und dann gehen sie nach oben, und Perry stellt höchst befriedigt fest, daß Jamesberry die Zeit nicht ungenutzt hat verstreichen lassen. Die Tür quietscht und kreischt nicht mehr. Nicht einmal die Klinke gibt einen Laut von sich. Nach dem ausgezeichneten Essen brechen die beiden Detektive zu einem ausgedehnten Verdauungsspaziergang auf. Zunächst umrunden sie den gesamten See, den sie von Dickis Fenster aus sehen können, und Perry stellt dabei fest, daß er sehr fischreich zu sein scheint. Später klettern sie bergauf.
    Dicki hat einen Heidenspaß daran, sich wie ein Nudelholz von kleinen Hügeln herabrollen zu lassen, während Perry genußvoll den würzigen Duft nie gesehener Gräser und Pflanzen einatmet.
    In einer Mulde entdeckt Dicki ein umgebrochenes Schild, das sich bei näherer Begutachtung als ehemaliger Wegweiser herausstellt. Die von Wind und Regen abgenützten Buchstaben weisen darauf hin, daß das Schild einstmals den Weg nach Grantown anzeigte. „Fußweg nach Grantown 4 Stunden“ entziffern sie nach längerem Rätseln. Sie wissen nicht, daß das auf dem Schild gemeinte Grantown mit dem Grantown der Gegenwart kaum noch zu vergleichen ist. Außer dem Anblick der das Städtchen umgebenden unwirtlichen Berge hat sich wohl alles verändert. Gute Luft, eine Heilquelle und Unternehmergeist haben aus dem ehemaligen Dorf ein Paradies von gepflegten Parks, Wiesen und Kuranlagen werden lassen.
    Mit einigen rasch zusammengetragenen Steinen richtet Dicki das Schild, das so morsch ist, daß er seine Finger nach Belieben in das Holz drücken kann, wieder auf.
    Perry Clifton schlägt jetzt eine südliche Richtung ein, um nach einem weiten Bogen wieder auf Schloß Catmoor zu stoßen. Wie erstaunt sind die beiden Londoner, als sie nach dem Erklimmen eines neuen kleinen Hügels vor sich in einem sanft ausschwingenden Tal eine riesige Schafherde entdecken.
    Erschrocken weicht Dicki zurück, als ein junger Hammel angriffslustig auf ihn zuläuft, der in dem Jungen in der braunen Cordsamthose wohl einen Rivalen zu erkennen glaubt. Erst durch einige nachdrückliche Klapse kann Perry Clifton das zudringliche Tier in die Flucht schlagen.

    Es ist fast 18 Uhr, als das Schloß wieder in greifbarer Nähe vor ihnen liegt. So waren sie über vier Stunden unterwegs. Und weder Perry Clifton noch Dicki Miller haben eine Ahnung davon, daß jeder ihrer Schritte genau überwacht worden ist.

    Punkt 20 Uhr schickt Perry Clifton Dicki ins Bett. Das einzige Zugeständnis, das er dem widerstrebenden Dicki macht, besteht darin, daß. er ihm erlaubt, noch ein wenig das Licht brennen zu lassen. Er selbst setzt sich in seinem Zimmer an den kleinen runden Tisch, um zu schreiben. Sorgfältig notiert er chronologisch alle den Tag betreffenden Ereignisse. Ob es die Ankunft in Aberdeen oder die Unterredung mit Sir Douglas Everbridge ist, nichts vergißt er. Er ist so in seine Arbeit vertieft, daß er gar nicht bemerkt, daß in Dickis Zimmer noch immer Licht brennt, obwohl es fast 22 Uhr geworden ist.
    „Dicki, mach sofort das Licht aus!“ ruft Perry Clifton und lauscht nach nebenan. Doch nichts ist zu hören. Zwei Minuten später beugt sich Perry über den tief und fest schlafenden Dicki, um ihn wieder zuzudecken. Dann schaltet er das Licht aus…

    23 Uhr 45. Dreiviertel zwölf. Eine Viertelstunde vor Mitternacht. Perry Clifton liegt auf seinem Bett und starrt in die ihn umgebende Dunkelheit. Er wartet…
    Er wartet auf die Geister von Schloß Catmoor. Würden sie kommen? Und wenn ja, in welcher Gestalt? Vielleicht gaben sie sich auch mit der Zuspielung des weißen Raben für heute zufrieden? Sicher, so würde es sein.
    Perry Clifton spürt, wie seine Augen zu brennen beginnen, wie seine Lider schwerer und schwerer werden und der Schlaf immer fordernder wird. Er will wach bleiben. Und doch… nur ein einziges Mal die Augen schließen, vielleicht ließe dann das Brennen nach. Perry Clifton hebt mühsam den linken Arm, zwingt sich, auf das Leuchtzifferblatt seiner Armbanduhr zu sehen. 23 Uhr 50. Noch zehn Minuten bis Mitternacht. Noch zehn Minuten bis zur Geisterstunde. Perry Clifton fühlt, wie das Brennen in seinen Augen nachläßt, wie er von einer sanften Welle ergriffen wird, die ihn wiegt und schaukelt, hin und her… hin und her… Aus dem Schaukeln wird ein Gleiten, aus dem

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