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Perry Clifton und der Spionagering Rosa nelke

Perry Clifton und der Spionagering Rosa nelke

Titel: Perry Clifton und der Spionagering Rosa nelke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Zerberus vor der Tür. Anscheinend war das Trinkgeld hoch genug gewesen, um auch noch einen zweiten Neugierigen einen Blick in den sündigen Teil jenseits des schweren Samtvorhangs werfen zu lassen. Schmul schob seinen Kopf unten durch, Moritz einen halben Meter darüber.
    „Der da neben der Säule, der sich jetzt eine Zigarre anzündet, der ist es.“
    „Du meinst den, dem die blonde Frau eben das Feuerzeug ausgeblasen hat?“
    „Ja. Der Portier hat mir gesagt, daß man ihn auch .Indianer 1 nennt.“
    „Ich danke dir, Moritz. Was jetzt kommt, muß ich allein tun. Auge um Auge, Zahn um...“ Zum zweiten Zahn reichte es nicht mehr, denn eine laute, dem Bodinstein bekannt vorkommende Stimme rief eisenhart und unerbittlich: „Zur Seite da, Polizei!!“
    Und dann fegten sie an ihnen vorbei. „Los, weg hier!!“ zischte der Pianist dem Posaunisten zu. „Wir sind leider zu spät gekommen...“
    Iwan Poljareff steckte in einem eleganten nachtblauen Smoking. Der Ausdruck in seinem rotwangigen Gesicht glich dem eines Piloten, der vor sich am Himmel plötzlich ein Segelschiff auftauchen sieht. Goldkorn schob die Rechte unter Poljareffs linken Arm. „Gehen wir freiwillig, oder braucht es Gewalt?“
    Die Gespräche an den Nebentischen waren verstummt. Gespannt wartete man auf die Entwicklung des Zwischenfalls.
    Der „Indianer“ erhob sich, warf zwei Geldscheine auf den Tisch und strebte mit raschen Schritten dem Ausgang zu.
    Draußen, in der hellen Nacht, blieb er abrupt stehen und fauchte den Inspektor an: „Zum zwanzigstenmal das gleiche Theater. Was wollen Sie eigentlich von mir? Was liegt schon wieder mal gegen mich vor?“
    „Sie stehen unter Verdacht, einen Einbruch begangen zu haben. Ersparen Sie mir das Aufzählen Ihrer Rechte, oder möchten Sie den hübschen Vers hören?“
    Poljareff schwieg.
    „Na, dann nicht.“
    An dieser Stelle sei der Spitzname erwähnt, der Herschel Goldkorn anhing: „Die Nadel“ wurde er oft genannt. Und das bezog sich auf das Drumherum vor, nach und während seiner Verhöre. Seine Methode, Fragen zu stellen und gewisse Dinge auszusprechen, glichen Nadelstichen, die mitunter selbst durch besonders dicke Häute drangen.
    Diesmal fuhr der Polizist Salomon den Jeep, während Goldkorn und der smokingverpackte Poljareff die Hintersitze belegten.
    „Wo fahren wir hin?“
    „Ans Ziel!“
    „Ich habe mit nichts was zu tun. Alles, was man mir vorwirft, mag es sein, was es will, ist erstunken und erlogen.“
    Herschel sah Poljareff unverwandt an. Endlich wurde es diesem zuviel. Mit heiserer Stimme forderte er den Inspektor auf: „Starren Sie gefälligst woandershin!“
    Fast heiter klang es, als der Polizeiinspektor sagte: „Irgendwie erinnern Sie mich an einen Fußball... Mögen Sie Fußball, Poljareff?“
    Der Gefragte hielt die Lippen fest geschlossen und verzog keine Miene.
    „Ich liebe Fußball... Verblüffend, Ihre Ähnlichkeit. Ihre ganze Art zu gehen, zu stehen, zu sitzen ist fußballähnlich... Ich seh’ Sie direkt vor mir, wie Sie da vor einem Tor herumliegen, und ich... Sagen Sie mal, Gewissen haben Sie wohl nicht für ein Agorot, hm? Einen in die Jahre gekommenen Musiker zu bestehlen.“
    „Ich weiß von nichts!“ preßte Poljareff mühsam hervor.
    „Haben Sie gehört, Salomon, er weiß von nichts.“
    „Er weiß ja nie von nichts“, gab Salomon über die Schulter zurück.
    „Wo war ich gleich stehengeblieben? Stimmt, bei Ihnen vor dem Tor... Also, da sehe ich Sie liegen... Der Tormann steht da, so mit leicht eingeknickten Knien und hypnotischen Blicken, und ich, ich nehme einen Fünfzehnmeteranlauf... Habe ich Ihnen eigentlich schon mal gesagt, daß mich nichts so sehr in Wut bringt wie miese kleine Gauner, die ältere, alleinstehende Leute bestehlen... Nein, meine Wut ist nicht offiziell, nein, das ist mehr hier drin... Und wenn ich dann so einen langen Anlauf nehme, denke ich an solche Bälle, wie Sie einer sind... Fällt Ihnen vielleicht doch noch was zum Fall ein?“
    „Mir fällt..., mir fällt nichts ein!“ Poljareff tupfte sich den Schweiß von der Stirn.
    „Ich nehme jetzt Anlauf... Immer schneller werde ich, der Ball, ich versetze ihm einen solchen Tritt, daß er Effet bekommt und an die Torlatte knallt. Er kommt zu mir zurück... Ich erneut drauf — diesmal Pfosten. Wieder zurück, drauf... Und dann ist plötzlich die Luft raus. Da liegt er vor mir, und leise verflüchtigt sich die Luft in den Nachthimmel... Unsinn, es ist natürlich Tag, ich hab’

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