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Perry Clifton und der Spionagering Rosa nelke

Perry Clifton und der Spionagering Rosa nelke

Titel: Perry Clifton und der Spionagering Rosa nelke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Kleinigkeit?
    Goldkorn packte Elena vorsichtig am Arm und schüttelte sie leicht. „Überlegen Sie gut, Frau Jassiv, sahen die Backen aus wie bei einem Trinker? Waren es so richtige Säuferbäckchen?“
    Wieder nickte sie, schränkte jedoch sofort ein: „Aber betrunken war er nicht.“
    Herschel Goldkorn ließ ihren Arm los, faltete kurz die Hände und reckte sie nach oben. Seine Miene sah dabei jedoch wenig fromm aus. „Ich danke Dir, Herr... diesmal kriege ich den Halunken. Diesmal kriege ich Iwan Poljareff, auch wenn er Dir zehn Kerzen stiftet. Ich werde ihn in die Höhe werfen und nicht auffangen. Diesen Tag wird er sein ganzes restliches Leben in Erinnerung behalten.“
    Elena Jassiv war erschrocken zurückgewichen. Goldkorn beruhigte sie. „War nicht so gemeint, Frau Jassiv. Aber hinter diesem Poljareff bin ich seit zwei Jahren her. Und nun, nun habe ich zum erstenmal einen Augenzeugen, nämlich Sie, Frau Jassiv. Sie hören wieder von mir...“
    Schmul Bodinstein hatte sich trotz seines Jammers ein gutes Gehör bewahrt. Und er murmelte den Namen immer wieder vor sich hin: Iwan Poljareff. Kaum war die Polizei aus dem Haus, eilte er ans Telefon. Nacheinander rief er neun Nummern in Tel Aviv, Jaffa und Umgebung an. Und immer sagte er dasselbe: „Hilf mir, Freund. Ein schrecklicher Gauner hat mir die Sicherheit meines Alters gestohlen. Such nach einem gewissen Iwan Poljareff. Und wenn du ihn gefunden hast, ruf mich. Ich möchte ihn für den Frevel bestrafen, bevor ihn die Polizei fängt!“
    Eine Stunde nach diesem Gespräch waren alle Streifenwagen über die Fahndung nach Iwan Poljareff informiert. Ein Besuch in seiner Wohnung erbrachte weder besondere Erkenntnisse, noch fand man den Gesuchten. Goldkorn ließ einen seiner Leute, den Riesen, Gewichtheber und Sergeant Leo Grynspann, in Poljareffs vier Wänden zurück.
    22 Uhr.
    Noch immer keine Spur von Poljareff, der wegen seiner roten Backen in bestimmten Kreisen auch „der Indianer“ genannt wurde.
    Doch dann, kurz nach 23 Uhr, begannen sich die Ereignisse zu überschlagen.
    Schmul Bodinstein fuhr entsetzt zusammen, als das Telefon neben seinem Ohr zu rasseln begann. War er doch tatsächlich auf dem Sofa eingenickt.
    „Ja?“ meldete er sich, und leise kam es zurück: „Hier ist Moritz Levy. Schmul, ich habe ihn gefunden. Er sitzt in der ,Muschel’ und trinkt teuren Sekt.“
    Bodinstein war mit einem Schlag munter, munterer ging’s gar nicht. „Wo steckst du?“
    „In der Telefonzelle neben der Bar.“
    „Warte auf mich, Moritz, ich bin in einer Viertelstunde bei dir!“
    Der Pianist warf den Hörer auf die Gabel, betrachtete sekundenlang seine langen, schmalgliedrigen Finger und murmelte: „Werd’ mich vorsehen.“
    Er ging in die Küche, klappte den Sitz des einzigen Küchenhockers auf und angelte sich aus den dort gesammelten Werkzeugen eine grobe Holzraspel heraus.
    „Der Herr möge wegsehen!“ flüsterte er und ließ die Raspel in der Innentasche seines Jacketts verschwinden.
    23 Uhr 03.
    Inspektor Herschel Goldkorn, der gerade mit dem Verspeisen einiger Tomaten beginnen wollte, blieb bereits der allererste Bissen buchstäblich im Halse hängen. Der Polizist Simon Salomon kam ins Zimmer gestürzt und verkündete erregt: „Der Spitzel Naftali hat angerufen. Der Poljareff sitzt in der ,Muschel’ und säuft Sekt.“
    Herschel Goldkorn schoß in die Höhe.
    Um 23 Uhr 05 glaubte der Polizist Salomon, der neben Goldkorn saß, sein letztes Stündlein habe geschlagen. Des Inspektors Fuß hatte das Gaspedal des Polizeijeeps so hart auf die Bodenplatte des Wagens geknallt, daß dieser sich mit einem riesigen Vorwärtssatz und einem höhnischen Quietschen revanchierte.
    23 Uhr 19.
    Schmul Bodinstein sparte sich die Mühe des Abschließens und hetzte in Richtung Telefonzelle.
    Moritz Levy, erster Posaunist des städtischen Orchesters von Tel Aviv, kam ihm entgegen.
    „Ist er noch da?“ rief ihm Schmul zu.
    „Ja. Jetzt ist er zu Kaviar und Hummerschwänzen übergegangen.“
    „Er verfrißt meine ganze Altersversorgung. Nun ja, ich werde ihm das Böse aus dem Gesicht feilen. Und von den Händen. Komm, zeig ihn mir, ich kenne ihn nicht...“
    Moritz ging voran.
    Die „Muschel“ zählte zu den teuersten und exklusivsten Nachtbars von Tel Aviv. Hier bot man nicht nur eine überragende Küche, hier gastierten auch die besten Bands von Israel und die schönsten Tänzerinnen aus Übersee.
    „Ich bin’s noch mal“, sagte Moritz zu dem goldbetreßten

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